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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sich, was ihm die Möglichkeit gab, wieder Entscheidungen zu treffen und zu handeln, trotz der Schmerzen und des emotionalen Brodelns unter der Kruste bewusster Gedanken. »Geben Sie die zur Verteidigung notwendigen Anweisungen, Thalsen«, sagte er scharf. »Ihnen bleibt nicht mehr genug Zeit, einen Kontakt mit Dokkar herzustellen. Benjamin hat den Befehl über jene Schiffe, und er wird den ganzen Planeten vernichten, um mich zu erwischen.«
    Thalsen war Profi genug, um die Situation richtig zu bewerten und einzusehen, dass ihm keine Wahl blieb. Er hob den Kom-Servo. »Thalsen an alle Sicherheitsstationen von Orinja. Invasionsalarm. Ich wiederhole: Invasionsalarm. Hiermit autorisiere ich globale und lokale Defensivmaßnahmen.«
    Valdorian richtete einen demonstrativen Blick auf die vier Wächter. Thalsen nickte ihnen zu, und sie ließen ihre Waffen wieder sinken. Jonathan nutzte die Gelegenheit, trat vor und nahm einem der Männer den Hefok ab. Er richtete ihn auf Thalsen, aber Valdorian schüttelte den Kopf.
    »Schon gut, Jonathan«, sagte er. »Das hat jetzt keinen Sinn mehr.«
    Der Boden bebte, und ein Grollen kam aus der Ferne, wie von einem Gewitter.
    »Status Omega«, ertönte es aus verborgenen Lautsprechern. »Höchste Alarmstufe. Die Integrität der Minenstadt ist bedroht. Status Omega …«
    Valdorian trat zu den ovalen Fenstern, gefolgt von Jonathan und den anderen. Gefechtsshuttles jagten über die stählerne Schlange der Minenstadt hing, und dunkle Punkte lösten sich von ihnen, fielen den Habitaten und Pumpstationen entgegen: intelligente Bomben, die ihr Ziel von allein fanden. Es blitzte mehrmals, und Flammenzungen leckten dem graubraunen Himmel entgegen.
    Die Explosionen waren so heftig, dass sie nicht nur die Minenstadt erzittern ließen, sondern die ganze Scholle, auf der sie errichtet worden war.
    »Status Omega …«, ertönte es weiterhin. Irgendwo in der Ferne wies das Heulen einer Sirene darauf hin, dass die heiße, giftige Atmosphäre von Orinja in Habitatsegmente strömte.
    Valdorian wandte sich von den Bildern der Zerstörung ab. »Kontrollservo, Priorität Rungard Alvar Valdorian …« Er fügte eine lange Zahlen- und Buchstabenkombination hinzu und wartete.
    Nichts geschah.
    »Wir haben Ihren Prioritätskode deaktiviert«, sagte Thalsen in einem entschuldigenden Tonfall.
    Wieder grollte es, diesmal nicht so weit entfernt, und gleißendes Licht fiel durch die Fenster der Bibliothek.
    Connor sah noch immer nach draußen. »Die Explosionen kommen näher.«
    »Sie sollten die Sequenz möglichst schnell reaktivieren, Thalsen«, sagte Valdorian. »Wir brauchen das volle Potenzial der Sicherheitssysteme.«
    Gord Thalsen zögerte nur einen Sekundenbruchteil. »Ja. natürlich, Sie haben Recht.« Er betätigte die Kontrollen des Kom-Servos und sprach mehrere zusammenhanglos scheinende Worte.
    »Sie haben sich wirklich gut auf meine Entmachtung und Auslieferung vorbereitet«, sagte Valdorian spöttisch.
    Diesmal blickte ihm Thalsen in die Augen, und Valdorian sah dort eine Wahrheit, die er auch tief in seinem Inneren wusste. »Ein sinnloser Krieg findet statt. Ich habe ihn nicht begonnen, aber ich wäre vielleicht imstande gewesen, ihn zu beenden. Manchmal erfordert auch der Frieden Opfer.«
    Valdorian musterte Thalsen, während die Gefechtsshuttles der Allianz ihre Angriffe auf die Minenstadt fortsetzten. Etwas an dem hageren, kahlköpfigen Mann erinnerte ihn an Byron Gallhorn, den Ersten Bürger von Guraki. Gallhorn hatte an etwas geglaubt, und das galt auch für Thalsen. Dem Handeln und Denken beider Männer lagen gewisse Prinzipien zugrunde, eine Ethik, die Respekt verdiente. Aber Gallhorn ist tot, ebenso wie alle anderen, die auf Guraki lebten, erinnerte sich Valdorian.
    »Servo, Priorität Rungard Alvar Valdorian«, sagte er noch einmal und wiederholte die Zahlen- und Buchstabenkombination.
    Eine Säule geriet in Bewegung – ihr Sockel glitt mit einem leise Summen nach oben.
    »Kommen Sie«, sagte Valdorian und deutete auf die schmale, nach unten führende Treppe. Er sah einen der in leichte Kampfanzüge gekleideten Männer an und streckte die Hand aus. Der Mann wechselte einen kurzen Blick mit Thalsen und reichte ihm dann seinen Hefok.
    Valdorian steckte die Waffe ein, ging mit langen Schritten zur Treppe und eilte die Stufen hinunter. Schmerz begleitete ihn, war aber noch nicht so stark, dass er seine Fähigkeit zu folgerichtigem Denken beeinträchtigte. In diesen Momenten dachte er auch

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