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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nichts berührte ihn. Emotionslose Kühle herrschte in seinem Inneren und trennte ihn von allen Dingen, die ihn umgaben. Eine ähnliche Distanz, so erinnerte er sich, hatte er an Bord des Horgh-Schiffes gespürt, mit dem Unterschied, dass sie diesmal nicht von Kraftlosigkeit und Schmerz begleitet wurde.
    »Sie fragen nicht, wie es mir geht«, stellte Valdorian fest.
    »Ich weiß, wie es Ihnen geht«, erwiderte Connor. »Ich habe Sie behandelt, Dorian.«
    Dorian. Es gab nur zwei Personen, die ihn so nannten. Der Name klang wie ein Ruf aus der Vergangenheit.
    »Wo ist Jonathan?«
    »Er bespricht mit Gord Thalsen die Lage.« Connor hob einen kleinen Kom-Servo. »Ich habe sie bereits verständigt. Sie werden gleich hier sein.«
    »Es sieht schlimm aus, nicht wahr?«
    Der kleine, dicke Connor holte ein Taschentuch hervor und wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn. »Meinen Sie die allgemeine Lage oder Ihre besondere Situation?«
    »Wie viele Wochen bleiben mir?« Valdorian verharrte vor einem Fenster, doch als er sein Spiegelbild im der transparenten Stahlkeramik sah, wandte er sich abrupt ab.
    Connor schwieg. Anteilnahme erschien in seinem runden Gesicht.
    »Sie nehmen doch sonst kein Blatt vor den Mund, Reginald. Seien Sie ganz offen.«
    Connor hob das Taschentuch erneut zur Stirn, ließ es dann aber sinken und in der Hosentasche verschwinden. »Ihnen bleiben nur noch einige Tage.«
    Diese Worte änderten nichts an der kühlen Ruhe in Valdorian. »Einige Tage?«, fragte er. »Wie ist das möglich. Die Resurrektion …«
    »Resurrektionen können keine Wunder bewirken«, sagte Connor und kam etwas näher. »Die Schockwellen während der Sprünge des Horgh-Schiffes haben die genetische Destabilisierung enorm beschleunigt. Eigentlich können Sie von Glück sagen, überhaupt noch am Leben zu sein.«
    »Gijül – das Sippenoberhaupt der Horgh – hat mir ein Mittel gegeben…«
    »Andernfalls wären Sie spätestens nach dem zweiten oder dritten Sprung gestorben. Die Schmerzen müssen schrecklich gewesen sein …«
    Valdorian entsann sich an die Pein, auch an die visionären Erlebnisse, aber die Erinnerungen schienen nicht ihn zu betreffen, sondern einen anderen.
    »Mir blieb kein andere Wahl«, sagte er und hörte die eigene Stimme aus der Ferne. »Ich musste fliehen.«
    »Ich weiß. Jonathan hat mir alles erzählt. Nun, ich habe eine Maximal-Behandlung durchgeführt, aber die Gewebeschäden sind inzwischen irreparabel.«
    »Ich fühle mich recht gut«, sagte Valdorian, wie um Connor zu widersprechen.
    »Nein«, entgegnete der Arzt. »Sie fühlen sich nicht schlecht. Was Sie einer Arznei verdanken, die auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn einwirkt. Ohne dieses Medikament wären Sie ein Häufchen Elend.« Er holte einen Injektor hervor und reichte ihn Valdorian. »Jeweils eine Dosis in Abständen von ungefähr fünf Stunden.«
    Valdorian nahm den Injektor entgegen und starrte darauf hinab. »Das ist alles?«
    »Es tut mir Leid.«
    »Und … wenn ich Teile meines Körpers durch semibiologische Komponenten ersetzen lasse?«
    »Dazu ist es zu spät.«
    Eine Tür öffnete sich, und Jonathan kam herein, begleitet von Gord Thalsen, dem Sicherheitschef von Orinja. Valdorians Sekretär schien ebenfalls gealtert zu sein; tiefe Schatten lagen auf seinem Gesicht. Der hagere, kahlköpfige Thalsen wirkte nervös und erschrak, als er Valdorian sah.
    »Ich biete keinen besonders erfreulichen Anblick, oder?«
    Thalsen wechselte einen Blick mit Jonathan und senkte den Kopf.
    »Das Konsortium existiert nicht mehr«, sagte Valdorians Sekretär. Er deutete zum Schreibtisch in der einen Ecke der Bibliothek. Valdorian trat um den Schreibtisch herum und nahm dahinter Platz.
    Die drei anderen blieben vor dem Schreibtisch stehen, Thalsen holte einen kleinen Projektor hervor und schaltete ihn ein. Ein dreidimensionales Bild entstand: der Spiralarm der Galaxis. Unter den verschiedenfarbigen Markierungen fielen zwei große Bereiche sofort auf – der eine blau, das Konsortium, der andere rot, die Allianz. Die blaue Zone erstreckte sich vor allem dort, wo der Spiralarm in den Kern der Milchstraße überging. Der Sicherheitschef von Orinja betätigte die Kontrollen des Projektors, woraufhin sich der rote Bereich veränderte. Dorne wuchsen daraus hervor, bohrten sich in die blaue Zone und bildeten dort Verästelungen.
    »Es ist schwer, einen genauen Überblick zu bekommen, denn viele der üblichen Transverbindungen funktionieren nicht mehr«, sagte

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