Kantaki 01 - Diamant
Die Gefahr war gebannt.
Mit einem leisen Surren öffnete sich die Tür. Gord Thalsen kam herein, begleitet von zwei bewaffneten Gardisten, Valdorians persönlichem Sekretär Jonathan Fentur und einem Mann, den der Primus jetzt zum ersten Mal sah. Er wirkte jung, nicht älter als dreißig Standardjahre, hatte schwarzes Haar, dunkle Augen und eine gerade Nase. Ein blutiger Striemen reichte über die linke Wange, die seltsam substanzlos zu sein schien. Der junge Mann trug einen Chamäleonanzug, weshalb seine Gestalt nur dann Konturen bekam, wenn er sich bewegte. Das besondere Material der Kleidung passte sich dem Hintergrund an, machte ihren Träger fast unsichtbar.
Valdorian winkte knapp, und die beiden Gardisten blieben an der Tür zurück. Thalsen führte den jungen Mann näher, an dessen Handgelenken das rote Band einer energetischen Fessel glühte.
Valdorian erhob sich und richtete einen fragenden Blick auf den Sicherheitschef von Orinja. Thalsen war mittelgroß, hager und kahlköpfig. In seinem Gesicht deutete etwas auf einen Mann hin, der sich große Mühe gegeben und viele Opfer gebracht hatte, um das zu werden, was er jetzt war. Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen hatte er den Bombenanschlag nicht verhindern können, und das ließ ihn um seine Stellung fürchten.
»Wir haben ihn inzwischen identifiziert«, sagte Thalsen. »Er heißt Arik Dokkar und ist der zweite Sohn von Enbert Dokkar.«
»Ich verstehe.« Enbert Dokkar, Oberhaupt der Allianz. Es gab also mehr als nur einen vagen Zusammenhang.
»Die Explosion diente der Ablenkung«, fuhr Thalsen fort. »Sie sollte unsere Kräfte binden und ihm Gelegenheit geben, den Schutzraum zu erreichen. Er scheint gut ausgebildet zu sein, und seine Ausrüstung ist bemerkenswert.«
Er griff nach dem rechten Arm des Gefangenen und berührte eine bestimmte Stelle am Handgelenk. Spitze, rasiermesserscharfe Stahlklauen zuckten aus den Fingern, und der Daumen verwandelte sich in einen Mini-Hefok.
»Er ist praktisch ein lebendes Arsenal«, sagte Thalsen. »Sein Körper weist neun unterschiedlich strukturierte Bio-Servi auf, was ihm Gelegenheit gibt, die verschiedensten elektronischen Systeme direkt zu manipulieren. Darüber hinaus ist er Träger von drei genetisch manipulierten Virenstämmen, die alle tödlich wirken. Wir haben sie natürlich isoliert und unschädlich gemacht. Er wollte Sie mit seinen Waffen töten oder mit einer tödlichen Krankheit infizieren.«
Valdorian sah den jungen Mann an. »Warum?«
In Ariks Augen blitzte es. »Früher oder später erwischen wir Sie!«, stieß er hervor. »Was mir nicht gelungen ist … ein anderer wird Erfolg haben.«
»Warum?«, wiederholte Valdorian ruhig und musterte Arik Dokkar. Zorn und Hass brannten in dem jungen Mann, das sah er ganz deutlich.
»Dandari«, zischte Arik. »Haben Sie das etwa vergessen?«
»Dandari?«
»Meine Mutter und meine beiden Brüder starben dort.« Ariks Hände zitterten. Die Stahlklauen und der Laser waren wieder in der Hand verschwunden. »Sie sind dafür verantwortlich!«
Abrupt riss sich der junge Mann los, stürzte auf Valdorian zu, hob beide Arme …
Die metallenen Klauen kamen wieder zum Vorschein, zielten auf Valdorians Kehle – und trafen auf die energetische Barriere des nach wie vor aktiven Individualschilds. Eine halbe Sekunde später wurde Arik von Thalsen zurückgerissen. Die beiden Gardisten, die eben noch an der Tür gestanden hatten, erreichten den Gefangenen im Bruchteil eines Augenblicks und richteten ihre Resonatoren auf ihn.
»Dandari …«, murmelte Valdorian unbeeindruckt.
»Ein Planetoid der Allianz«, flüsterte ihm der Sekretär zu.
Jonathan Fentur beugte sich näher. »Im Kintau-System. Er enthielt ein logistisches Zentrum von strategischer Bedeutung. Eine unserer Kampfgruppen hat ihn vor vier Monaten mithilfe eines Planetenfressers vernichtet. Wir wussten nicht, dass sich Enbert Dokkars Frau sowie sein Primus und dritter Sohn dort aufhielten. Es ging uns nur darum, dem Hegemonie-Streben der Allianz im Hartman-Sektor Einhalt zu gebieten. Eine routinemäßige Eindämmungsmaßnahme.«
»Seit vier Monaten haben die feindlichen Aktivitäten der Allianz zugenommen.«
»Jetzt wissen wir warum«, sagte Jonathan leise. »Ich werde weitere Nachforschungen anstellen.«
Valdorian nickte und wandte sich wieder an den Gefangenen.
»Das ist der Grund?«, fragte er. »Sie wollten Ihre Mutter und Ihre beiden Brüder rächen? Gefühle haben Sie dazu veranlasst, sich zum
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