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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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darum, Atemmasken zu verteilen, nicht nur um sich vor den dichten Rauchschwaden zu schützen; an mehreren Stellen waren die Sicherheitsfelder kollabiert, und dadurch konnte Orinjas giftige Atmosphäre in die Minenstadt eindringen.
    Andere Informationsfenster zeigten Valdorian die restlichen Minenstädte, die weiterhin ungestört die Metallseen unter der heißen Oberfläche des Planeten anzapften. Ein Projektionsbereich präsentierte ihm den Raumhafen auf der Hauptscholle, nicht weit von Orinjas Verwaltungszentrum entfernt. Mehrere interplanetare Schiffe standen dort, umwogt von rotbraunen Dunstschwaden, außerdem ein zwiebelförmiger Springer der Horgh und das aus vielen Einzelsegmenten bestehende Kantaki-Schiff, mit dem er nach Orinja gekommen war. Inkognito. Nur wenige Personen wussten, dass er sich hier aufhielt. Offenbar waren es trotzdem zu viele.
    Valdorian fragte sich, ob wieder die Allianz dahinter steckte. Aus irgendeinem Grund hatte sie seit einiger Zeit ihre Aktivitäten – die offenen ebenso wie die verdeckten – gegen das Konsortium verstärkt.
    Aber hier, siebenundachtzig Lichtjahre tief in unserem Einflussbereich?, dachte er und fragte sich, ob sie es vielleicht mit einem nichtlinearen Anschlag zu tun hatten. Derartige Aktionen konnten sehr unangenehm werden.
    »Status Sigma«, ertönte die Stimme einer Frau, von Linguaprozessoren moduliert, aus den Lautsprechern des Schutzraums. »Status Sigma. Primus inter Pares, Sie werden gebeten, sich mit Ihrem Individualschild zu schützen. Viren- und Mikronautenfilter sind aktiviert.«
    Status Sigma – das bedeutete mittlere Alarmstufe. Valdorian runzelte die Stirn, als er der Aufforderung der Stimme nachkam, die ihn mit seinem offiziellen Titel angesprochen hatte. Was auch immer dort draußen geschah, es beschränkte sich nicht nur auf einen Bombenanschlag. Valdorian fühlte seine Vermutungen bestätigt – man hatte es auf ihn abgesehen.
    Er nahm neben der Konsole Platz, wartete und beobachtete weiterhin die Darstellungen der Info-Fenster an den Wänden. Sorge spürte er keine. Solche Krisen kamen und gingen. Valdorian glaubte, auf alles – oder fast alles – vorbereitet zu sein. Den Gegnern des Konsortiums gelang es nur selten, seinen Einfallsreichtum in Hinsicht auf Hinterhältigkeit und List sowie den Schutz der eigenen Person zu übertreffen.
    »Status Omega«, erklang es aus den Lautsprechern. »Status Omega. Höchste Alarmstufe. Primus inter Pares, Sie werden gebeten …«
    Von einem Augenblick zum anderen herrschte Stille.
    Valdorian wusste, dass er sein immer startbereites Rettungsboot innerhalb von fünfzehn Sekunden erreichen konnte, und auf dem Weg dorthin gab es sieben voneinander unabhängige Waffensysteme, die sich gegen einen eventuellen Gegner einsetzen ließen. Wer auch immer in die Minenstadt eingedrungen war – er konnte kaum hoffen, mit dem Leben davonzukommen.
    Der Kom-Servo summte.
    »Wir haben ihn erwischt, Primus«, sagte Gord Thalsen. »Die Explosion war nur ein Ablenkungsmanöver.«
    »Ein Attentäter?«, fragte Valdorian.
    »Ja«, bestätigte der Sicherheitschef. »Ziemlich gut ausgerüstet. Andernfalls wäre er nicht so weit gekommen.«
    Valdorian blickte zu den dreidimensionalen Darstellungen empor. Einige von ihnen zeigten noch immer Feuer und Chaos, Rauchschwaden, zerstörte Geräteblöcke und den Funkenregen von Kurzschlüssen. In Schutzanzüge gekleidete Angehörige der verschiedenen Einsatzgruppen versuchten, neue Siegel zu improvisieren, um Orinjas giftige Atmosphäre von den anderen Bereichen der Minenstadt fern zu halten.
    Ein Info-Fenster gab Auskunft über Verluste und Schäden: hundertachtzehn Tote, unter ihnen neunzehn metallurgische Spezialisten, deren Ausbildung viel Geld gekostet hatte; dreihunderteinundzwanzig Verletzte, neunundsiebzig von ihnen schwer; geschätzter Sachschaden: vierundachtzig Millionen Transtel; geschätzter Produktionsausfall: zweihundert Millionen Transtel.
    Unmutsfalten bildeten sich in Valdorians Stirn.
    »Bringen Sie ihn hierher«, sagte er.
    »Primus?«
    »Den Attentäter. Ich möchte mit ihm reden«, fügte Valdorian hinzu. »Und geben Sie Jonathan Bescheid.«
    »In Ordnung, Primus.«
    Stille herrschte im Schutzraum, während die Bilder in den Info-Fenstern an den gewölbten Wänden wechselten. Valdorian sah, dass es den Einsatzgruppen gelang, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Eingeblendete Daten wiesen darauf hin, dass der Sicherheitsstatus zum Standardniveau zurückkehrte.

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