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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sein, das versichere ich Ihnen.«
    Wind blähte das aus bunten Dreiecken bestehende Segel, und der Katamaran aus leichter Synthomasse glitt übers Scharlachrote Meer. Es erstreckte sich um sie herum bis zum Horizont und darüber hinaus, unter einem fast wolkenlosen Himmel, wirkte auf Valdorian erneut wie flüssiger Rosenquarz. Von Inseln oder dem Festland war weit und breit nichts zu sehen. Lidia saß auf der Plattform zwischen den beiden Rümpfen, sehr knapp bekleidet. Ihr lockiges schwarzes Haar wehte im Wind, als sie den Kopf nach hinten neigte und die Wärme des Sonnenscheins genoss. Sie wirkte völlig unbesorgt, und auch das bewunderte Valdorian an ihr: Was auch immer geschah, wo auch immer sie sich befand – sie erweckte immer den Eindruck, dass sie nichts aus der Ruhe brachte. Aber ich werde dich aus der Ruhe bringen, dachte Valdorian voller Vorfreude. Diesmal war er sich seiner Sache sicher. Am liebsten hätte er Lidia erzählt, was sie erwartete, aber dann wäre es natürlich keine Überraschung mehr gewesen.
    Er blickte auf die Anzeigen des Navigationsservos, nickte, holte das Segel ein und setzte den Trägheitsanker, der in Verbindung mit dem Navigationssystem dafür sorgte, dass der Katamaran seine gegenwärtige Position hielt. Dann warf er Lidia ein kleines Bündel zu und griff nach einem zweiten.
    Sie entnahm dem Bündel eine Atemmaske, eine Sauerstoffpatrone und zwei Schwimmflossen.
    »Sie wollen tauchen?«
    »Ja. Die Patrone reicht für zwei Stunden, aber Hin- und Rückweg nehmen nicht mehr als dreißig Minuten in Anspruch.«
    »Na schön.«
    Valdorian beobachtete, wie Lidia ihre kleinen Füße in die Flossen schob und die Maske überstreifte – sie bedeckte das ganze Gesicht. Er folgte ihrem Beispiel, winkte und sprang.
    Eine Sekunde später umschloss ihn das warme Wasser des tropischen Meers.
    Lidia erwies sich als geschickte Taucherin, was Valdorian aus irgendeinem Grund nicht erstaunte. Viele Dinge, die ihn zunächst Mühe kosteten und die er erlernen musste, schienen ihr ganz leicht zu fallen. Sie blieb dicht bei ihm, als er tiefer tauchte, einem Schatten entgegen, der sich knapp zehn Meter unter ihnen abzeichnete: der Gipfel eines maritimen Bergs. Ein Schwarm glitzernder Kupferfische wich ihnen aus, als sie den Gipfel passierten und am Hang entlangglitten. Das Felsgestein des Berges, der vom Boden des Meeres fast bis zur Oberfläche reichte, verbarg sich unter einer im Lauf von Jahrtausenden gewachsenen Kruste aus Muscheln, den Gehäusen krebsartiger Geschöpfe und anemonenartigen Gewächsen, die hier und dort große Büschel bildeten. Valdorian blickte aufs Display des kleinen Geräts, das er am linken Handgelenk trug, ihm nicht nur Auskunft über Zeit und Tiefe gab, sondern auch auf den richtigen Weg hinwies – es empfing die Signale des Peilsenders, den er zurückgelassen hatte.
    Nur acht Minuten waren verstrichen, als er den Spalt in der Flanke des Berges fand. Dunkelheit erwartete ihn dort. Valdorian tastete über den Rand des Spalts, fand das Schaltmodul fast sofort und aktivierte es.
    Lichter glühten in dem kurvenreichen Tunnel, der vom Spalt aus tiefer in den Berg führte. Valdorian blickte sich kurz um, gab Lidia ein Zeichen und schwamm hinein.
    Knapp drei Minuten lang folgten sie dem Verlauf des nach unten führenden Tunnels, im matten Schein von chemoelektrischen Leuchtkörpern, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen an den Wänden angebracht waren. Dann ging es plötzlich nach oben, und kurz darauf erreichten sie die Wasseroberfläche eines kleinen Sees im hohlen Inneren des Bergs.
    Valdorian kletterte ans felsige Ufer, reichte Lidia die Hand und zog sie nach oben. Sie nahm die Atemmaske ab, schüttelte das nasse Haar nach hinten und sah sich um.
    »Eine Höhle«, sagte sie.
    Leuchtkörper umgaben den kleinen See, aber ihr Licht reichte nicht weit. Vage zeichneten sich die Dorne von Stalaktiten an der hohen Decke ab.
    Lidia richtete einen fragenden Blick auf Valdorian – offenbar vermutete sie, dass dies nicht die Überraschung war, die er ihr versprochen hatte.
    Er beschloss, ihr einen ersten Leckerbissen zu präsentieren.
    »Sehen Sie, hier.« Valdorian führte sie zu einer Felswand, die bemerkenswert glatt wirkte, wie geschliffen. Eine beim ersten Besuch zurückgelassene Ausrüstungstasche lag in der Nähe, und er entnahm ihr eine kleine Lampe. Damit leuchtete er auf eine bestimmte Stelle der Wand.
    Schriftzeichen zeigten sich im Licht, seltsam verschnörkelte

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