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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Symbole, ihrerseits zu größeren Metasymbolen angeordnet.
    »Hieroglyphen der Xurr«, sagte Lidia langsam und strich mit den Fingerkuppen darüber hinweg. »Soll das heißen, hier in diesem Berg im Meer …«
    »Ja«, sagte Valdorian und lächelte.
    Lidia fröstelte plötzlich und rieb sich die Arme. »Mir ist kalt.«
    »Kommen Sie. Ich habe ein Ambientalfeld vorbereitet.«
    Er führte sie fort vom kleinen See, vorbei an einigen Stalagmiten und durch einen weiteren Tunnel. Dort waren die chemoelektrischen Leuchtelemente kleiner; aus der Ferne gesehen wirkten sie wie Sterne in der Dunkelheit. Die Wände wiesen gleichmäßige Strukturen auf, die kaum natürlichen Ursprungs sein konnten. Valdorian stellte zufrieden fest, dass Lidias Interesse erwachte – der besondere Glanz in ihren Augen bot einen deutlichen Hinweis, als sie weitere Hieroglyphen sah.
    Du wirst staunen, dachte er und erlaubte sich in Gedanken einmal mehr das herrlich intime Du. Das Prickeln der Vorfreude wurde heftiger in ihm. Zwanzig Wissenschaftler und Experten der Valdorian-Unternehmensgruppe hatten in seinem Auftrag fast einen Monat lang gearbeitet, um diese Überraschung zu ermöglichen. Dies hat mich ein Vermögen gekostet, aber es dürfte jeden einzelnen Transtel wert sein.
    Nach einigen Dutzend Metern verbreiterte sich der Tunnel, und schließlich wichen die Wände ganz zurück. Etwas in der Dunkelheit vor ihnen deutete auf Weite und Tiefe hin.
    Valdorian deutete auf einen energetischen Schleier, der sich mit einem Hauch Violett vor dem dunklen Hintergrund abzeichnete. »Dort.«
    Im Inneren des Kraftfelds herrschte eine Temperatur von angenehmen fünfundzwanzig Grad. Eine Decke lag bereit, auf einer dünnen Matratze; die Behälter daneben enthielten verschiedene Getränke und kulinarische Spezialitäten.
    »Ein Picknick?«, fragte Lidia. »In einer dunklen Höhle?« Es klang fast enttäuscht.
    Valdorian griff nach einem kleinen Gerät, das mehrere Schaltflächen aufwies. »Sind Sie so weit?«
    Sie nickte wortlos.
    Er drückte eine Taste.
    Es wurde hell. Das Licht zahlreicher Leuchtkörper und sorgfältig platzierter Scheinwerfer fiel auf große Ansammlungen von Kristallen, die pflanzenartige Stauden bildeten und den Eindruck erweckten, der fast hundert Meter hohen Decke entgegenzuwachsen. Die Kristalle schienen das Licht zu verstärken, glitzerten und schimmerten, funkelten rot wie Rubin, blau wie Amethyst und grün wie Smaragd, der gleiche Ton wie in Lidias Augen.
    Lidia drehte sich um die eigene Achse. »Es ist wunderschön.«
    »Und was halten Sie hiervon?« Valdorian drückte eine andere Taste.
    Ein weiterer Scheinwerfer schickte Licht durch die riesige Höhle, und es fiel auf eine Kristallwand, die bisher im Schatten verborgen gewesen war. Das Ambientalfeld grenzte an sie.
    Eine kleine Gestalt zeichnete sich ab, umschlossen vom Kristall.
    Lidias Mund formte ein stummes O, als sie näher trat und die Hände nach der Gestalt ausstreckte. Ihre Finger berührten den farblosen, glasartigen Kristall. Wenn man das Geschöpf aus einer Entfernung von mehreren Metern sah, so erinnerte es an einen menschlichen Embryo, doch aus der Nähe betrachtet sah es aus wie ein überirdisches Wesen, wie eine Kreatur, die aus dem Reich der Fabeln und Märchen kam. Es vereinte Merkmale von Feen und Elfen in sich, von Gnomen und Kobolden, und gleichzeitig war es doch völlig anders. Es wirkte dünn und zart, wie ein noch nicht für die Geburt bereites Kind, und das puppenartige Gesicht mit den geschlossenen Augen brachte eine sonderbare Sehnsucht zum Ausdruck. Ich möchte leben, schien es zu sagen. Ich ruhe hier in diesem Kristall, aber ich möchte so gern leben … Filigrane Schwingen ragten aus dem Rücken und waren wie im Flug ausgebreitet. Winzige Hände schienen zu winken. Eine Aura aus Eleganz und Liebreiz umgab das Geschöpf, das seit Äonen im Kristall eingeschlossen war und sich den Wunsch nach Leben nie hatte erfüllen können.
    »Eine Xurr-Larve«, brachte Lidia hervor. Ihre Fingerkuppen folgten den Konturen des Körpers. »Bisher sind nur sechs bekannt. Dies ist die siebte.«
    »Sie gehört Ihnen«, sagte Valdorian.
    Lidia wandte sich von der Kristallwand ab, kam näher und musterte Valdorian. Überraschung und Freude zeigten sich in ihren Zügen, und zum ersten Mal auch so etwas wie Unsicherheit.
    »Warum?«, fragte sie.
    »Ich wollte mich an Ihrer Freude erfreuen«, sagte Valdorian und meinte es ernst. Die Genugtuung darüber, dass ihm die

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