Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Kristall angesehen habe.«
    Drei weitere Male hatten sie die Höhle im Meer aufgesucht, um dort die Xurr-Larve zu bewundern. Lidia konnte sich einfach nicht dazu durchringen, sie aus der Kristallwand entfernen und von Fachleuten untersuchen zu lassen, damit sie anschließend in einem Museum gezeigt werden konnte. »Was auch immer mit ihr geschähe«, hatte Lidia bei einer Gelegenheit gesagt. »Die besondere Schönheit dieses Augenblicks, festgehalten im Kristall, wäre für immer zerstört.«
    Valdorian freute sich, dass Lidia wieder Interesse an den Xurr zeigte. Es erneuerte seine Hoffnung, dass sie vernünftig geworden war und aufgehört hatte, sich Träumen hinzugeben. So reizvoll Träume auch sein mochten, ihnen fehlte die Bedeutung der Realität.
    Er tastete in der Tasche nach dem Päckchen und fühlte Aufregung, als er es berührte.
    »Vor zehntausend Jahren verschwanden die Xurr«, fuhr die Reiseführerin fort. »Man vermutet, dass sie ausstarben. Sie hinterließen nur wenig, und dafür gibt es einen guten Grund: Als einzige uns bekannte intelligente Spezies beschritten sie einen nichttechnischen Entwicklungsweg. Ihre Raumschiffe, Datenservi und so weiter waren semiorganischer Natur und enthielten nur wenige Komponenten, die unseren Vorstellungen von ›Technik‹ gerecht werden. Die organischen Teile lösten sich innerhalb kurzer Zeit auf, und übrig blieben Dinge, die sehr rätselhaft sind und sich kaum deuten lassen.«
    »Das ist grob vereinfacht«, sagte Lidia.
    Valdorian zuckte mit den Schultern. »Reiseführer sind eben keine Xenoarchäologen. Sollen wir nach draußen gehen? Wir können uns den Rest später ansehen, wenn diese Gruppe fort ist.«
    Lidia nickte, und sie verließen die Ausstellung, die in einer Abteilung des historischen Museums von Bellavista eingerichtet worden war. Draußen auf dem Hof gab es einen Pavillon, und ein Kiosk daneben bot Getränke an. Valdorian holte zwei Gläser mit eisgekühltem Korallentee, und sie nahmen an einem Ecktisch Platz.
    In Lidias Gesicht bemerkte er etwas, das ihm während der vergangenen Tage mehrmals aufgefallen war, eine gewisse Nachdenklichkeit, die Distanz schuf und ihn daran gehindert hatte, die entscheidende Frage zu stellen. Doch heute wollte er nicht unverrichteter Dinge heimkehren.
    Als er sie ansah, war er einmal mehr von ihrer Schönheit beeindruckt. Diese Augen! Smaragd und Lapislazuli … Manchmal glaubte er, in sie hineinzufallen, wie in zwei Tore, die ihm Zugang erlaubten in eine ganz andere Welt. Lidia dominierte sein Denken und Empfinden in einem Maße, das ihn manchmal erschreckte, die meiste Zeit über jedoch mit Wohlbehagen erfüllte.
    Lidia wandte den Blick von ihm ab, sah über den Hof hinweg zur fernen Uferpromenade. In ihrem Gesicht veränderte sich etwas, das in einem abgelegenen Winkel von Valdorians Selbst Unbehagen schuf und eine erste Alarmglocke läuten ließ, ganz leise. Er achtete nicht darauf und war viel zu sehr damit beschäftigt, Mut zu sammeln.
    »Ich muss Ihnen etwas sagen«, begannen sie gleichzeitig.
    Sie lachten beide.
    »Sie zuerst«, sagte Valdorian, fast erleichtert darüber, die entscheidenden Worte noch nicht formulieren zu müssen.
    »Nein, Sie«, erwiderte Lidia. Sie griff nach ihrem Glas, trank einen Schluck Korallentee, sah ihn an und wartete.
    Jetzt oder nie, dachte Valdorian und gab sich einen inneren Ruck.
    Er holte das Päckchen hervor und reichte es Lidia. »Das ist für Sie!«
    »Ein Geschenk?«
    »Ja.«
    »Dorian …«
    »Öffnen Sie es. Nur zu.«
    Lidia zögerte, löste das in Blumenform geknüpfte Band, strich behutsam das Papier beiseite und fand eine kleine Schatulle. Sie hob kurz den Blick und sah Valdorian an, bevor sie den Deckel hochklappte – und nach Luft schnappte.
    Zwei Diamanten glitzerten und funkelten auf dem Samtkissen im Inneren der Schatulle.
    »Sind Sie verrückt geworden, Dorian?«, entfuhr es Lidia. »Das sind die Diamanten aus dem Laden. Ich erinnere mich. Bestimmt haben sie ein Vermögen gekostet. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich keine teuren Geschenke möchte.«
    »Diese Diamanten sind ein ganz besonderes Geschenk, Lidia«, sagte Valdorian. Er sprach langsam und versuchte, seinen Worten Gewicht zu geben. Die Aufregung prickelte fast unerträglich intensiv in ihm, aber er freute sich auch darüber, dass der Moment endlich gekommen war. »Es sind semivitale kognitive Kristalle von Ksid. Zwischen ihnen besteht eine empathische Brücke. So wie diese beiden Kristalle miteinander

Weitere Kostenlose Bücher