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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Glauben Sie nicht, dass man Dinge auch schön finden kann, ohne sie zu kaufen und zu besitzen?«
    Sie griff nach Valdorians Hand und zog ihn mit sich, zu einer Terrasse, die Aussicht gewährte auf den unteren Teil von Bellavista und das jetzt dunkle Meer. Das rhythmische Rauschen der ans Ufer rollenden Wellen klang wie der Atem eines schlafenden Riesen.
    Ein Pärchen saß auf einer Bank am rechten Rand der Terasse, und Lidia wählte die Bank auf der linken Seite, dicht neben einem Busch, dessen Blüten sich für die Nacht geschlossen hatten, aber immer noch einen aromatischen Duft verströmten. Valdorian schlang den Arm um sie, und Lidia schmiegte sich an ihn. Sie blickten aufs Meer hinaus, beide in Gedanken versunken.
    Valdorian überlegte, ob er sie jetzt fragen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es war wichtig, genau den richtigen Moment zu wählen und eine Situation abzuwarten, auf der nicht der Schatten anderer Träume und Hoffnungen lag. Außerdem hatte er eine Idee.
    Valdorian lächelte, während er Lidia an sich drückte.
     
7. Juli 301 SN ·  linear
     
    »Hast du den Verstand verloren, Rungard?«
    Valdorian hatte mit dieser Reaktion gerechnet und seufzte innerlich. »Nein, Vater, ich meine es ernst. Ich möchte sie heiraten. Ich habe an einen Ehekontrakt von zehn Jahren gedacht, und ich bitte Sie um Ihre Einwilligung.«
    Hovan Aldritt Valdorian der Achtzehnte saß auf einem der vielen Podien in seinem »Arbeitszimmer«, das einen ganzen Flügel der großen Villa beanspruchte, die von Levitatoren getragen am Hang der Hügelkette hinter Bellavista schwebte, umgeben von tropischen Pflanzen. Der saalartige Raum hatte die Atmosphäre eines Sanktuariums und wirkte wie ein Thronsaal, mit Valdorians Vater als König. Einundsechzig Jahre war er alt, aber eine Resurrektion ließ ihn jünger aussehen. Nur einige wenige graue Strähnen zeigten sich im dunklen Haar, und der Blick der großen grauen Augen war immer sehr aufmerksam, manchmal auch durchdringend. Das hagere Gesicht brachte Intelligenz und Selbstbewusstsein zum Ausdruck, außerdem eine kühle Entschlossenheit, die im Verlauf der letzten Jahre immer deutlicher geworden war. Valdorian erinnerte sich kaum daran, wann er zum letzten Mal ein längeres Gespräch mit seinem Vater geführt hatte. Hovan Aldritt ging ganz in seiner Arbeit auf und bemühte sich seit Jahren darum, der Valdorian-Unternehmensgruppe zu einer Vorrangstellung im Konsortium zu verhelfen.
    Bilder hingen an den hohen Wänden, keine pseudorealen Darstellungen, sondern echte Gemälde. Hinter dem Konsolenpodium, auf dem Hovan Aldritt saß, blickten die strengen, würdevollen Mienen ihrer Vorfahren auf sie herab, als wollten sie die Leistungen ihrer Nachfahren prüfen.
    Hovan Aldritt löste ein Kabel, das ihn mit den Datenservi verbunden hatte, stand auf und trat die Stufen des Podiums hinunter. Sein Sohn wartete unten, neben einer Topfpflanze, die fast bis zu der mit komplexen Stuckarbeiten geschmückten Decke reichte und das Licht empfing, das durch ein nahes, breites Fenster fiel.
    »Lidia DiKastro, eine Nonkonformistin«, sagte Hovan Aldritt wie nachdenklich. »Zwei Jahre älter als du. Ihre Mutter ist Pianistin, ihr Vater Schriftsteller. Zwei Künstler, und keine sonderlich erfolgreichen, soweit ich weiß. Zumindest genießen sie keinen interstellaren Ruf.«
    »Sie ist die richtige Frau für mich«, sagte Rungard Avar Valdorian der Neunzehnte.
    »Glaubst du?« Sein Vater sah ihm in die Augen. »Du meinst es tatsächlich ernst, nicht wahr?«
    Valdorian nickte und spürte, wie ein Kloß in seinem Hals zu wachsen begann. Er hatte seine ganze innere Kraft für dieses unvermeidliche Gespräch zusammengenommen, doch jetzt drohte ihn der Mut zu verlassen. Der Blick seines Vaters schien bis ins Zentrum seiner Seele zu reichen.
    »Ja«, sagte er nur.
    Hovan Aldritt musterte ihn einige Sekunden lang, und ein Hauch von Unmut huschte dabei über sein Gesicht.
    »Wir haben eine Aufgabe«, sagte er schließlich. »Wir sind unseren Vorfahren verpflichtet. Wir tragen Verantwortung.«
    »Ich weiß, Vater«, sagte Valdorian rasch. »Es liegt mir fern, mich vor meinen Pflichten zu drücken. Ich weiß, was mich erwartet, und ich freue mich darauf. Es käme mir nie in den Sinn, mich für einen anderen Lebensweg zu entscheiden.« Das entsprach voll und ganz der Wahrheit. »Aber das ändert nichts daran, dass Lidia die richtig Frau für mich ist. Mit ihr an meiner Seite könnte ich es weit bringen.«
    Er

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