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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Wir aber bestimmen unser Leben selbst, Rungard. Du brauchst eine angemessene Partnerin an deiner Seite, eine Frau, die versteht, was es bedeutet, an der Spitze einer gewaltigen Wirtschaftsmacht zu stehen und die Existenz zahlloser anderer Menschen zu bestimmen. Du kannst nicht gleichzeitig eine Figur auf dem Schachbrett sein und Schach spielen.«
    Hovan Aldritt erhob sich. »Ich habe nichts gegen deine Beziehung mit Lidia, aber als Ehefrau kommt sie nicht für dich infrage. Früher oder später wird dir das klar.«
    Mit diesen Worten ging er zur Fenstertür.
    Valdorian holte tief Luft.
    »Vater?«
    Der hochgewachsene Mann blieb stehen, das Gesicht verschlossen.
    »Ich möchte sie heiraten, Vater. Ich bitte Sie um Ihre Erlaubnis.«
    »Ich verweigere sie dir«, sagte Hovan Aldritt. »Und ich erwarte von dir, dass du dich meinen Wünschen fügst.«
    Er verließ den Balkon, und hinter ihm schloss sich die Fenstertür mit einem leisen Seufzen.
    Valdorian blieb stumm sitzen und merkte erst nach einer Weile, dass er die Fäuste geballt hatte.
    Auf dem Weg nach draußen kam Valdorian am Blauen Salon vorbei. Die Tür stand offen, und am Fenster des im dynastischen Stil eingerichteten Zimmers stand seine Mutter. Sie drehte sich um, als sie seine Schritte hörte, trat langsam auf ihn zu, griff kurz nach seiner Hand und ließ sie sofort wieder los. Sie schien in eine Aura der Trauer gehüllt zu sein, und Valdorian fragte sich plötzlich, wie sie die letzten Jahre verbracht hatte. Stand auch sie, wie sein Vater, außerhalb des Schachbretts? Oder gehörte sie zu den Figuren, die von Hovan Aldritt Valdorian hin und her geschoben wurden?
    »Manche Entscheidungen sind sehr schwer«, sagte seine Mutter leise. »Aber sie müssen getroffen werden.« Damit wandte sie sich ab, kehrte in den Blauen Salon zurück und sah wieder aus dem Fenster.
    Valdorian verließ die Villa und fragte sich, was seine Mutter gemeint hatte.
    Als er über den Weg schritt, der zu den Levitatorfahrzeugen führte, erneuerte er seine Entschlossenheit. Er kannte seinen Weg in die Zukunft und wollte, dass Lidia ihn begleitete, auch gegen den Willen seines Vaters.
    Ein Teil von ihm fand es erstaunlich, dass er bereit war, für Lidia den Zorn seines Vaters zu riskieren. Er horchte in sich hinein, lauschte den Stimmen seiner Gefühle und fand Bestätigung: Sie bedeutete ihm enorm viel, vielleicht sogar noch mehr, als er sich eingestand. Er wusste nicht, ob es »Liebe« war, und ihm lag auch gar nichts an einer derartigen emotionalen Definition. Ihm genügte die Erkenntnis, dass er mit ihr zusammen sein wollte.
    Kurze Zeit später saß er in einem Levitatorwagen und flog nach Bellavista, mit der Absicht, dort etwas zu kaufen.
     
16. Juli 301 SN ·  linear
     
    »Die Xurr kamen aus dem galaktischen Kern«, sagte die Reiseführerin, die fast zwei Dutzend Touristen durch die xenoarchäologische Ausstellung in Bellavista führte. »Vor etwa hunderttausend Jahren. Aber erstaunlicherweise breiteten sie sich nicht über den ganzen Spiralarm aus, obwohl sie zweifellos die Möglichkeit dazu hatten. Soweit wir bisher wissen, beschränkte sich ihr Siedlungsgebiet auf einige wenige Welten, und dort auf einige wenige urbane Komplexe. Alles deutet darauf hin, dass die Xurr nicht sehr zahlreich, aber extrem langlebig, vielleicht sogar relativ unsterblich waren.«
    Die Touristen folgten der Reiseführerin so treu und loyal wie ein Schwarm Bienen ihrer Königin, vorbei an den Vitrinen und Projektionsbereichen. Lidia und Valdorian wahrten einen gewissen Abstand und betrachteten ebenfalls die Ausstellungsstücke. In vielen Fällen handelte es sich um dreidimensionale Aufnahmen von Ausgrabungen auf anderen Planeten. Ein Bild zeigte Hofener auf Guraki, neben einer Säule mit Hieroglyphen. Die Reiseführerin deutete darauf. »Die Bedeutung der Xurr-Zeichen ist bis heute unbekannt. Leider wurde noch nicht das Äquivalent eines Steins von Rosette gefunden, der damals die Entzifferung der ägyptische Hieroglyphen ermöglichte.«
    »Das stimmt nicht ganz«, flüsterte Lidia Valdorian zu. »Es gibt mehrere Deutungsversuche. Hofener hat in dieser Hinsicht gute Grundlagenarbeit geleistet.«
    »Sie ist keine Archäologin, sondern Reiseführerin«, erwiderte Valdorian ebenso leise und fügte hinzu: »Die Larve, die ich Ihnen geschenkt habe, wäre hier eine enorme Attraktion.«
    Lidia nickte. »O ja. Vielleicht stelle ich sie dem Kurator zur Verfügung. Nachdem ich sie mir ein letztes Mal im

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