Kantaki 02 - Der Metamorph
Valdorian.
Turannen überlegte kurz. »Ich muss gestehen, dass mich die jüngsten Ereignisse ein wenig erstaunen.«
»Vermutlich haben Sie sich eine große Chance erhofft. Das Consistorium des Konsortiums ernannte Sie zum Koordinator. Und in dieser Eigenschaft haben Sie meine Verhaftung und Auslieferung an die Allianz angeordnet.«
Turannen spürte, wie sich Kälte tief in seinem Inneren ausbreitete. Er korrigierte sich: Es gab doch einen Grund für Valdorian, ihn zu hassen.
»Mir blieb keine Wahl«, sagte er so ruhig wie möglich. »Sie hatten einen Krieg begonnen, der das Konsortium in die Katastrophe führte.«
»Ich habe einen Krieg begonnen, den ich bald gewinnen werde.«
Lukert Turannen wartete, während seine Anspannung wuchs.
»Stellen Sie meine Gewissheit nicht infrage?«
»Ich glaube, ich bin nicht in der Position, irgendetwas infrage zu stellen. Aber wenn Sie mich schon darauf ansprechen: Ich bezweifle, dass das militärische Potenzial der Arsenale jetzt noch ausreicht, die Allianz zu schlagen. Sie hat bereits zu viele Welten des Konsortiums übernommen. Ich habe als Koordinator versucht zu retten, was noch zu retten ist.«
»Bald wird mir etwas zur Verfügung stehen, dem die Allianz nichts entgegenzusetzen hat. Von Kerberos aus werde ich einen Siegeszug antreten, der alles in den Schatten stellt, was während der dynastischen Kriege passiert ist.«
Kerberos!, dachte Turannen. Der Metamorph? Meint er den Metamorph? Aber jenes Geschöpf ist entkommen. Ein weiterer Gedanke brachte noch mehr eisige Kälte. Und ich habe Lutor nach Kerberos geschickt. Er wird den Metamorph töten, wenn er kann.
Valdorians Blick verweilte auf Turannen, aber er schwieg, schien auf etwas zu warten. Auf eine Reaktion? Wie viel wusste er über die jüngsten Ereignisse auf Kerberos?
Zwanzig oder mehr Sekunden verstrichen in völliger Stille, während in Turannen die Unruhe wuchs. Er saß still da, ebenso reglos wie der Soldat neben der Tür.
Schließlich griff Valdorian unter seine Jacke, holte einen kleinen Hefok hervor und richtete die Waffe auf Turannen.
»Ich brauche den Soldaten nicht, um Sie zu töten«, sagte er. »Das kann ich auch selbst erledigen.«
Turannen starrte auf den Hefok, sah den Tod und spürte, wie Angst seine Gedanken durcheinander wirbelte.
»Ich…«, begann er.
»Andererseits…« Valdorian ließ die Strahlwaffe sinken, blickte wie nachdenklich darauf hinab und ließ sie wieder unter der Jacke verschwinden. »Ich kann mich nicht selbst um alles kümmern. Ich brauche jemanden, der sich den organisatorischen und administrativen Dingen des Konsortiums widmet und bald auch die Verwaltung der Allianz übernimmt. Man hat Sie bereits zum Koordinator ernannt, und ich bin sicher, dass Sie den genannten Aufgaben gerecht werden können.«
Turannen sah sich einem emotionalen Wechselbad ausgesetzt. Erst Todesangst, dann tiefe Erleichterung, und alle Gefühle dazwischen, innerhalb weniger Sekunden. Das Herz schlug ihm bis zum Hals empor, und er suchte in Valdorians Gesicht – in seinem jungen Gesicht – nach Hinweisen darauf, dass er es ernst meinte und ihn nicht verspottete.
Valdorians Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. Er schien genau zu wissen, was in seinem Gegenüber vor sich ging.
Turannen hasste ihn, mit der ganzen Kraft seiner Seele. Aber er war ihm auch zutiefst dankbar dafür, dass er ihn am Leben gelassen hatte.
»Sind Sie bereit, in meine Dienste zu treten?«, fragte Valdorian.
Die Villa, Judith, ein Traum, der Wirklichkeit geworden zu sein schien… und dann zerrann.
Leben. Ich bin noch am Leben. Ich hätte tot sein können.
»Ja, natürlich«, sagte er rasch.
»Gut.« Valdorian stand auf und trat zur Tür. Der Soldat öffnete sie für ihn. »Sie sind wieder frei und bleiben Koordinator des Konsortiums, werden sich aber an die Anweisungen halten, die ich Ihnen gebe. Bitte halten Sie sich zur Verfügung.«
Turannen erhob sich ebenfalls. »Wie Sie wünschen.«
Valdorian und der Soldat verließen das Passagierquartier.
Lukert Turannen, alter und neuer Koordinator des Konsortiums, aber seiner Macht beraubt, lauschte eine Zeit lang der Stille, als erwartete etwas in ihm, dass Valdorian zurückkehrte, erneut die Waffe auf ihn richtete und diesmal abdrückte. Langsam, ganz langsam, fiel die Anspannung von ihm ab, und daraufhin begann er zu zittern. Er setzte sich, als die Beine unter ihm nachzugeben drohten, legte die Hände auf die Knie und schloss sie darum.
Ich lebe,
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