Kantaki 02 - Der Metamorph
jung. Bald werde ich die Kontrolle über das Konsortium zurückgewonnen haben. Und das ist erst der Anfang.«
Dokkar lehnte sich zurück und faltete die Hände. »Ich gebe zu, Ihre Streitmacht ist recht eindrucksvoll. Aber inzwischen sind meine Truppen auf hunderten Ihrer Welten. Ihnen fehlt eine logistische Ausgangsbasis.«
»Wir sind zu ihr unterwegs.«
»Kerberos im Hades-System? Ein einzelner Planet?«
Valdorian lächelte erneut, kühl und siegessicher. »Auf Kerberos gibt es genau das, was ich brauche.« Er wandte sich von Enbert Dokkar ab und trat zu Benjamin, sah in das schwammige, aufgequollene Gesicht seines Sohns. »Du hast deinen eigenen Bruder getötet, und deine Mutter erlag ihren Verletzungen. Du hast mehrmals versucht, mich umzubringen.«
Panische Angst flackerte in Benjamins Augen. Seide, Edelsteine, Ringe – seine Aufmachung wirkte lächerlich und absurd.
»Vater, ich…«
Valdorian streckte die Hand aus, und Benjamin versuchte zurückzuweichen. Die Rückenlehne des Sessels knarrte. »Ich hätte dich auf Guraki erschießen sollen. Dann wäre dein Bruder noch am Leben.«
»Es ist alles ein Missverständnis«, stieß Benjamin mit vor Furcht zitternder Stimme hervor. »Ich kann es erklären…«
Valdorian schenkte den Worten keine Beachtung und berührte seinen Sohn, der älter wirkte als er selbst, an der Stirn. »Kerberos oder Zerberus, der Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Du begegnest ihm bald.«
»Vater…«
Valdorian drehte sich um und ging zur Tür.
»Vielleicht könnten wir eine… Vereinbarung treffen«, sagte Enbert Dokkar hinter ihm.
»Was hätten Sie mir anzubieten?«, fragte Valdorian und warf einen Blick über die Schulter. »Das Konsortium? Die Allianz? Bald gehört ohnehin alles mir. Und das ist erst der Anfang. «
Er kehrte in den Korridor zurück, und der Soldat schloss und sicherte die Tür hinter ihm. Am Panoramafenster blieb Valdorian noch einmal stehen, blickte in die Transportblase und den Transraum jenseits davon, hörte das Flüstern am Rande seiner Gedanken und genoss die Kraft, die ihn erfüllte.
Und das Wissen.
Er wusste ganz genau, was ihn auf Kerberos erwartete. Er kannte seine Aufgabe. Er wusste um die Konsequenzen, die sich ergeben würden, wenn er im Hades-System einen Erfolg erzielte. Und dass er Erfolg haben würde, daran konnte kein Zweifel bestehen. Seine Streitmacht war groß genug.
Valdorian fragte sich, warum er Benjamin und Dokkar nicht sofort auf dem Arsenalplanetoiden umgebracht hatte. Seltsamerweise fand er keine Antwort auf diese Frage. Sie hier zu töten, in der Passagierkapsel, im Innern der Transportblase eines Kantaki-Schiffes – das kam nicht infrage, denn es hätte gegen den Sakralen Kodex verstoßen und Strafmaßnahmen der Kantaki herausgefordert. Aber in dem Planetoiden, als er ihnen mit den ersten wieder erwachten Soldaten gegenübergetreten war… Irgendetwas hatte ihn daran gehindert, sie zu erschießen. Die Stimme, die ihn seit dem Pakt begleitete?
Er wusste auch, dass er ein Werkzeug war, ein Hammer in einer Hand, die aus ferner Vergangenheit in die Gegenwart reichte. Aber er hielt sich für intelligent und geschickt genug, schon bald wieder selbst zu einer Hand zu werden, die lenkte und führte, sich vom Benutzten in den Benutzer zu verwandeln.
Ein großer Schritt stand bevor, auf Kerberos, und weitere würden folgen, jenseits davon.
Valdorian hörte etwas und drehte den Kopf. Jonathan trat näher und reichte ihm Dokkars Identer. Er nahm ihn entgegen und steckte ihn an.
»Schwierigkeiten?«
»Nein«, sagte Jonathan.
»Sie werden es bitter bereuen.«
»Was?«
Valdorian deutete nach draußen, zum grauschwarzen Koloss vor der Transportblase. »Die Kantaki. Sie werden es bitter bereuen, dass sie mir nicht geholfen haben.« Es ist alles ihre Schuld, dachte er mit einem Zorn, um dessen Irrationalität er wusste, den er aber trotzdem nicht zu überwinden versuchte. Dieses besondere Feuer des Zorns hatte bereits in dem anderen Valdorian gebrannt, in dem Greis, der nach Lidia gesucht hatte, nach der Kantaki-Pilotin namens Diamant, in der Hoffnung, dass sie ihm helfen konnte, vielleicht ihren Einfluss bei den Kantaki geltend machte, damit sie ihm mithilfe rekursiver Zeit neues Leben gaben. Oder dass sie ihn bei sich aufnahm, als ihren Konfidenten, es ihm ermöglichte, mit ihr abseits des gewöhnlichen Zeitstroms zu bleiben.
Der Temporale hingegen hatte ihm weitaus mehr gegeben, ihm seinen größten Wunsch
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