Kantaki 02 - Der Metamorph
Finger berührten Schaltelemente, und das Summen der Motoren veränderte sich. Emmerson spürte, wie sich das Tauchboot zur Seite neigte, und kurz darauf verlor sich das Licht der Scheinwerfer nicht mehr in schwarzer Leere, sondern glitt über den schlammigen und sandigen Meeresgrund.
»Noch immer keine Reaktion auf unsere Kom-Signale.«
Emmerson blickte auf die Displays und versuchte, sich zu orientieren. Das Sonar hatte die Bauten der Station längst erfasst – drei unterschiedlich große Kuppeln –, aber erst nach einer weiteren Minute erschienen sie auch im Bugfenster.
»Ich kann keine Beschädigungen erkennen.« Raphael steuerte das Boot näher, und die Kuppeln schienen anzuschwellen, sich aufzublähen. Äußerlich war die Station unversehrt, und zu Emmersons großer Erleichterung deutete nichts auf die Nähe einer temporalen Anomalie hin.
Aber warum meldete sich niemand?
Raphael erwies sich als geschickter Pilot, als er das Tauchboot an der Hauptkuppel längsseits brachte und das Schleusensiegel des Bootes mit dem der Kuppelwand verband. Als der Datenservo die Fixierung der Position bestätigte, löste Raphael seinen Sicherheitsharnisch und stand auf. Weiter hinten zischte es, und ein Schott öffnete sich. »Wir können in die Station.«
Kurze Zeit später standen sie in der kleinen Schleuse und beobachteten, wie sich das Innenschott schloss. Einige Sekunden verstrichen, und das andere Schott glitt auf.
Sie betraten die Station.
Sofort sahen sie Zeichen blinder Zerstörungswut. Einrichtungsgegenstände waren zertrümmert. Dinge lagen auf dem Boden verstreut, die meisten von ihnen halb zerfetzt. An einer Stelle hatte es sogar gebrannt: Klebriger Löschschaum bildete eine graue Schicht über einem Kleiderhaufen, den jemand angezündet hatte.
»Wahnsinn«, sagte Emmerson leise und sah sich um. »Hier ist jemand Amok gelaufen.«
Sie schritten durch einen Gang, in dem nur noch wenige Leuchtkörper an der Decke brannten – die meisten von ihnen waren zertrümmert worden. Sonderbares Geschmier zeigte sich an den Wänden, und als Emmerson es aus der Nähe betrachtete, stellte er fest, dass es Blut war. Aber kein menschliches.
Im nächsten Zimmer, einem Ausrüstungsraum, bestätigte sich sein Verdacht. An der einen Wand lagen zwei Geschöpfe, die wie eine Mischung aus Affe und Delphin wirkten, deren Haut jedoch eher an die von Schlangen erinnerte.
»Halbintelligente Arbeiter«, sagte er. »Sie scheinen sich gegenseitig erschlagen zu haben.«
Fast alle Ausrüstungsschränke waren geöffnet, und ihr Inhalt bildete ein wirres Durcheinander auf dem Boden. Raphael und Emmerson setzten den Weg fort, und in den anderen Räumen der Station bot sich ihnen ein ähnliches Bild. Sie fanden weitere Arbeiterleichen, doch von den Wissenschaftlern und dem Autokraten fehlte jede Spur. Keines der halbintelligenten Geschöpfe schien überlebt zu haben, und bestimmte Zersetzungserscheinungen an ihren Gliedmaßen deuteten darauf hin, dass sie schon seit Stunden tot waren.
Eine halbe Stunde später hatten sie alle drei Kuppeln durchsucht, ohne Stokkart, Ulgar und die anderen gefunden zu haben.
»Sie müssen weiter unten sein«, sagte Emmerson. »Es gibt doch noch Stationsbereiche unter den Kuppeln, nicht wahr? Ich habe einen Lift gesehen.«
Raphaels Unruhe wuchs. »Wir sollten die Station besser verlassen.«
»Ohne festgestellt zu haben, was aus Stokkart, Ulgar und den anderen geworden ist?«
Raphael sah sich um. »Irgendetwas hat die Adlaten in den Wahnsinn getrieben. Vielleicht steckt die Anomalie dahinter.«
Diese Möglichkeit lässt sich nicht ausschließen, dachte Emmerson, setzte den Weg zum Lift aber trotzdem fort. Raphael folgte ihm und machte dabei einen möglichst weiten Bogen um die Leichen der Adlaten.
Nach einer kurzen Suche, bei der sein Begleiter ihm nicht half, fand Edwald Emmerson den Lift und stellte fest, dass er die Kabine mit einem Tastendruck von unten heraufholen musste. »Wer auch immer den Lift als Letzter benutzte – er hat sich von ihm nach unten bringen lassen.«
Die Tür glitt auf, die Kabine war leer und unbeschädigt. Emmerson betrat sie. Raphael zögerte.
»Kommen Sie. Oder wollen Sie, dass ich mich dort unten allein umsehe?«
Zwei oder drei Sekunden lang rang Raphael mit sich selbst, betrat dann ebenfalls den Lift. Emmerson drückte die unterste Taste an der Wand, und sofort schloss sich die Tür. Mit einem leisen Surren setzte sich die Kabine in Bewegung.
»Sie wissen, dass ich
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