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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Perfid nehme«, sagte Raphael. Seine Stimme klang nicht so fest wie sonst. »Sie kennen auch die Wirkung dieser Droge.«
    »Ja«, brummte Emmerson. »Sie macht süchtig.«
    »Sie verstärkt die Wahrnehmung. Und ich spüre etwas, das mir nicht gefällt.«
    »Was?«
    »Ich… weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir diesen Ort besser so schnell wie möglich verlassen sollten. Lassen Sie uns nach Chiron zurückkehren.«
    Der Lift hielt an, und die Tür öffnete sich.
    Emmerson trat in einen hell erleuchteten Korridor. Hier hatte niemand Lampen zerstört, und es klebte auch kein Blut an den Wänden. »Ist hier jemand?«, rief er. »Kann mich jemand hören?«
    Alles blieb still.
    Emmerson wäre am liebsten auf Raphaels Worte eingegangen, aber stattdessen schritt er, angetrieben von Neugier und einem tief in ihm verwurzelten Pflichtbewusstsein, durch den Gang, dessen Wände zunächst aus Stahlkeramik und Synthomasse bestanden, dann aus dem Sedimentgestein des Meeresgrunds. Mehrmals gewährten türartige Öffnungen rechts und links Zugang zu Räumen, die eigentlich mehr wie Höhlen wirkten, einige von ihnen dunkel, andere ebenso hell erleuchtet wie der Korridor. Emmerson warf einen kurzen Blick hinein – Einrichtungsgegenstände, Ausrüstung, Proviant, mobile Geräte – und setzte den Weg fort, bis er schließlich einen Raum erreichte, dessen Rückwand etwas Seltsames zeigte: ein sanft gewölbtes Objekt, oder Teil eines Objekts, gelb wie Gold und völlig glatt. Emmerson trat näher und berührte die metallartige Substanz.
    »Warm«, sagte er erstaunt. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht. Bitte, Emmerson, lassen Sie uns gehen. Hier gibt es etwas… etwas Gefährliches.«
    Edwald Emmerson drehte sich um und stellte fest, dass sich Raphaels Nervosität in Furcht verwandelt hatte. »Ich möchte wissen, was das ist«, sagte er und deutete auf die gewölbte Fläche.
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Seine Durchlaucht nannte es immer nur ›Artefakt‹. Es gibt noch ein zweites, und Professor Ulgar und die anderen Wissenschaftler suchten nach einem Weg hinein.«
    Ein zweiter Korridor ging von dem Raum aus. »Wohin geht es dort?«
    »Bitte, Emmerson, glauben Sie mir, hier gibt es etwas, das…«
    »Ist Ihnen etwas aufgefallen, Raphael? Abgesehen von den Dingen, die Sie mithilfe der Droge wahrzunehmen glauben: Wir haben hier unten noch nicht einen einzigen Adlaten gesehen.«
    »Vielleicht haben sie alle die oberen Bereiche aufgesucht.«
    »Die Liftkabine befand sich unten. « Emmerson wandte sich dem zweiten Korridor zu.
    »Ich beschwöre Sie…« Raphael zitterte.
    Edwald Emmerson achtete nicht auf ihn und schritt durch einen Gang, der den Eindruck erweckte, erst vor kurzer Zeit angelegt worden zu sein. Nach etwa dreißig Metern endete er in einer aus dem Sedimentgestein gegrabenen Kaverne. Einige mobile Bohrkerne standen an den Wänden, und in einem Gerüst ruhten mehrere deaktivierte Mikronautenschwärme. Ein großer Ausrüstungswagen enthielt Beleuchtungsservi und diverse Sondierungsgeräte. Daneben lagen zwei Levitatorscheiben.
    In der Mitte des Raums gähnte ein großes Loch im Boden.
    Doch Emmersons Aufmerksamkeit galt zunächst etwas anderem. Zusammengedrängt in einer Ecke des Raums lagen mehrere der halbintelligenten Arbeiter. Ihre genaue Anzahl ließ sich nicht mehr feststellen, denn die Körpersubstanz der Adlaten – von einer Formationsmatrix strukturierte Basismasse – war teilweise miteinander verschmolzen. Einige Gliedmaßen blieben erkennbar; die Geschöpfe schienen sich umarmt zu haben.
    »Wie Kinder, die sich vor etwas fürchten und beieinander Schutz suchen«, murmelte Emmerson.
    Er wandte sich dem Loch zu.
    »Es ist nah«, hauchte Raphael, der den Raum ebenfalls betreten hatte. »Dort.« Er zeigte auf die Öffnung im Boden.
    Emmerson trat an den Rand des Loches und blickte in einen tiefen Schacht. Er konnte nicht erkennen, wie weit er nach unten führte, denn Finsternis verwehrte den Blick auf das Ende des Schachtes.
    Mit einigen raschen Schritten war Emmerson wieder beim Ausrüstungswagen, nahm einen Beleuchtungsservo, aktivierte ihn, kehrte zum Loch zurück und ließ das kleine Gerät hineinfallen. Einige Meter weit erhellte das Licht den Schacht, doch weiter unten trübte es sich und verschwand ganz. Die Dunkelheit schien es regelrecht zu verschlingen.
    Etwas im Schacht… kräuselte sich. Etwas flirrte, wie heiße Luft, dehnte sich nach oben aus…
    Raphael schrie, presste sich beide

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