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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Informationen zur Verfügung, um eine definitive Antwort zu geben.« Boris klang nicht besorgt, eher interessiert. Was auch immer geschah, es schien ihn zu faszinieren. »Ich halte es ebenfalls für absurd, dass der übrige Kosmos plötzlich nicht mehr existieren soll. Eine Art Barriere trennt uns von ihm, und offenbar zieht sie sich zusammen. Der achte Planet ist gerade verschwunden.«
    Filip starrte zum Panoramafenster.
    »Wir müssen dabei berücksichtigen, dass wir die Veränderungen nicht in Echtzeit erleben«, fuhr Boris fort. »Die Lichtgeschwindigkeit schränkt unseren Beobachtungshorizont ein. Ich versuche gerade, mithilfe der noch bestehenden interplanetaren Transverbindungen mehr herauszufinden.« Seine blassen Finger huschten über die Kontrollen.
    Ein schrecklicher Verdacht kam Filip. Er wollte Boris nicht stören, und deshalb fragte er: »Eurelia, gibt es einen Zusammenhang mit der Anomalie? Kehren die Temporalen zurück? Haben sie das Hades-System isoliert?«
    »Ich bedauere, aber diese Fragen kann ich nicht beantworten.«
    »Jemand ist gekommen«, sagte Boris. Er berührte ein Schaltelement, und der Schleier eines pseudorealen Darstellungsfelds legte sich vor das Panoramafenster. Dutzende von blinkenden Punkten erschienen, so viele, dass Filip schon nach wenigen Sekunden aufhörte, sie zu zählen. Sie bildeten eine keilförmige Formation, und die Spitze zeigte auf Kerberos. »Neunzig Schiffe der Tiger-Klasse, hundertfünfzig der Panther-Klasse und dreihundertfünfzig der Wolf-Klasse.«
    Anton Filip erinnerte sich plötzlich daran, dass dort draußen Krieg herrschte zwischen dem Konsortium und der Allianz, ein Krieg, der schon entschieden sein sollte, zugunsten der Allianz. »Was ist mit den automatischen ID-Signalen der Schiffe?«
    »Sie haben keine«, sagte Boris.
    »Ein Angriff?«
    »Etwas schneidet ein ganzes Sonnensystem – dieses – vom Rest des Universums ab, und dann taucht eine ziemlich große Flotte interplanetarer Kampfschiffe auf. Nicht zu vergessen das im Bereich des Kuiper-Gürtels zerstörte Kantaki-Schiff. Auf friedliche Absichten deutet das meiner Ansicht nach nicht hin.«
    »Eurelia?«
    »Wie kann ich zu Diensten sein?«
    »Benachrichtige die Bodenstationen auf Kerberos. Übermittle alle bisher ermittelten Daten. Offenbar steht eine Invasion unmittelbar bevor.«
    »Ja, Anton.«
    Das pseudoreale Darstellungsfeld verschwand vom Panoramafenster, und Filip blickte hinaus ins All, das ohne Sterne dunkler als jemals zu vor wirkte. Eine Stunde später sah er die ersten Schiffe. Wie Schatten glitten sie heran, gewannen dann überraschend schnell Konturen und Substanz, als sie in den Orbit des Planeten schwenkten. Einige von ihnen kamen ganz nahe an MeteoTech-14 vorbei, so nahe, dass man Fenster in ihren Rümpfen und das Licht dahinter sehen konnte.
    Die vage Furcht war aus Anton Filip verschwunden. Kummer und Trauer ersetzten sie, denn er wusste, dass seine ruhige, beschauliche kleine Welt in diesen Momenten zerbrach.
     
     

33  Aus der Tiefe
     
Kerberos
17. April 421 SN
09:05 Uhr
     
    Stimmen begleiteten die Rückkehr aus dem Nichts der Bewusstlosigkeit.
    »Nun, wie geht es ihm?«, fragte eine Frau. »Du hast doch gerade nach ihm gesehen, oder?«
    »Ja. Er schläft noch immer.« Die Stimme eines Mannes.
    »Schläft er, oder ist er bewusstlos?«
    »Was weiß ich. Bin kein Mediziner.«
    Eine Zeit lang herrschte Stille. Edwald Emmerson lauschte und versuchte, sich zu orientieren. Er sah, dass er sich in einem kleinen Raum befand – in einer Kajüte, teilten ihm ein rhythmisches Schaukeln und ein gelegentliches Platschen mit –, der schlicht eingerichtet war und dessen Wände aus Synthomasse bestanden. Ein einfaches Boot, vielleicht nicht einmal mit einem Levitator ausgestattet. Ich lebe, dachte er erstaunt und erinnerte sich an die Ereignisse unter dem Meer, an Raphaels Selbstmord und die schreckliche, Gedanken zerreißende Dunkelheit.
    »Wir haben richtig gehandelt, weißt du«, kam von oben die Stimme der Frau.
    »Nein, das weiß ich nicht. Wir haben keine Ahnung, wer er ist. Er könnte ein Kontrolltaucher sein, vom Autokraten beauftragt.«
    »Niemand kann uns nachweisen, dass wir auf der Suche nach Opalen gewesen sind. Heute haben wir ohnehin keine gefunden.« Eine kurze Pause, und dann: »Ich verstehe nicht, was heute mit mir los ist. Die Kopfschmerzen werden immer stärker…«
    Die Kopfschmerzen, dachte Emmerson und setzte sich auf. Er fühlte nichts, aber vielleicht war die Frau

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