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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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empfindlicher als er, so wie Raphael.
    »Wir hätten ihn in dem verdammten Tauchboot lassen sollen«, brummte der Mann. »Wer weiß, welche Scherereien wir uns jetzt eingehandelt haben.«
    »Wir konnten ihn doch nicht dem Meer überlassen, Korran!«
    »Wenn er wirklich ein Kontrolltaucher des Autokraten ist, und wenn er den Verdacht hat, dass wir hier nach Opalen tauchen, sind wir so gut wie erledigt.«
    Emmerson stand auf und stellte erleichtert fest, dass die befürchtete Schwäche ausblieb. Er fühlte sich sogar erstaunlich gut, wenn man die jüngsten Ereignisse berücksichtigte. Der Schlaf – beziehungsweise die Bewusstlosigkeit – schien einen Teil seiner Kraft erneuert zu haben, denn er fühlte sich nicht mehr ganz so müde wie in der vergangenen Nacht.
    Er öffnete die Kajütentür, stieg die Treppe hoch und trat auf das Deck. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich bin kein Kontrolltaucher.«
    Ein Mann und eine Frau wandten sich erschrocken zu ihm um. Sie standen mittschiffs an den Kontrollen des Bootes, das den unten gewonnenen Eindruck bestätigte. Es handelte sich um ein billiges Modell, nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, ohne Levitator.
    Der Mann, Korran, war in mittleren Jahren und untersetzt, hatte schwarzes, zerzaustes Haar und einen dunklen Vollbart. Die Frau schätzte Emmerson auf Anfang dreißig, und ihre auffallende Schönheit hätte ihn unter anderen Umständen beeindruckt.
    »Ich nehme an, Sie haben mich aus dem Tauchboot geholt.« Emmerson blinzelte im Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne. »Vor einigen Stunden, wie mir scheint.«
    »Sie haben alles gehört, wie?«, brummte Korran.
    »Seien Sie unbesorgt«, wiederholte Emmerson, trat näher und streckte die Hand aus. »Ich bin kein Kontrolltaucher des Autokraten, sondern der planetare Direktor von NHD Kerberos, Edwald Emmerson. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich gerettet haben.«
    Korran zögerte kurz, nahm dann die dargebotene Hand und schüttelte sie. »Das ist meine Frau, Sandrina.«
    Emmerson reichte auch ihr die Hand.
    »Na, bitte«, wandte sich Sandrina an ihren Mann. »Wir haben richtig gehandelt.«
    »Sie können von Glück sagen, dass wir Ihr Boot gefunden haben. Es befand sich in einem ziemlich schlechten Zustand.«
    »Wo ist es?«
    »Wir haben es ins Schlepptau genommen.« Korran deutete mit dem Daumen zum Heck.
    Emmerson ging über das schwankende Deck nach hinten. Der vordere Teil des Tauchboots sah ganz normal aus, aber die rückwärtige Sektion erweckte den Eindruck, einige Wochen lang in Säure gelegen zu haben. Vom Lack war überhaupt nichts mehr übrig, und die Stahlkeramik wirkte korrodiert.
    »Seltsam«, sagte Korran, als er an seine Seite trat. »Als hätte man den vorderen Teil eines neuen Tauchboots mit dem hinteren eines uralten zusammengesetzt.«
    Die temporale Anomalie, dachte Emmerson. Er kannte sich mit solchen Dingen nicht aus, begriff aber, enormes Glück gehabt zu haben. Der Wirkungsbereich der Anomalie schien das Tauchboot am Heck gestreift zu haben, mit dem Ergebnis, dass der betroffene Bereich um Jahrzehnte oder Jahrhunderte gealtert war. Er erinnerte sich daran, kurz vor der Bewusstlosigkeit, die ihn von dem grässlichen Schmerz befreit hatte, die Kontrollen des Tauchboots berührt zu haben. Der Datenservo musste zu dem Schluss gelangt sein, dass ein Notfall vorlag, und daraufhin hatte er ein entsprechendes Programm gestartet und das Boot an die Meeresoberfläche zurückgebracht.
    Er hob den Blick und sah zur fernen Küstenlinie, nur ein dünner Strich am Horizont.
    »Ihr Boot ist nicht mit einem Levitator ausgestattet, nicht wahr?«
    »Nein«, antwortete Korran.
    Emmerson klopfte vergeblich seine Taschen ab. Offenbar hatte er seinen Kom-Servo verloren.
    »Haben Sie einen Kommunikationsservo an Bord?«, fragte er.
    »Ja, natürlich.« Der untersetzte Mann deutete zum Kontrollstand in der Mitte des Bootes. Sandrina stand dort, hielt sich mit einer Hand fest und presste die andere an den Kopf.
    »Wenn ich ihn benutzen dürfte… Ich muss sofort mit meinem Sicherheitschef reden.«
    Korran nickte. »Wie Sie wünschen.«
    Erneut eilte Edwald Emmerson über das schwankende Deck und stellte sich dabei wesentlich ungeschickter an als Korran, der ihm mühelos folgte. »Ich gebe Ihnen den guten Rat, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen«, sagte Emmerson. »Ich bin mit dem Tauchboot unten auf dem Meeresgrund gewesen. Dort ist eine temporale Anomalie entstanden.«
    »Eine temporale Anomalie?«
    Emmerson

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