Kantaki 02 - Der Metamorph
darunter. Auch dort war zunächst alles ruhig gewesen, und dann…
Selbst an normalen Tagen herrschte im Raumhafen von Chiron nicht viel Verkehr, und seit Stunden gab es keine interstellaren Verbindungen mehr. Nur vergleichsweise wenige Reisende hatten sich in den Hallen und Sälen aufgehalten, und bei der Nachricht von einer sich nähernden Invasionsflotte waren die meisten von ihnen eilig in die Stadt zurückgekehrt. Nur eine Hand voll Männer, Frauen und Kinder saß in den parkartigen Wartebereichen, halb verborgen zwischen weit aufragenden Pflanzen. Im Hintergrund bemerkte Emmerson zwei dreibeinige Horgh, und er hörte sogar ihre zwitschernden Stimmen, obwohl sie mehr als fünfzig Meter entfernt waren. Er hatte keinen Linguator dabei und verstand die Worte nicht, vermutete aber, dass die Horgh nach draußen zu ihren Schiffen wollten. Mehrere Soldaten hinderten sie daran.
Ein großer, bulliger Mann mit dunklem krausen Haar näherte sich mit langen Schritten.
»Großkommissar…«
»Planetarer Direktor…«, erwiderte Petrokos und lächelte schief. »Wir scheinen uns in letzter Zeit unter eher unglücklichen Umständen zu treffen.«
Zwei der grauen Soldaten waren Petrokos gefolgt, und er wandte sich ihnen kurz zu. »Das ist der planetare Direktor von NHD Kerberos, Edwald Emmerson, und…«
»Und mein Sicherheitschef Elroy Tobias«, sagte Emmerson. »Ich möchte mit dem Kommandeur der Flotte sprechen.«
»Ich habe erneut versucht, den Autokraten zu erreichen«, sagte Petrokos. »Vergeblich. Und Raphael scheint ebenfalls verschwunden zu sein.«
»Für immer«, murmelte Emmerson. Als er den fragenden Blick des Großkommissars bemerkte, fügte er hinzu: »Ich erkläre es Ihnen später. Wenn ich Gelegenheit dazu bekomme.«
Einer der beiden Soldaten führte ein kurzes Kom-Gespräch. »Bitte begleiten Sie uns«, sagte er dann.
Etwa eine Minute später betraten sie ein Konferenzzimmer.
»Ich muss noch einmal ausdrücklich protestieren«, sagte gerade jemand inmitten der Traube von Personen vor dem großen Tisch im Zimmer. »Sie können doch nicht einfach hierher kommen und…«
Ein Soldat näherte sich den Neuankömmlingen.
»Ich muss unbedingt mit dem Kommandeur der gerade eingetroffenen Flotte sprechen«, kam Emmerson der Frage zuvor.
»Sie sind…«
»Edwald Emmerson, planetarer Direktor von NDH Kerberos. Ich habe etwas entdeckt, das eine große Gefahr darstellt, nicht nur für Kerberos und das Hades-System, sondern vielleicht für einen großen Teil der Galaxis.«
Der Soldat drehte sich um und ging fort.
Petrokos richtete einen neugierigen Blick auf Emmerson. »Tragen Sie da nicht ein wenig zu dick auf?«
Emmerson sah ihn ernst an. »Ich übertreibe nicht, Großkommissar. Ich bin in einer Station gewesen, die der Autokrat auf dem Meeresgrund vor dem Festlandsockel gebaut hat. Ich habe zwei so genannte Artefakte dort gesehen. Eines von ihnen hat die Adlaten in der Station umgebracht und Raphael in den Wahnsinn getrieben – er beging Selbstmord, indem er loslief und seinen Kopf gegen eine Wand rammte. Vielleicht können wir die Feuerkraft all dieser Schiffe gut gebrauchen.«
Der Soldat kehrte zurück. »Bitte kommen Sie«, sagte er und hob die Stimme. »Alle anderen verlassen den Raum.« Die Uniformierten, mehr als zwanzig, begannen damit, die übrigen Personen aus dem Raum zu führen, unter ihnen Petrokos, Elroy Tobias und einige Repräsentanten des Urbanen Symposions von Kerberos. Die meisten von ihnen verließen das Konferenzzimmer stumm; einige brummten verärgert.
Die Soldaten blieben und bezogen auf beiden Seiten des Zimmers Aufstellung. Am Kopfende des Tisches saßen drei Männer, und einen von ihnen erkannte Emmerson sofort: Lukert Turannen, Globaldirektor von NHD und Koordinator des Konsortiums. Der Mann neben ihm erschien ihm vage vertraut, doch er konnte ihn nicht mit einem Namen in Verbindung bringen. Mit dem dritten Mann konnte er gar nichts anfangen. Er trug schlichte Kleidung, wirkte vollkommen durchschnittlich und schien irgendwie zu… verschwinden, mit dem Hintergrund zu verschmelzen, wenn man sich nicht auf ihn konzentrierte.
»Emmerson?«, brachte Turannen erstaunt hervor. »Wo ist Rubens Lorgard?«
»Lorgard ist tot«, sagte Emmerson. Er wusste nicht, wie viel er in Anwesenheit der Soldaten und des Mannes an Turannens Seite sagen durfte, fügte deshalb nur hinzu: »Vor seinem Tod ernannte er mich zum Direktor und nahm seine Arbeit als Chefkreator wieder auf.«
Turannen schien
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