Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Zeitwächter der Kantaki auf Munghar könnten es bemerken, das ist mir klar. Es ist ein Risiko, das wir eingehen müssen. Wir stehen vor einer schweren Krise, Agorax. Irgendwann gelingt es jemandem, die Reste unseres Volkes zum Aufbruch zu überreden. Wenn bis dahin nicht von außen ein Tunnel zum Null geschaffen worden ist, wird die Zeitflotte untergehen.«
    »Ich verstehe«, sagte Agorax. »Ich werde mir alle Mühe geben.«
    »Daran zweifle ich nicht. Und ich weiß, dass Sie gute Arbeit leisten werden.« Pergamon hob die rechte Hand und zog einen Zirkelring von einem seiner Tentakelfinger. »Hier, nehmen Sie das. Ich glaube, dies ist der geeignete Augenblick.« Und leiser: »Vielleicht gibt es keinen anderen.«
    Agorax starrte verblüfft auf den Ring. »Aber das bedeutet…«
    »Es bedeutet, dass ich Sie in meinen Zirkel aufnehme. Von jetzt an sind Sie Mitglied des Kontar-Zirkels.«
    Agorax war sprachlos. »Es… es ist mir eine große Ehre«, brachte er schließlich hervor.
    Pergamon trat in einen Transferer, dessen Antriebsmodul sofort zu summen begann. »Ihr Projekt hat absolute Priorität. Greifen Sie auf alle Ressourcen zurück, die Sie brauchen. Berufen Sie sich auf mich, wenn Sie irgendwo auf Schwierigkeiten stoßen.« Die Spirale stieg auf, neigte sich zur Seite, kippte in den Hauptschacht und surrte davon.
    Agorax betrachtete den Zirkelring, schob ihn sich stolz auf einen Tentakelfinger und schlüpfte dann ebenfalls in einen Transferer. Es wartete viel Arbeit auf ihn.
     
     

7 Ausblicke
     
Kerberos
15. April 421 SN
10:35 Uhr
     
    »Sieh nur die vielen Menschen«, sagte Bruder Eklund. »Sie hasten hin und her, haben keine Zeit füreinander, sind immer angetrieben von Eile. Und obwohl es hier so viele gibt, und dicht beieinander, sind doch viele einsam. Ist das nicht seltsam, Raimon?«
    Sie befanden sich in der Nähe des Hafens, am Rand eines Platzes, auf dem der tägliche Fischmarkt zu Ende ging. Die Fischerboote hatten ihren Fang schon vor einigen Stunden gebracht, noch während der Dunkelheit, und die Einkäufer von Mensen, Restaurants und Tavernen hatten ihren Tagesbedarf an Fischen und Meeresfrüchten gedeckt. Mit kleinen Levitatorwagen, bodengebundenen Transportern und sogar Handkarren brachten sie ihre Einkäufe fort. Die wichtigsten Kunden verließen den Platz, aber es blieben noch viele andere, denen es nur darum ging, die eine oder andere Spezialität zu kaufen, genug für ein oder zwei Mahlzeiten.
    Eklund sah auf den Jungen hinab, der noch immer schwieg, das Geschehen auf dem Platz aber aufmerksam beobachtete. Hinter ihnen rollte, schwebte und summte der Verkehr durch einen breiten Verkehrskorridor.
    »Dir ist nicht nach Reden zumute, wie?«, fragte Eklund freundlich. »Nun, macht nichts. Dann übernehme ich das Reden eben für uns beide.« Er legte Raimon die Hand auf die Schulter, und der Junge sah stumm zu ihm auf. Der vom Meer her wehende Wind zerzauste ihm das dunkle Haar, und in den braunen Augen sah Eklund etwas, das er nicht zu deuten wusste. Hast du einen Schock erlitten?, dachte er. Sprichst du deshalb nicht? »Hast du Hunger? Möchtest du etwas essen, bevor wir den Weg zur Zitadelle fortsetzen?« Er deutete zum Pelion-Massiv im Osten und Süden der Stadt; die steilen, hohen Felswände waren kaum zu übersehen. »Der Weg ist noch weit, und du hast einiges hinter dir. Komm.«
    Sie gingen am Rand des Marktplatzes entlang, vorbei an den vielen Buden und Ständen, von denen ein intensiver Fischgeruch ausging. Eklund mochte ihn, obwohl ihn andere Leute als unangenehm empfanden. »Wenn man bedenkt, was aus dieser Stadt geworden ist… Ich bin als kleiner Junge hierher gekommen, vor fast neunzig Jahren, und damals war Kerberos für viele eine Welt der Hoffnung. Manche sahen in ihr so etwas wie eine Abkürzung auf dem Weg zum Glück. Und Chiron… Ach, Chiron war damals noch eine kleine Stadt. Und heute? Sieh dich um. Es ist eine Metropole geworden, so wie aus einem Kind ein Erwachsener wird. In diesem Fall allerdings handelt es sich um einen chronisch kranken Erwachsenen mit Eiterbeulen und Blähungen.«
    Erneut sah er auf den Jungen hinab und lächelte, um darauf hinzuweisen, dass seine letzten Worte nicht ganz ernst gemeint waren. Aber Raimon schaute sich nur um, und sein Gesicht blieb dabei völlig unbewegt. Eklund fühlte sich von Zweifel heimgesucht. Hätte er den Jungen doch besser bei Elisabeth lassen sollen, für zwei oder drei Tage? In der vergangenen Nacht hatte er zweifellos ein

Weitere Kostenlose Bücher