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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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feststellen, was er in der Suite anstellte. Eine solche Diskretion war ihm ebenso wichtig wie unbegrenzter Kredit.
    Die vagen energetischen Schlieren eines Schirmfelds zeigten sich im Zugang der Suite, nur von Lutors Seite aus transparent. Er blickte hinaus in einen der großen Aufenthaltsräume des Passagiercontainers, der zusammen mit anderen Habitaten und Frachtmodulen zur Transportblase des Kantaki-Schiffes gehörte. Mehrere Menschen standen vor den großen Panoramafenstern, durch die man in den Transraum hinaussehen konnte. Andere saßen in der nahen Bar oder zwischen den Pflanzen der grünen Insel im Zentrum des Raums. Dort bemerkte Lutor auch zwei Akuhaschi. Es hieß von ihnen, dass sie in einer symbiotischen Beziehung mit den Kantaki standen. Für solche Dinge interessierte sich Lutor nicht. Er wusste nur, dass die Akuhaschi gewissermaßen die Administratoren der insektoiden Kantaki waren und als Mittler zwischen ihnen und anderen Völkern fungierten. Einer von ihnen trug einen Direal, der ihn mit den wichtigsten Bordsystemen des Kantaki-Schiffes verband, ausgestattet mit Dutzenden von Servi, separaten Schnittstellen, Rezeptoren und Analysemodulen. Beide Geschöpfe hatten fünfzehn Zentimeter lange vertikale schlitzförmige Augen, völlig schwarz, und die Gesichter wirkten verschrumpelt.
    Lutors Blick glitt weiter, und als er nichts Verdächtiges bemerkte, ließ er das Schirmfeld vollkommen opak werden.
    Ein akustisches Signal des Datenservos bestätigte, dass unterdessen die Anderswelt-Programme geladen waren. Lutor seufzte leise, als er das Nebenzimmer betrat und dort in einem mit medizinischen Sensoren ausgestatteten Liegesessel Platz nahm – sie sollten den körperlichen und geistigen Zustand des Benutzers überwachen. Noch während er mit dem Kabel hantierte und es mit dem Bio-Servo dicht unter seinem Nacken verband, erschauerte er wohlig beim Gedanken an das, was ihn jetzt erwartete. Ein leises Klicken wies ihn darauf hin, dass die Verbindung hergestellt war. Lutor machte es sich im Liegesessel so bequem wie möglich, um späteren Problemen, wie zum Beispiel schmerzenden Druckstellen, vorzubeugen, sagte dann: »Datenservo, Programm starten und letzten Merkpunkt aktivieren.«
    Es summte leise, und weniger als eine Sekunde später gehörte das Summen zu einer anderen Welt. Dunkelheit umgab Lutor, und als sich seine Augen daran gewöhnt hatten, sah er die Szene, an die er sich erinnerte. Vor ihm erstreckte sich ein weiter Sumpf, nur undeutlich zu erkennen im matten Licht des Mondes, das durch nächtlichen Dunst filterte. Gelegentlich blubberte und platschte es in der Finsternis, und irgendwo erklangen Stimmen, zu leise, als dass er einzelne Worte hätte verstehen können: ein undeutliches Flüstern und Raunen, das mal spöttisch und mal herausfordernd klang. Lutor drehte den Kopf und sah in die Richtung, aus der er gekommen war: Ein hohes Gebirge ragte hinter ihm auf, und ein steiler Weg führte zum verschneiten Pass empor, gesäumt von zahlreichen Gefahren, die er alle überwunden hatte, immer auf der Suche nach dem letzten und größten aller Gegner, nach dem Herrscher der Schattenwelt, nach Echna, der über die Horden der Hölle gebot. Der Sumpf war ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden galt, und Lutor fragte sich, mit welchen Scheußlichkeiten ihn die Programmierer dieser Anderswelt bestückt hatten.
    Vorsichtig ging er durch die Dunkelheit und genoss dabei das Gefühl, das ihm der neue Körper vermittelte. Er war Kordun, ein Krieger aus dem Nordland, aufgebrochen mit der Absicht, den Tod der Eltern zu rächen, die einem Boten der Finsternis zum Opfer gefallen waren, und den Ruhm des eigenen Clans zu mehren. Er war fast einen Meter neunzig groß und muskulös, hatte schulterlanges blondes Haar und trug Kleidung, die zum größten Teil aus Leder und Eisen bestand. Kraft erfüllte ihn, eine Energie, die ihm Zuversicht gab und ein Gefühl der Macht vermittelte, das ihm sehr gefiel.
    Als der Boden unter seinen Füßen zu weich wurde, blieb er stehen und spähte durch die Dunkelheit. Die Stimmen schienen näher gekommen zu sein, aber ihr Flüstern und Raunen blieb unverständlich.
    Lutor erinnerte sich nicht mehr genau daran, welche Dinge er unterwegs gefunden und mitgenommen hatte, setzte den Rucksack ab und öffnete ihn. Abgesehen von einigen magischen Heilsalben, diversen thaumaturgischen Kristallen und anderen mehr oder weniger nützlichen Dingen enthielt er auch einen Kuiki, einen Ratgeber,

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