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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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eine Aufnahme von Willbert Robertson. Der Sicherheitschef sah zwei Aufgaben vor sich. Erstens: Es galt, den entkommenen Metamorph zu finden und unschädlich zu machen. Zweitens: Er musste die Personen identifizieren, die nicht nur für NHD arbeiteten, sondern auch noch für andere Auftraggeber; ihre Identifikation würde ihn zum Saboteur führen.
    Während sein Blick noch dem Display galt, erschien dort ein blinkender Schriftzug, begleitet von einem akustischen Signal. P RIORITÄTSNACHRICHT .
    Emmerson kehrte zum Schreibtisch zurück. »Datenservo, Nachrichtendatei öffnen.«
    »Bestätigung«, erwiderte die synthetische Stimme. Die Darstellung des dreidimensionalen Displays wechselte und zeigte einen Mann, den Emmerson jetzt zum ersten Mal sah. Er saß an einem kleinen Tisch, auf dem ein aktivierter Privatgarant lag. Der Hintergrund des Raums erinnerte den Sicherheitschef an eine Kom-Nische, wie es sie auf Raumhäfen oder in den Passagiercontainern von Kantaki-Schiffen gab.
    »Dies ist eine Aufzeichnung«, sagte der Mann mit einer Stimme, die gleichzeitig energisch und gelassen klang. So sprach jemand, der daran gewöhnt war, dass man seinen Anweisungen sofort nachkam. Und das erschien Emmerson seltsam, denn der Unbekannte im Display schien nicht einmal vierzig zu sein. »Ich bin Lutor, Sonderbeauftragter des Globaldirektors Lukert Turannen. Er hat mich mit allen notwendigen Befugnissen ausgestattet, auf Kerberos zu ermitteln. Ich weiß über den… Notfall Bescheid und kenne auch die Hintergründe. Bitte unternehmen Sie bis zu meiner Ankunft nichts, das die Situation weiter komplizieren könnte. Erstellen Sie einen Lagebericht mit allen wichtigen Informationen, damit ich nach meinem Eintreffen sofort mit der Arbeit beginnen kann; ich verliere nicht gerne Zeit.« Er sah auf die Anzeige eines Chrono-Servos. »Dieses Kantaki-Schiff wird das Hades-System morgen erreichen, am 16. April 421 SN. Ich rechne damit, gegen fünfzehn Uhr in Chiron zu sein; bitte halten Sie sich für ein Gespräch bereit.« Der Mann legte eine kurze Pause ein und sah direkt in den visuellen Sensor des Kom-Servos. »Ich bin sicher, dass wir gut zusammenarbeiten werden.« Lutor streckte die Hand nach einer Kontrolleinheit aus, und sein Bild verschwand.
    Edwald Emmerson starrte einige Sekunden lang ins leere Display und stellte dann fest, dass er die rechte Hand zur Faust geballt hatte. Lutor war es mit wenigen Worten gelungen, sich selbst der Kategorie »unsympathisch« zuzuordnen. Aber was noch viel schlimmer war: Alles deutete darauf hin, dass er mit Sondervollmachten kam und die Ermittlungen in Hinsicht auf den Metamorph und alle damit zusammenhängenden Dinge selbst leiten wollte. Turannen setzt mir – und auch Lorgard – jemanden vor die Nase, dachte er, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Er wies den Servo an, ihm noch einmal das Ende der aufgezeichneten Nachricht zu zeigen und das Bild dort anzuhalten, wo Lutor direkt in den visuellen Sensor sah. Ein knapp vierzig Jahre alter Mann, eigentlich unscheinbar; Emmerson hätte ihm keine Beachtung geschenkt, wenn er ihm irgendwo in Chiron begegnet wäre. Die Nase gerade, ein dünnlippiger Mund, das Kinn flach. Aschblondes, kurzes Haar. Das auffallendste Merkmal waren zweifellos die grauen Augen. Ihr Blick war stechend und durchdringend. Ein seltsamer Glanz lag in ihnen, und Emmerson brauchte trotz seiner großen Erfahrung mehr als zwanzig Sekunden, um ihn zu identifizieren. Dies war der Blick eines Jägers, eines Mannes, der das gefährlichste Wild im Kosmos gejagt hatte: Menschen und andere intelligente Geschöpfe. Und etwas deutete darauf hin, dass er Gefallen daran fand.
    »Ich glaube, wir haben hier ein weiteres Problem«, murmelte Emmerson und beschloss, Rubens Lorgard einen Besuch abzustatten – nach Robertsons Bericht musste er ohnehin mit ihm reden.
     
     

9 Andere Welten
     
Auf dem Weg nach Kerberos
15. April 421 SN
10:40 Uhr Kerberoszeit
     
    Nach der Aufzeichnung ließ Lutor den Identer im Abtaster, betätigte einige Schaltelemente des Kom-Servos und wandte sich dann halb um. Die Kommunikationsnische war Teil einer kleinen persönlichen Suite, die alle Annehmlichkeiten bot. Der Identer bestätigte, dass ihm New Human Design unbegrenzten Kredit gewährte, und solche Dinge wusste Lutor durchaus zu schätzen. Der Privatgarant auf dem Tisch sorgte nach wie vor dafür, dass er in jeder Hinsicht ungestört blieb; selbst mit speziellen Sondierungssignalen ließ sich nicht

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