Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
bestimmte Richtung.
     
     

10 Echos der Gewalt
     
An Bord eines Kantaki-Schiffes
im Transraum
     
    Lukert Turannen saß im Restaurant des Passagiermoduls, an einem Ecktisch, von dem aus er den ganzen Raum beobachten konnte. Der Teller vor ihm wies fünf Mulden auf. Die vier oberen, relativ klein, enthielten verschiedene Gemüsesorten, jede von ihnen mit einem speziellen Anteil an Mineralien und Vitaminen. Eine halbfeste Proteinmasse, die ein wenig an Fleisch erinnerte, füllte die größere Mulde darunter. Turannen kostete die Speisen nacheinander, berechnete die Kalorien und kam auf etwa eintausendzweihundert – genau die richtige Menge, und genau das richtige Verhältnis von Nähr- und Ballaststoffen. Wir sind das, was wir zu uns nehmen, lautete eins der Prinzipien, nach denen er sein Leben ausrichtete. Die eigene Ernährung plante er ebenso sorgfältig wie seine geschäftlichen Aktivitäten. Er aß ruhig, teilte seine Aufmerksamkeit dabei zwischen der Umgebung und den Überlegungen, die der aktuellen Situation von Konsortium und Allianz galten. Sein Sekretär Amadeus saß auf der anderen Seite des Tisches und erweckte den Anschein, in die Lektüre eines pseudorealen Buches vertieft zu sein. In Wirklichkeit verwendete er einen Kontrollservo, sondierte die anwesenden Personen und hielt nach eventuellen Spionen und Überwachungsgeräten Ausschau. Bisher deutete nichts darauf hin, dass sie jemand beschattete. Enbert Dokkar schien keinen Verdacht geschöpft zu haben. Vielleicht wusste er nicht einmal, dass sich der Koordinator des Konsortiums in der Transportblase dieses Kantaki-Schiffes befand. Und wenn er es wusste… Vielleicht hielt er Turannens Reise nicht für wichtig.
    Eine kaum merkliche Vibration ließ Turannen aufblicken; ihm fiel auf, dass die anderen Passagiere im Restaurant erst einige Sekunden später reagierten. Das Kantaki-Schiff hatte den Flug durch den Transraum unterbrochen und war in den Normalraum zurückgekehrt. Die breiten Panoramafenster zeigten ferne Sterne, die unbewegt im All hingen, und einer von ihnen wirkte ein ganzes Stück größer und näher als die anderen.
    »Wir sind da«, sagte Amadeus knapp.
    »Bereiten Sie alles vor. Ich komme gleich nach.«
    Der Mann mit dem wieselartigen Gesicht nickte, stand auf und verließ das Restaurant. Niemand schenkte ihm Beachtung. Einige Passagiere traten zu den Fenstern und fragten sich verwundert, warum das Kantaki-Schiff den Flug mitten im Nichts unterbrochen hatte.
    Turannen leerte seinen Teller in aller Ruhe, erhob sich dann und verließ den Raum. Er ging durch die Flure und Korridore des Passagiermoduls, begegnete immer wieder verwirrten Reisenden, die sich gegenseitig nach dem Grund für die Unterbrechung des Transits fragten. Als er sich dem Hangar näherte, waren die Korridore leer. Turannen vergewisserte sich, dass ihm niemand gefolgt war, betrat dann den großen Schleusenraum mit dem Konsortium-Shuttle. Das kleine Raumschiff ruhte auf einem leise summenden Levitationskissen und sah aus wie ein Keil aus Stahlkeramik und Synthomasse, ausgestattet mit einem leistungsstarken Plasmatriebwerk, das interplanetare Flüge mit bis zu achtzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit gestattete. Neben der offenen Luke stand ein Akuhaschi in einem Direal. Turannen wusste nicht, ob es der gleiche Akuhaschi war, mit dem er die Vereinbarung getroffen hatte; für ihn sahen diese Geschöpfe alle gleich aus.
    »In exakt vierundzwanzig Stunden Ihrer Zeit kehrt das Schiff hierher zurück«, sagte der Akuhaschi. Seine Stimme klang rau. »Wenn Sie nicht hier sind, warten wir dreißig Minuten, bis wir den Flug fortsetzen.«
    Turannen nickte. »Wir werden hier sein.«
    »Für die Abholung werden noch einmal zweihunderttausend Transtel fällig.«
    Turannen atmete innerlich auf, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Er hatte einen der exotischen Preise befürchtet, die die Kantaki manchmal verlangten; Geld spielte eine untergeordnete Rolle.
    »Einverstanden«, sagte er und holte seinen Identer hervor. Der Akuhaschi schob ihn in einen Abtaster, betätigte einige Schaltelemente und gab die Karte dann zurück. Turannen steckte sie ein und kletterte in den Shuttle. Hinter ihm schwang die Luke zu, und ihre hermetischen Siegel schlossen sich mit einem leisen Zischen.
    Der kleine Amadeus saß im Kopilotensessel und wartete. Turannen nahm vor den Hauptkontrollen Platz und legte wie sein Sekretär den Sicherheitsharnisch an, bevor er die Bordsysteme des Shuttles aktivierte und rasch

Weitere Kostenlose Bücher