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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Raumschiff in eine niedrige Umlaufbahn, und die Schirme zeigten die zerklüftete, von Kratern übersäte Oberfläche des Planetoiden. Hier und dort gab es tatsächlich helle Ansammlungen von Eis.
    »Wir sind gleich da«, sagte Amadeus, und nur eine Sekunde später, wie um seine Worte zu bestätigen, blinkte ein Koordinatenfeld. Das Summen des Triebwerks veränderte sich, als die Geschwindigkeit sank und die Levitatoren aktiv wurden, um die geringe Schwerkraft auszugleichen. Der Shuttle ging tiefer und flog durch eine finstere Schlucht, die nach mehreren Kilometern vor einer steilen Felswand endete. Dort verharrte das kleine Raumschiff auf sicheren Levitationspolstern, wie ein stählernes Insekt, das darauf wartete, dass man ihm Einlass gewährte.
    Turannen betätigte die Kontrollen, und das Licht von Suchscheinwerfern tastete über die Felswand, ließ Eis glitzern und schuf einen scharfen Kontrast zwischen Hell und Dunkel, wodurch die Schatten noch schwärzer wirkten.
    »Nichts zu sehen«, sagte er leise. »Die Tarnung ist perfekt. Oder…« Er zögerte kurz. »Oder hier befindet sich überhaupt nichts. Also gut, Amadeus. Senden Sie die Signale.«
    Der kleine Mann beugte sich vor und berührte ein Schaltelement des mit den Bordsystemen verbundenen Infonauten. Die Kom-Anzeigen bestätigten, dass Signale gesendet wurden, mit niedriger Frequenz, und es folgten einige Sekunden, die sich zu Minuten zu dehnen schienen.
    Dann blinkte ein Indikator, und der Hauptschirm zeigte, wie sich eine Öffnung in der Felswand bildete. Das getarnte Außenschott eines Hangars schwang auf, öffnete sich wie das Maul eines Giganten, und Lichter glühten dort, wo bisher alles dunkel gewesen war.
    Turannen spürte, wie sich seine Anspannung auflöste und diebischer Freude wich. Die Daten, die sie in Valdorians Servi gefunden hatten, waren authentisch. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
    Er deaktivierte den Nav-Servo und steuerte das kleine Schiff in den Hangar. Als es den Boden berührte, schloss sich das Außenschott, und automatische Systeme öffneten Ventile. Luft strömte in den großen Raum, erst unhörbar, dann mit einem lauter werdenden Zischen, als die sich verdichtende Atmosphäre Geräusche übertrug.
    Amadeus deutete auf die Datenkolonnen, die mit hoher Geschwindigkeit durch ein Display glitten. »Die hiesigen Kontrollsysteme erkennen unsere uneingeschränkte Befugnis an. Ich habe einen Statusbericht angefordert, und…« Er unterbrach sich und rückte ein kleines Kom-Modul am Ohr zurecht. »Fünfzigtausend«, sagte er. »Allein in diesem Planetoiden gibt es fünfzigtausend Schläfer.«
    Turannen löste den Sicherheitsharnisch und stand auf. »Kommen Sie. Sehen wir uns die Sache aus der Nähe an.«
    Wenige Sekunden später standen sie außerhalb des Shuttles im stillen Hangar. Das Zischen hatte aufgehört; es herrschte normaler Luftdruck. Allerdings war die Temperatur recht niedrig, und Lukert Turannen fröstelte trotz der Jacke, die er übergestreift hatte. Er stellte fest, dass er sich nicht leichter fühlte als sonst, trotz der vergleichsweise geringen Masse des Planetoiden; offenbar gab es hier künstliche Schwerkraftfelder. In der gegenüberliegenden Wand befand sich eine mit hermetischen Siegeln ausgestattete Tür, und Turannen ging mit langen, zielstrebigen Schritten darauf zu. Amadeus folgte ihm und musste dabei fast rennen; den Infonauten hielt er mit beiden Händen. Er betätigte die Schaltelemente, und ein leises Summen erklang, begleitet von einem dumpfen Fauchen, das nach einer zornigen Katze klang. Die Siegel öffneten sich, und die einzelnen Segmente der Tür glitten auseinander.
    Dahinter ging das Licht in einem langen Korridor an.
    »Es gibt hier Dutzende von Sicherheitssystemen«, erklärte Amadeus, als sie durch den Flur schritten. Er deutete auf das Display seines Infonauten. »Ich habe sie alle deaktiviert.«
    »Wie ist der allgemeine Status?«
    »Prä-Bereitschaft, Primus. Von den fünfzigtausend Schläfern dieses Arsenals können neunundvierzigtausendneunhundertachtundneunzig innerhalb von dreißig Minuten geweckt werden. Bei zwei Stasiseinheiten meldet der Überwachungsservo Fehlfunktionen. Die Ausfallquote ist also außerordentlich gering. Nur zwei Soldaten können nicht ins Leben zurückkehren.«
    »Und die Systeme?«
    Amadeus verstand, was Turannen meinte. »Die hiesige Streitmacht kann innerhalb von sechs Stunden für den Einsatz bereit sein.« Sie gelangten an eine Abzweigung, und nach einem kurzen Blick

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