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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Shuttle sicher durch das kosmische Trümmerfeld. Nach weiteren fünfzehn Minuten stießen die Sondierungssignale auf einen Planetoiden: das Ziel ihrer Reise.
    »Cordoban war ein sehr vorsichtiger Mann«, sagte Turannen. »Hier würde bestimmt niemand nach einem verborgenen Arsenal des Konsortiums suchen.«
    Er rechnete nicht mit einer Antwort, und deshalb erstaunte es ihn, als Amadeus erwiderte: »Vielleicht lebt er noch.«
    Turannen sah seinen Sekretär kurz an, blickte dann wieder auf die Anzeigen. Möglicherweise lag es daran, dass sie beide hier ganz allein waren; normalerweise beschränkte sich Amadeus ihm gegenüber auf eine sehr passive Rolle. »Nein, er ist tot, da bin ich mir sicher. Andernfalls hätten wir bestimmt von ihm gehört.«
    Aber, so musste sich Turannen eingestehen, ein Rest von Ungewissheit blieb, und leider galt das auch für Valdorian. Er nahm seinen Platz ein – wenn auch nicht als Primus inter Pares, so doch als Koordinator des Konsortiums –, und er wohnte in seiner Villa auf Tintiran, die Judith gerade ihren Wünschen gemäß ausstattete, aber was mochte geschehen, wenn Valdorian irgendwann wieder auftauchte? Diese Sorge trübte Turannens Triumph ein wenig, obwohl er sich immer wieder sagte, dass sie völlig unbegründet war. Wenn Valdorian tatsächlich irgendwie überlebt hatte und irgendwann so dumm sein sollte, auf die Bühne des interstellaren Geschehens zurückzukehren, so würden ihm Enbert Dokkar und sein eigener Sohn Benjamin den Prozess machen. Turannen sagte sich einmal mehr, dass es völlig absurd war, besorgt zu sein. Ganz im Gegenteil: Er schickte sich an, die eigene Macht – die eigenen strategischen Möglichkeiten – erheblich zu erweitern, von Cordobans Weitblick zu profitieren und sich erneut etwas anzueignen, das Valdorian gehört hatte.
    Turannen gestattete sich ein Lächeln und sah auf die Anzeige des Chrono-Servos. Erstaunlich: Er hatte sich erst vor vier Stunden, unmittelbar nach der Entdeckung der Koordinaten, von Judith auf Tintiran im mehr als vierhundert Lichtjahre entfernten Mirlur-System verabschiedet. Manchmal benötigten Kantaki-Schiffe Tage oder gar Wochen, um solche Entfernungen zurückzulegen, manchmal aber auch nur Minuten oder Stunden. Angeblich hing es von dem jeweiligen Faden ab, mit denen der Pilot das Schiff verband, um es zum Ziel zu bringen. Für Turannen war es ein glücklicher Zufall.
    Er gewann dadurch wertvolle Zeit, und die Zeit, so spürte er ganz deutlich, wurde immer mehr zu einem kritischen Faktor bei dem Bemühen, seine Position Dokkar gegenüber zu behaupten.
    Im Kuiper-Gürtel dieses Sonnensystems herrschte ewige Finsternis; das schwache Licht des fernen Sterns 437/Skalgard 1 reichte bei weitem nicht für eine visuelle Erfassung von Objekten im All aus. Doch die Sondierungssignale der Sensoren ermöglichten eine genaue Ortung aller nahen und fernen kosmischen Vagabunden, Immer wieder wechselten die Bilder der großen und kleinen Displays, zeigten nackte Daten oder elektronisch aufbereitete Darstellungen von Kometen und Asteroiden. Der namenlose Planetoid befand sich im Zentrum des Koordinatensystems, das der Navigationsservo ins Bild des Hauptschirms einblendete.
    »Die Daten entsprechen exakt den Angaben der Koordinatendateien«, sagte Amadeus, und Turannen glaubte, in der Stimme seines Sekretärs Erleichterung zu hören. Vielleicht hatte auch ihn ein Rest von Zweifel an der Authentizität und Zuverlässigkeit der Dateien geplagt. »Dies ist der erste Arsenalplanet.«
    »Ein Arsenalplanetoid«, murmelte Turannen und las die Daten vom Schirm. »Durchmesser dreitausendneunhundertvier Kilometer; die Monde mancher Gasriesen sind größer. Keine Atmosphäre, nur gefrorener Stickstoff und Methaneis auf der Oberfläche. Kein sehr gemütlicher Ort.«
    Amadeus schwieg, verglich die Daten und beobachtete auf den Schirmen, wie sich der Shuttle dem Planetoiden näherte.
    Während der letzten Phase des Anflugs blieb Turannen äußerlich ruhig, aber tief in ihm prickelte Aufregung. Die Entdeckung der Arsenalplaneten, beziehungsweise dieses ersten Arsenalplanetoiden, bedeutete enorm viel für ihn, nicht nur in militärischer Hinsicht. Wenn die drei von Cordoban angelegten Arsenale mit den Schläfern, den gentechnisch veränderten Soldaten in Stasis, wirklich hielten, was sie versprachen, so brauchte er sich Dokkar und Benjamin gegenüber nicht mehr so unterlegen zu fühlen und konnte weitaus besser planen.
    Der Nav-Servo steuerte das kleine

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