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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auf das Infonauten-Display deutete Amadeus nach links. »Dort entlang.«
    Nach etwa zehn Metern öffnete sich eine weitere Tür vor ihnen, und hinter ihr erstreckte sich kein Korridor, sondern ein stählerner Steg, auf beiden Seiten mit einem hohen Geländer ausgestattet. In einer Höhe von mehr als hundert Metern führte er durch eine Halle, die einst eine natürliche Höhle des Planetoiden gewesen zu sein schien und die man erweitert hatte. Mattes Licht ging von langen Leuchtstreifen aus. Unter Turannen reihten sich Dutzende von militärischen Raumschiffen aneinander: die grauen Riesen der Tiger-Klasse, fast hundert Meter lang und oval; daneben die mittelgroßen Jäger der Panther-Klasse, deltaförmig und sechzig Meter lang; und zahlreiche Gefechtsshuttles der Wolf-Klasse, zwanzig Meter lang und keilförmig wie das kleine Schiff, das Turannen und Amadeus zum Planetoiden gebracht hatte.
    Auf halbem Wege durch die Höhle blieb Turannen stehen, griff nach dem Geländer und ließ den Blick umherschweifen. »Wie viele Schiffe sind es insgesamt?«
    »Dieses Arsenal enthält hundert Tiger-, hundertachtzig Panther- und vierhundert Wolf-Einheiten.«
    »So genial Cordoban auch gewesen sein mag«, murmelte der staunende Turannen. »Er hat einen Fehler gemacht. Mit dem militärischen Potenzial der drei Arsenalplaneten hätte er den Krieg gegen die Allianz gewinnen können.«
    Unten in den Wänden bemerkte er die dunklen Öffnungen von Tunneln, zweifellos dazu bestimmt, die Schiffe schnell ins All zu bringen. Einige Sekunden lang dachte er daran, wie viel Geld Entwicklung und Einrichtung der Arsenale gekostet hatten und wie es Cordoban und Valdorian gelungen war, dieses Projekt vor dem Consistorium des Konsortiums geheim zu halten. Eine gewaltige Streitmacht, absolut zuverlässig und loyal… Und außerdem das ebenfalls geheime und vielleicht sogar noch ehrgeizigere Projekt Doppel-M auf Kerberos. Menschenmacht. Oder hätte es Valdorian-Macht heißen müssen? Turannen fröstelte noch stärker, als er sich vorstellte, welche Macht Valdorian der Neunzehnte durch einen Erfolg seiner Pläne bekommen hätte. Er wäre zu einer Art galaktischem Imperator geworden, sogar dazu imstande, mithilfe der genetisch programmierten Metamorph-Exemplare die überlichtschnelle Kantaki-Raumfahrt zu kontrollieren. Wer hätte sich ihm in den Weg stellen können?
    Aber die Angriffsflotte des Konsortiums hatte bei Kabäa im Epsilon-Eridani-System der Allianz eine verheerende Niederlage erlitten. Cordoban und Valdorian waren seitdem verschwunden, wahrscheinlich tot. Und ich trete ihr Erbe an, dachte Lukert Turannen nicht ohne Ehrfurcht. Eine einzigartige Chance bot sich ihm, und er wusste, dass er keinen Fehler machen durfte, wenn er sie nutzen wollte.
    An die erste Höhle schloss sich ein weiterer Korridor an, und dann folgte eine zweite Kaverne, ebenso groß wie die erste, ebenfalls von Leuchtstreifen erhellt. Aber sie diente nicht zur Unterbringung von Raumschiffen.
    Und es war nicht völlig still in ihr.
    Lebenserhaltungssysteme summten leise, flüsterten von tiefem Schlaf. Halbtransparente rechteckige Behälter reihten sich aneinander, wirkten wie Kokons, deren Inhalt auf das Ausschlüpfen wartete. Gestalten zeichneten sich in den Stasiseinheiten ab, vage und anonym, von gentechnischen Spezialisten, den Kreatoren, geschaffene Soldaten, ohne Angst und Moral.
    Turannen ging langsam über den Steg, sich der Kälte kaum mehr bewusst. Amadeus folgte ihm und schwieg jetzt, aber gelegentlich klickten die Schaltelemente des Infonauten unter seinen Fingern. Nabelschnüren gleich verbanden dicke Kabelstränge die aus jeweils fünfzig Stasiseinheiten bestehenden Reihen mit den Lebenserhaltungssystemen, und die Datenservi des Arsenals überwachten mit nicht nachlassender elektronischer Geduld die Biofunktionen der Schläfer. Fünfzigtausend, erinnerte sich Turannen. Und nur zwei von ihnen werden nicht erwachen. Das Gefühl der Macht prickelte wie mit statischer Elektrizität auf der Haut des Koordinators, ein ganz besonderer Juckreiz, der ihn mit angenehmer Unruhe erfüllte.
    »Die Zentrale«, sagte er leise. »Lassen Sie uns zur Zentrale gehen und die hiesigen Systeme endgültig unter unsere Kontrolle bringen. Wir müssen die Zugangssequenzen ändern.«
    »Das sollte sich problemlos bewerkstelligen lassen«, erwiderte Amadeus. Falten erschienen kurz auf der Stirn des wieselartigen Gesichts, verschwanden dann wieder.
    »Stimmt was nicht?«
    Turannens Sekretär

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