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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ließ sie dann wieder los. Die Hände der beiden Frauen berührten Valdorians Finger kaum. »Bitte nehmen Sie Platz.« Valdorian deutete zum Tisch.
    Die Worte, die er sprach, seine Schritte, fast jede einzelne Bewegung – alles war sorgfältig von Cordoban choreographiert, der die Blassen ebenfalls begrüßte und dann am Tisch Platz nahm. Weiter hinten im Raum, dicht vor der Rückwand mit Syntho-Maschinen und Datenservi, standen zwei Soldaten aus Cordobans Garde. Valdorian fragte sich, ob einer von ihnen der Metamorph war.
    Er versuchte sich zu konzentrieren, auf das Geschehen hier und jetzt, und während er die Ansprache hielt, die Cordoban für ihn ausgearbeitet hatte, fühlte er Viktors Blick mit einer sonderbaren Intensität auf sich ruhen. Er saß auf der anderen Seite des Tisches, mit einem Infonauten und ohne sichtbare Waffen, rechts und links an seiner Seite die so zart wirkenden Frauen, deren Alter sich ebenso schwer schätzen ließ wie das Viktors. Ihre Blicke verweilten nicht die ganze Zeit über auf Valdorian, sondern streiften wachsam umher, nahmen alles in sich auf.
    »Ich glaube«, sagte Valdorian zum Abschluss seiner kurzen Einführungsrede, »dass die neuen Transportvereinbarungen zwischen den Dreizehn Hohen Welten und dem Konsortium beiden Seiten zum Vorteil gereichen und Grundlage für eine engere Kooperation sein könnten. Cordoban wird Ihnen die Einzelheiten erläutern …«
    »Sie gehören nicht hierher«, sagte Viktor mit einer Stimme wie splitterndes Eis. Seine rötlichen Augen blickten kalt, aber tief in ihnen, ganz tief unten, brannte etwas.
    Valdorian stellte fest, dass sich jetzt auch die Blicke der beiden Frauen auf ihn richteten. In ihren Gesichtern veränderte sich etwas …
    »Ich verstehe nicht ganz.« Valdorian sah, wie Cordoban links von ihm die Kontrollen seines eigenen Infonauten betätigte; rechts setzten sich die beiden Soldaten in Bewegung, die zuvor an den Syntho-Maschinen hantiert hatten, und brachten Tabletts mit Erfrischungen.
    »Sie gehören nicht hierher«, wiederholte Viktor. »Sie gehören nicht in diese Welt. Wer sind Sie?«
    »Er ist der geflohene Wegfinder«, sagten die beiden Frauen wie aus einem Mund.
    Drei Dinge geschahen gleichzeitig.
    »Los«, sagte Cordoban und betätigte ein Schaltelement seines Infonauten.
    Die beiden Frauen sprangen mit verblüffender Agilität den beiden Soldaten entgegen, schienen sich von einem Moment zum anderen in substanzlose Schemen zu verwandeln.
    Gläser klirrten. Die Soldaten zogen ihre Hefoks und schossen.
    Valdorian beobachtete das Geschehen, schockiert von den Worten der beiden Frauen. Er sah, wie die Strahlen die beiden Schatten erfassten, bevor sie über den Tisch hinweg waren und die Soldaten erreichten. Aus Schemen wurden wieder Körper, verletzliche und sterbliche Körper, die zu Boden fielen und liegen blieben. Aber es waren nicht die Körper von zwei Blassen.
    Die beiden Geschöpfe hatten eine Haut, die aus silbernen, sich überlappenden Schuppen bestand, und ihre Hände endeten in Tentakelfingern.
    Temporale.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Viktor, und seine Stimme schien noch kälter zu werden, wenn das überhaupt möglich war.
    »Das sind zwei Temporale«, wandte sich Valdorian an Cordoban. »Offenbar haben sie die Blassen infiltriert.«
    »Interessant«, erwiderte Cordoban ohne eine sichtbare emotionale Reaktion. »Woraus sich die Frage ergibt: Ist Viktor wirklich das, was er zu sein scheint?«
    Viktor erhob sich langsam, schenkte den Waffen der beiden Soldaten keine Beachtung und blickte auf die beiden Toten hinab. »Meine Sippenschwestern …«
    Cordoban schien davon überzeugt zu sein, dass Viktor wirklich Viktor war. »Dies ist sogar noch besser«, sagte er ungerührt. »Wir können darauf hinweisen, dass sich ein Feind in die Reihen der Blassen eingeschlichen hat und mit unserer Hilfe entlarvt werden konnte. Hier ist der Beweis.« Er deutete auf die Toten. »Damit kann Viktor die … ungewöhnlichen Maßnahmen rechtfertigen, die er in unserem Sinne ergreifen wird.«
    »Welchen Viktor meinen Sie?«, fragte der große Blasse. »Ich weiß nicht, was Sie hier inszeniert haben, aber … ich kehre jetzt zu meinem Schiff zurück. Die beiden Leichen werde ich abholen und untersuchen lassen. Und ich erwarte einen Erklärung von Ihnen. Ich möchte wissen, was es mit den ›Temporalen‹ auf sich hat. Und wer er ist«, fügte er mit einem Blick auf Valdorian hinzu.
    »Sie bleiben hier«, sagte Cordoban.
    Valdorian

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