Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
geht es wieder gut.«
»Ich habe Augen im Kopf.«
Mein anderes Selbst scheint kein besonders gutes Verhältnis zu seinem Sohn gehabt zu haben, dachte Valdorian und erinnerte sich an Benjamin, der mehrmals versucht hatte, ihn umzubringen und jetzt im Omnivor zu den Spielern des Spiels zählte.
Die Frau wandte sich wieder ihm zu, und in ihren Augen sah er etwas, das er kannte, aber nie im Gesicht von Madeleine und schon gar nicht in dem von Lidia gesehen hatte: einen kalten, berechnenden Glanz, erkennbar nur für jemanden wie ihn. Weil sie so ist wie du selbst, oder wie ein Teil von dir.
»Es freut mich sehr, dass du dich erholt hast, Dorian«, sagte sie und hob die Hand. Sie zögerte kurz, nicht länger als eine halbe Sekunde, schien ihrer Sache nicht ganz sicher zu sein, berührte ihn dann mit der Kuppe des Zeigefingers am Kinn. »Jetzt können wir ein neues Leben beginnen.«
Valdorian stand noch immer starr und unbewegt da. Nicht nur, dass sie ihn »Dorian« genannt hatte – zwischen ihnen gab es das Du, dessen herrliche Intimität er sich immer bei Lidia gewünscht hatte. Nein, verbesserte er sich. Nicht zwischen uns. Zwischen ihr und dem anderen Valdorian.
»Wir?«, fragte er leise.
Das Glitzern in den blauen Augen veränderte sich. »Wenn du dich fragst, warum wir dich so selten besucht haben …«
»Was wollen Sie?«, fragte Valdorian und begann zu ahnen, was die namenlosen Frau hierher geführt hatte.
Sie trat wie verletzt zurück. »Sie? Dorian …«
»Lass nur, Mutter«, sagte der junge Mann. »Jemand hat es ihm gesagt. Er weiß Bescheid.« Wenn ein Gletscher imstande gewesen wäre zu sprechen – so hätte seine Stimme geklungen.
»Worüber?«, fragte Valdorian.
Ein Teil der Berechnung verschwand aus den Augen der Frau und wich Sorge. »Nun, die Ärzte hatten dich aufgegeben, und ich musste für die Zukunft ohne dich planen. Ich habe dabei natürlich in erster Linie an Roland gedacht …«
»Als Sie dem Tode näher waren als dem Leben, hat Ihnen Alexandra die Treuhandschaft über das Valdorian-Vermögen abgeschwatzt.« Cordoban betrat den Salon. »In etwas mehr als einem Monat ist es ihr gelungen, zweihundert Millionen Transtel auszugeben.«
Die Frau warf Cordoban einen finsteren Blick zu und sah dann wieder Valdorian an.
»Du hast es nicht gewusst?«
»Ich weiß es jetzt. Die Treuhandschaft ist hiermit annulliert.«
»Darüber wollte ich mit dir reden, Dorian«, sagte Alexandra. »Ich meine, zweihundert Millionen sind eigentlich gar nicht so viel, wenn man bedenkt, wie groß das Valdorian-Vermögen ist, und ich habe wirklich vor allem an Roland gedacht. Der arme Junge, du hast nie …«
»Cordoban?«
»Das Essen ist aufgetragen, Primus. Im kleinen Salon. Für Sie drei.«
»Eine Mahlzeit für eine Person hätte genügt. Bringen Sie … Alexandra und Roland hinaus.«
» Was? «, entfuhr es der Frau.
Valdorian winkte.
»Kommen Sie«, sagte Cordoban.
»Aber Dorian, jetzt wo du wieder gesund bist, ich meine, wir könnten …«
»Gehen Sie.« Valdorian sah Entrüstung und Erschrecken in den Augen der Frau, und in denen des jungen Mannes … Seine Augen brannten mit einem kalten Feuer. Als sich Roland umdrehte und die Suite zusammen mit seiner Mutter verließ, fragte sich Valdorian, womit sein Selbst in dieser Zeit es verdient hatte, dass sein Sohn ihn so sehr hasste.
Kurze Zeit später kehrte Cordoban zurück.
»Benötigen Sie noch etwas?«, fragte er.
Wer ist hier der Herr und wer der Diener?, dachte Valdorian. »Warum hat der Valdorian dieser Realität eine solche Frau geheiratet? Und warum hasst sein Sohn ihn so sehr?«
»Das hätten Sie ihn fragen sollen, bevor Sie ihn umbrachten.« Cordoban ging wieder zum Ausgang und blieb in der offenen Tür stehen. »Ich rate Ihnen, gut auszuruhen. Morgen ist ein wichtiger Tag.«
Er ging, und die Tür schloss sich hinter ihm.
Valdorian wartete vielleicht eine halbe Minute, bevor er zur Tür schritt und versuchte, sie zu öffnen. Sie blieb geschlossen.
Es bedeutete, dass er erneut in der Falle saß, wenn es zu einem Angriff auf ihn kam, aber seltsamerweise brachte dieser Gedanke nur einen Hauch Unruhe. Seine Überlegungen, begleitet von sonderbar wirren Gefühlen, die es zu ordnen galt, gingen in eine ganz andere Richtung.
Er begann mit einer unruhigen Wanderung durch die Suite, wie auf der Flucht vor sich selbst und gleichzeitig auf der Suche nach … Selbsterkenntnis? Etwas tief in seinem Inneren war in Bewegung geraten, schon vor einer
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