Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
gerichtet, als sie langsam aufstand. Ein Berg aus Metall ragte vor der Tür empor, zusammengesetzt aus Rohren, Kugeln, langen rechteckigen Elementen, Kabeln und summenden Motoren. Sie glaubte, das Wort richtig verstanden zu haben, und fragte sich erstaunt, wie eine Drohne der Temporalen InterLingua sprechen konnte.
»Worauf sollen wir warten?«, fragte Esmeralda, die ebenfalls aufgestanden war und an Diamants Seite trat.
»Auf den Äonar«, antwortete das Maschinenwesen. »Er wird gleich hier sein.«
»Wer oder was ist der Äonar?«
Stille.
»Was ist mit Vater Grar und Vater Brrin?«, fragte Diamant. »Was ist mit Kurirrt und den anderen Akuhaschi an Bord des Kantaki-Schiffes?«
Keine Antwort.
Diamant bemerkte Esmeraldas Blick und verstand die Botschaft in ihren Augen: Wir müssen irgendwie versuchen, den Schlund zu zerstören. Die Temporalen dürfen auf keinen Fall Gelegenheit erhalten, ihn zu untersuchen.
Esmeralda trat vor – und erstarrte. In dem Maschinenwesen glühte etwas, ein Blitz traf die Frau … und ließ sie verschwinden.
Diamant riss entsetzt die Augen auf.
Ein Geräusch hinter ihr veranlasste sie, den Kopf zu drehen. Esmeralda lag wieder in der Bodenmulde, öffnete die Augen und setzte sich auf. »Wir sind nicht mehr an Bord von Vater Grars Schiff.«
»Rekursive Zeit«, ertönte die kratzige Stimme des Maschinenwesens. »Ich bin angewiesen, Sie warten zu lassen. Bitte fügen Sie sich.«
Rekursive Zeit … Diamant fragte sich, wo sie diesen Begriff schon einmal gehört hatte. Sie musste hundertfünfzig Jahre in ihre Vergangenheit zurückkehren, um eine Antwort zu finden. Rekursive Zeit. Davon hatte sich Valdorian ein längeres Leben erhofft.
»Was ist geschehen?«, fragte Esmeralda verwirrt.
»Ich glaube, du bist ein oder zwei Minuten in der Zeit zurückversetzt worden.« Ohne dass sich in meiner Zeit etwas verändert hat, fügte Diamant in Gedanken hinzu.
Die Tür hinter der Drohne öffnete sich, und ein seltsames Wesen wankte auf einem Bündel aus Tentakelbeinen herein. Hautfetzen lösten sich von den Seiten, und der Kopf schwankte auf dem viel zu dünn wirkenden Hals. Die Augen bestanden aus Dutzenden von Hornlinsen, und die steifen Arme sahen aus wie die Äste eines verkrüppelten Baums.
Das Geschöpf versuchte etwas zu sagen, aber es klang nach einer Mischung aus Gurgeln und Röcheln.
Esmeralda und Diamant wechselten einen kurzen Blick.
Das Wesen wankte, stützte sich mit einem Arm an der Drohne ab und versuchte es erneut.
» … bin Agoron, der Äonar.«
Es war sehr schwer zu verstehen – man musste genau hinhören.
»Ich brauche … Ihre Hilfe«, brachte das Wesen hervor.
»Gehören Sie zu den Temporalen?«, fragte Esmeralda misstrauisch.
»Ich bin der Äonar«, sagte das Geschöpf, und wieder musste sich Diamant ganz auf die Worte konzentrieren, um sie zu verstehen. »Dies alles ist mein Werk. Ich habe den zweiten Zeitkrieg ermöglicht und gewonnen. Aber ich bin getäuscht worden.«
»Und wir sollen Ihnen helfen?«, zischte Esmeralda.
»Ich bin der Letzte meiner Art«, fuhr Agoron fort, und Diamant beobachtete, wie sich weitere Hautfetzen lösten. »Ich habe die Existenz aller anderen Eternen ausgelöscht, aber auch darin bin ich getäuscht worden. Der Erhabene hat mich … betrogen und belogen.«
»Erwarten Sie Mitgefühl von uns?«, fragte Esmeralda.
Agoron achtete gar nicht auf ihre Worte. Auf Diamant wirkte er wie jemand, der in einer eigenen, zerbröckelnden Welt aus Schmerz und tiefem Kummer weilte. »Aber es gibt eine letzte Möglichkeit. Der Ort und die Zeit, wo alles begann … Wenn wir die erste temporale Manipulation verhindern, so hat es nie einen zweiten Zeitkrieg gegeben.«
Diamant sah, wie Zorn und Abscheu aus Esmeraldas Gesicht verschwanden und plötzlichem Interesse wichen. Die beiden Kantaki-Pilotinnen wechselten erneut einen Blick.
»Das lässt sich bewerkstelligen?«, fragte Diamant.
»Ich brauche … Hilfe.«
»Wer sagt uns, dass wir Ihnen trauen können? Vielleicht ist dies alles ein Trick, um …« Esmeralda suchte nach Worten.
»Warum sollte ich jetzt noch versuchen … Sie zu täuschen? Ich … sterbe …«
»Schicken Sie dieses Ding fort.« Diamant deutete auf das Maschinenwesen. »Zeigen Sie uns, dass wir keine Gefangenen mehr sind.« Obwohl es eigentlich nicht viel bedeutet. Vielleicht genügt eine knappe verbale Anweisung, um irgendwelche Waffensysteme zu aktivieren. Oder uns in der Zeit zu versetzen – das ist besser als jede
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