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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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›Dominanz‹, Heimat der Prävalenten. Es gibt Berichte darüber, dass der erste Zeitkrieg nur möglich wurde, weil die Temporalen damals Unterstützung durch einen Prävalenten bekamen, von dem sie die Brutschiffe erhielten. Vielleicht hat Agoron jenen Prävalenten gemeint, als er vom Erhabenen sprach.«
    Beide Pilotinnen nickten. Sie waren lange genug in den Diensten der Kantaki, um ihre Legenden zu kennen, und sie hatten auch vom Konziliat gehört. »Aber ergibt das einen Sinn?«, fragte Esmeralda. »Angeblich haben die Prävalenten das Konziliat erschaffen, um den Omnivor zu eliminieren. Warum sollte einer von ihnen dem Omnivor helfen?«
    »Vielleicht bekommen wir nie eine Antwort auf diese Frage«, klickte Vater Grar.
    »Die Antwort auf eine andere Frage ist viel wichtiger«, warf Diamant ein. »Sie lautet: Wie durchdringen wir die Barriere vor der weißen Linie?«
    Mit einer der vorderen Gliedmaßen deutete Grar auf ein sich öffnendes Segment des Schiffes; dahinter erstreckte sich der Bereich, der eigentlich nur ihm vorbehalten war. »Wir werden alle technischen Möglichkeiten meines Schiffes nutzen.«
     
    Einige Tage später hatte sich ganz unten im Vortex ein bestimmter Raum mit K-Technik gefüllt. Energiezellen summten. Analysemodule tasteten das unsichtbare Hindernis ab, hinter dem die weiße Linie des Übergangs glühte. In einem Halbkreis aufgestellte Emitter richteten unterschiedliche Strahlungen auf die Barriere, und spezielle Sensoren maßen alles, sammelten Daten und leiteten sie an mehrere Servi weiter.
    »Auch von den Seiten und von oben oder unten ist die Linie nicht erreichbar«, stellte Esmeralda fest und sah auf ein Display. Es zeigte Kantaki-Symbole, aber damit war sie seit Jahrhunderten vertraut. »Der Schild ist kugelförmig, mit der Linie in der Mitte. Seltsamerweise scheint er keine Energie zu empfangen, weder von innen noch von außen. Er ist lichtdurchlässig, denn sonst könnten wir die Linie nicht sehen.«
    Diamant brachte einen Projektor in Position, und ihre Gabe spürte die in dem K-Gerät brodelnde Energie – sie hätte ausgereicht, um einen von Menschen erbauten Shuttle durch ein ganzes Sonnensystem zu schicken. »Versuchen wir es mit einem lokal begrenzten Belastungstest. Ist alles in Position?«
    »Ja.«
    »Zehn Sekunden Verzögerung. Du solltest besser zurücktreten, Esmeralda.« Diamant aktivierte ein Schutzfeld, das einen flirrenden Vorhang vor den beiden Pilotinnen bildete. Die Sekunden verstrichen, und dann ging ein heller, nadeldünner Strahl vom Projektor aus und traf die Barriere, die weiterhin unsichtbar blieb – der Strahl schien mitten in der Luft zu verharren.
    Diamant wandte sich den Kontrollen zu. »Das ist die geringste Energiestärke. Ich erhöhe sie jetzt.«
    Die Farbe des Strahls veränderte sich, und bei maximaler Energie wurde er so weiß wie die Linie auf der anderen Seite des Schilds.
    Und dann sah Diamant etwas. Sie hob den Blick von den Kontrollen, und für den Bruchteil einer Sekunde zeigte sich direkt vor dem Strahl ein runzliges Gesicht mit großen Augen und einer langen, spitzen Nase. Die Lippen formten ein spöttisches Lächeln, und dann öffnete sich der Mund, nahm den Strahl auf.
    Der Projektor zerfiel zu Staub.
    Für einige Sekunden blieb es still.
    »Hast du es ebenfalls gesehen?«, fragte Diamant.
    »Ja. Was war das?«
    »Vielleicht hat sich uns gerade der ›Erhabene‹ gezeigt.«
     
    Sie befanden sich erneut an Bord von Vater Grars Schiff, in einem Raum, dessen Struktur sich immer wieder veränderte und der hell erleuchtet war, obwohl Kantaki düsteres Halbdunkel bevorzugten. Staub ruhte in einer halbtransparenten Schale und war gerade untersucht worden.
    »Natürlicher Zerfall«, sagte Diamant und deutete auf die Anzeigen. »Das Alter beträgt siebzehn Komma vier Millionen Jahre.«
    »Der Schild hat den Projektor also mit beschleunigter Zeit außer Gefecht gesetzt«, erwiderte Esmeralda nachdenklich. »Weil er eine Gefahr darstellte? Oder war es nur eine … Demonstration der Macht.«
    »Das Gesicht …«
    »Ja. Wenn es wirklich der Erhabene war … Warum hat er nur etwas gegen den Projektor unternommen und nicht gegen uns?«
    »Weil wir ihm nicht wichtig genug sind? Weil er Besseres zu tun hat?«
    Hinter ihnen klickte es. »Spekulationen bringen uns nicht weiter«, sagte Vater Grar. Es wurde dunkler im Raum, als er durch eine Öffnung in der Wand trat, dunkel genug, um die Fluoreszenzen sichtbar zu machen, die wie Elmsfeuer über seine

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