Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
Waffe.
Agoron stieß sich mit einem steifen Arm von der Drohne ab und gurgelte etwas. Die Motoren des Maschinenwesens summten lauter, als es sich umdrehte, durch die Tür trat und verschwand. Der Äonar wankte und schien sich kaum auf den Tentakelbeinen halten zu können.
» … eine letzte Möglichkeit … alles ungeschehen zu machen … Der Erhabene hat den Übergang … mit einer Barriere geschützt, die ich … nicht durchdringen kann.«
»Wenn sich tatsächlich alles ungeschehen machen lässt …«, begann Diamant.
» … sollten wir diese Möglichkeit unbedingt nutzen«, ergänzte Esmeralda. »Zeigen Sie uns den Weg.«
Agoron wandte sich mühsam um und wankte durch die Tür. Die beiden Pilotinnen folgten ihm durch einen halbdunklen Korridor, kamen an einem Fenster vorbei und stellten fest: Sie befanden sich im Inneren des Vortex, und zwar ziemlich weit unten – die gegenüberliegende Wand war nicht weit entfernt.
»Wenn Sie die beiden Kantaki und die Akuhaschi von Vater Grars Schiff freilassen, so hätten wir noch mehr Hilfe …«
»Keine … Zeit«, antwortete Agoron mühevoll. »Wir müssen den Übergang erreichen, bevor ich … sterbe.«
Sie setzten den Weg fort, durch stille Korridore und Tunnel.
Nach einer Weile fragte Esmeralda leise: »Wirst du schlau aus der Sache?«
»Das mit dem ›Erhabenen‹?«, flüsterte Diamant. »Ich habe keine Ahnung, was er damit meint. Und ehrlich gesagt, die Hintergründe sind mir völlig gleich. Hauptsache, wir bekommen wirklich Gelegenheit, all dies ungeschehen zu machen.«
»Aber kann es wirklich so einfach sein? Eine kleine Manipulation verhindern, und der ganze zweite Zeitkrieg hat nicht stattgefunden?«
»Denk an den Schmetterling, dessen Flügelschlag auf der anderen Seite des Planeten einen Tornado erzeugt. Man hindere ihn an jenem entscheidenden Flügelschlag, und der Wirbelsturm bleibt aus.«
»Das mit den Schmetterlingen hat es dir angetan, nicht wahr?« Ein flüchtiges Lächeln huschte über Esmeraldas Lippen. »In diesem Fall müsste sich der Flügelschlag auf das ganze Universum auswirken. Ein verdammt kräftiger Schmetterling, wenn du mich fragst.«
Vor ihnen verharrte Agoron in einem kurzen Tunnel, der zwei große Räume miteinander verband, und hantierte an einem der Geräte seines schief sitzenden Instrumentengürtels.
»Die Sicherheitsbarrieren … sind … deaktiviert …« Das Tentakelbündel unter ihm gab nach, und er rutschte zu Boden. Einige Sekunden lang blieb er zuckend liegen, kam dann wieder hoch. »Es ist … nicht mehr … weit.«
Kurze Zeit später erreichten sie einen Raum, dessen Wände aussahen, als bestünden sie aus Dutzenden Maschinenwesen, die zusammen komplexe Aggregate bildeten, und in der Mitte des Raums schwebte eine weiße, vertikale Linie, etwa zwei Meter lang.
Diamant erinnerte sich an den Kantaki-Nexus zwischen der Milchstraße und Andromeda, an ihr freies, unbeschwertes Leben – bevor die schwarze Linie entstanden war und eine dunkle Gestalt geboren hatte. Bis auf die Farbe sah diese Linie genauso aus.
Esmeralda erinnerte sich ebenfalls. »Wie im Nexus«, sagte sie leise und trat langsam vor. »Wenn es wirklich die Möglichkeit gibt …«
Sie unterbrach sich, blieb abrupt stehen und hob die Hände, tastete damit über ein unsichtbares Hindernis, das sie von der weißen Linie trennte. Diamant trat an ihre Seite und fühlte ebenfalls eine Barriere, die für die Augen nicht existierte. Sie klopfte an den nicht sichtbaren Schild, aber es ertönte kein Geräusch.
»Irgendeine Art von Energie?«, fragte Esmeralda. »Aber es gibt keine Entladungen, und das Etwas fühlt sich eher kühl an. Außerdem sehe ich hier nichts, das ein Schildgenerator sein könnte. Agoron, haben Sie eine Ahnung, was …«
Esmeralda unterbrach sich erneut, als sie den Kopf drehte und sah, dass der Äonar wieder zu Boden gesunken war und sich nicht mehr bewegte.
Diamant war bereits bei ihm und berührte ihn vorsichtig. »Agoron?« Einer der beiden steifen Arme löste sich vom Körper, und der andere zerbrach in der Mitte. Die Hornlinsen der Augen trübten sich und splitterten. Ein leises Zischen kam aus der Mundöffnung, wie ein letzter, seufzender Atem. Der Instrumentengürtel rutschte zur Seite, und mehrere kleine Geräte klackten auf den Boden.
Dann war es still.
»Er ist tot«, sagte Diamant leise.
»Ausgerechnet jetzt!«, entfuhr es Esmeralda. »Hätte er nicht noch eine Minute am Leben bleiben können? Oder dreißig
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