Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
jemandem, der uns helfen konnte.«
»Wobei?«
»Ich weiß, dass Verbündete von uns hier eintreffen werden, am 4. August um dreiundzwanzig Uhr Ortszeit, eine Einsatzgruppe unter der Leitung von Vivian.«
»Morgen?«
»Ja. Von einem vorbereiteten Stützpunkt aus wollen sie einen Schlag gegen die Temporalen in dieser Zeitlinie führen. Nur mit der Hilfe von Vivians Gruppe können wir in unsere Zeit zurückkehren. Aber dann ist etwas geschehen, das ich mir nicht erklären kann …«
»Jener Stützpunkt …«, murmelte Antonio. »Befand er sich zufälligerweise in der Via Certosa, Nummer Vierundfünfzig?«
»Ja. Aber der Brand … die Explosion … Dazu hätte es nicht kommen dürfen. Ich habe mit Vivian gesprochen, in unserer Zeit. Sie hat mir von ihrem Einsatz in dieser Epoche erzählt; nur dadurch wusste ich von der Basis.«
»Die Temporalen müssen von ihrer Aktion erfahren und Gegenmaßnahmen ergriffen haben«, warf Valdorian an. »Sie beschlossen, den Stützpunkt zu zerstören, bevor Vivian und ihre Leute ihn benutzen können.«
»Oder die Zeitdeformationen haben so sehr zugenommen, dass sich Zufälle in den Kausalitätsstrukturen bilden.«
Antonio schüttelte den Kopf, stand auf und wanderte langsam durch den großen Wohnraum. Neben dem Kamin, den ein Topf mit Trockenblumen zierte, blieb er stehen.
»Eine verrückte Geschichte«, sagte er. »Klingt nach einem Haufen Unsinn.«
»Es ist die Wahrheit«, sagte Valdorian.
Antonio sah Diamant an. »Warum sollte ich Ihnen glauben?«
»Warum sollte ich Sie belügen?«
»Ja, warum? Das habe ich mich ebenfalls gefragt. Und eine andere Frage lautet: Was ist mit den versprochen neuntausend?«
»Ich biete Ihnen zehntausend, wenn Sie uns zum Haus bringen, so schnell wie möglich.«
»Die Flammen werden nicht viel davon übrig gelassen haben.«
»Mag sein«, sagte Diamant. »Es kommt darauf an, wie viel die Temporalen herausgefunden haben. Ich weiß, dass sich der Stützpunkt unter dem Keller des Hauses befand. Vielleicht ist er weitgehend intakt geblieben.«
Antonio rieb sich das Kinn. »Sie haben es selbst gesehen: Der Bereich ist abgesperrt. Morgen, nach der Löschung des Brandes, beginnen Spezialisten mit der Untersuchung. Es kann eine Woche und länger dauern, bis Leute wie wir Zugang zu der Ruine erhalten.«
Leute wie wir, dachte Valdorian. »Könnten Sie in diesem Zusammenhang nicht einige … Freunde um Hilfe bitten?«
Antonio maß ihn mit einem nachdenklichen Blick, wandte sich dann wieder an Diamant. ›»So schnell wie möglich‹, haben Sie gesagt. Das ist mir schon im Flüchtlingslager aufgefallen: Ihre Eile. Warum? Jemand, der aus der Zukunft kommt, sollte doch Zeit genug haben.«
Diamant seufzte. »Wir müssen in die Zukunft zurückkehren, bevor es zur Katastrophe kommt.«
»Zu welcher Katastrophe?«, fragte Antonio erstaunt.
»Der Asteroid …«
»Er wird die armen Kerle im Mittleren Osten treffen, nicht uns. Beziehungsweise diejenigen, die dort zurückgeblieben sind.«
Diamant schüttelte den Kopf. »Morgen findet der Versuch statt, den Asteroiden mithilfe nuklearer Sprengsätze zu zerstören – so viel dürfte bekannt sein.« Sie wartete Antonios Nicken ab, bevor sie fortfuhr: »Was jetzt noch nicht bekannt ist: Der Asteroid wird nicht zerstört, sondern bricht in einzelne Teile auseinander. Am Morgen des 5. August fällt ein großer Brocken unweit von Hawaii in den Pazifischen Ozean und verursacht nicht nur einen verheerenden Tsunami, sondern auch Raum-Zeit-Verwerfungen, die uns daran hindern würden, in unsere Zeit zurückzukehren.«
Die Lüge kam ihr erstaunlich glatt über die Lippen, fand Valdorian. Sie will das Asteroidenfragment, das hier zur Katastrophe führen wird, unerwähnt lassen. Antonio würde nicht mehr daran denken, uns zu helfen, sondern alles daransetzen, sich und seine Leute in Sicherheit zu bringen.
»Das Zerbrechen des Asteroiden wird Ihnen beweisen, dass wir die Wahrheit sagen und tatsächlich aus der Zukunft kommen«, fügte Diamant hinzu.
»Hm«, brummte Antonio, kehrte zum Tisch zurück und nahm wieder Platz. »Und das Geld befindet sich in dem Stützpunkt?«
»Das Geld und andere Dinge. Aber glauben Sie mir: Ohne mich kämen Sie nicht hinein.«
Antonio nickte erneut, lächelte plötzlich und deutete auf die Teller. »Aber ich bitte Sie … das Essen wird kalt. Vielleicht haben Sie Recht«, sagte er, und diesmal galten seine Worte Valdorian. »Vielleicht sollte ich einige Freunde um Hilfe
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