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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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und beginnt mit einer Reise in die Zukunft, die ihn immer mehr den Kontakt zur Gegenwart verlieren lässt. Deshalb ist es jedem Piloten erlaubt, einen Begleiter mitzunehmen. Die Kantaki nennen diese Person Konfident.«
    Valdorian hatte das Gefühl, aus sich selbst herauszutreten. Für einige Sekunden war er mehr Beobachter als Akteur und sah sich selbst am kleinen Tisch des Cafés, neben Lidia, die den Blick auf ihn gerichtet hielt und ruhig auf eine Antwort wartete. Er sah, wie er zögerte, hörte das Flüstern der eigenen Gedanken und spürte die Bedeutung dieses Moments. Er erinnerte sich an seinen Vater, an den Streit mit ihm, nachdem er auf seine Absicht hingewiesen hatte, einen Ehekontrakt mit Lidia DiKastro zu schließen. Und er wusste mit jeden Zweifel ausschließender Gewissheit: Hier an dieser Stelle gabelte sich der Weg; die Richtung, die er jetzt wählte, entschied über sein ganzes zukünftiges Leben. Er konnte versuchen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, in der Hoffnung, vielleicht einmal Primus des Konsortiums zu werden. Oder er wählte den anderen Weg, der fortführte von Reichtum und Macht, aber weit, weit in die Zukunft reichte, an der Seite dieser Frau, die ihn so sehr faszinierte.
    Erneut fühlte er mit sonderbarer Deutlichkeit, wie er den Mund öffnete, und er wusste, dass er bei einer anderen Gelegenheit, die doch diese war, die falschen Worte gesprochen hatte – Worte, die zu einem Leben führten, an dessen Ende Bitterkeit stand.
    »Ich bin bereit«, sagte er und betrat damit einen neuen Lebenspfad. Eine Last, von deren Existenz er bisher gar nichts gewusst hatte, fiel von ihm ab. Er fühlte sich leichter, unbeschwerter, freier. »Ich möchte Ihr Konfident sein.«
    Die Freude in Lidias Augen belohnte ihn.
     
    Später wanderten sie durch die Stadt, in dem Bewusstsein, am Anfang eines langen gemeinsamen Weges zu stehen, und in dieser neuen Zweisamkeit, die gerade erst begann, schienen sie von allem anderen um sie herum entrückt zu sein. Sie sprachen über die Zukunft, schmiedeten Pläne, lachten viel, freuten und umarmten sich.
    »Und wenn dein Vater dich enterbt?«, fragte Lidia.
    Valdorian genoss das herrliche, Intimität verheißende Du. »Das wird er nicht. Früher oder später findet er sich bestimmt mit meiner Entscheidung ab. Und selbst wenn er mich von allem ausschließt: Ich bleibe bei meiner Entscheidung.«
    »Und deine Mutter?«
    Valdorian blieb stehen und dachte nach. Wieder regte sich etwas in ihm, eine schattenhafte Erinnerung, zu vage und flüchtig, als dass er sie festhalten konnte. »Ich glaube, sie wird sich freuen«, sagte er.
    Sie standen vor der Präsentationsnische eines Geschäfts. Schmuckstücke glitzerten hinter transparenter Stahlkeramik und einem farblosen Energievorhang, und Valdorian verspürte plötzlich den Wunsch, Lidia etwas zu schenken. Sein Blick fiel auf zwei große Diamanten, die in einem pseudorealen Blütenkelch ruhten und funkelten, als loderten tausend Sonnen in ihnen. Der Juwelier hatte klugerweise darauf verzichtet, ein Preisschild anzubringen. Sie mussten mindestens hundert Karat haben.
    »Gefallen Sie dir?«, fragte er.
    »Oh, sie sind sehr schön. Wie sie glitzern!«
    »Ein ideales Geschenk für dich«, sagte Valdorian, und etwas tief in ihm erzitterte. Das Unbehagen kehrte zurück.
    »Meine Güte, nein!«, entfuhr es Lidia. »Sicher kosten die beiden Steine ein Vermögen. Und außerdem: Glaubst du nicht, dass man an Dingen auch Gefallen finden kann, ohne sie zu kaufen und zu besitzen?«
    Valdorian betrachtete die beiden Diamanten und begriff, dass Lidia Recht hatte. Er lächelte, und der Schatten wich aus ihm.
    Als sie weitergingen, ergriff er Lidias Hand und fühlte sich mit jedem Schritt besser. Doch etwas fehlte noch. »Das Funkeln der beiden Diamanten … Es erinnert mich an das Licht in deinen Augen.«
    »Willst du Poet werden?«, fragte Lidia mit gelindem Spott.
    »Ich habe gehört, dass sich Kantaki-Piloten einen neuen Namen geben.«
    »Das stimmt.«
    »Darf ich dir einen Namen vorschlagen?«
    Lidia sah ihn erwartungsvoll an.
    »Wie wäre es mit … Diamant?«
     

Epilog
Flix
     
    Es gab viele Gedanken im Flix, und einer von ihnen war … anders. Er träumte eigene Träume.
    Der erste, zaghafte Traum brachte ihn dicht über die Oberfläche einer Sonne, und dort verbrannte, was der Gedanke schuf.
    Der zweite, unruhige erschien zu nahe am gefräßigen Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxie, die er gewählt hatte.
    Der dritte,

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