Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
Gefühle beiseite zu schieben, so schwer das auch war, und die ganze Angelegenheit aus einem rationalen Blickwinkel zu sehen.
»Wenn Sie tatsächlich Recht haben, Dorian …«, sagte sie langsam und zog zum ersten Mal ganz bewusst in Erwägung, dass Valdorians Behauptungen stimmten. »Dann ist etwas Ungeheuerliches geschehen.« Sie sah, wie Cordoban aus einem der Tunnel kam und sich näherte. »Den Kantaki müsste es eigentlich möglich sein festzustellen, ob es wirklich zu temporalen Manipulationen kam.«
»Oder den Feyn«, sagte Valdorian. »Sie halfen den Kantaki dabei, den ersten Zeitkrieg zu gewinnen. Von ihnen stammte der Sporn, die entscheidende Waffe im Kampf gegen die Temporalen.«
»Die Feyn?«, wiederholte Diamant und lauschte dem Klang dieses Wortes. Es hörte sich … irgendwie vertraut an, obwohl sie nicht wusste, was Valdorian damit meinte.
»Ein Volk auf der anderen Seite der Galaxis. Enge Verbündete der Kantaki.«
Diamant schüttelte verwundert den Kopf. »Ich kenne keine Feyn. Aber ich … habe das Gefühl, dass ich sie kennen sollte. Wie seltsam.«
»Das ist der Beweis! Die Temporalen haben mit ihren Manipulationen dafür gesorgt, dass es in dieser Welt keine Feyn gibt. Weil sie eine Gefahr wären. Vielleicht …« Valdorians Tonfall veränderte sich, und Diamant hörte einen berechnenden Unterton darin. »Vielleicht sind weitere Manipulationen geplant, die dafür sorgen sollen, dass es auch keine Kantaki gibt.«
Neue Kälte dehnte sich in Diamants Brust aus, und ihr stockte der Atem. Ein Universum ohne die Kantaki … Sie stellte sich vor, nie Pilotin geworden zu sein, nie den Transraum und das Plurial gesehen zu haben …
»Dort oben wartet das Kantaki-Schiff auf mich, mit dem ich nach Xandor gekommen bin«, sagte sie und deutete zur Höhlendecke. »Auf dem Raumhafen von Fernandez. Wir können mit Vater Jorrn reden. Vielleicht weiß er einen Rat.«
Cordoban trat auf sie zu. »Drei der vier Gefechtsshuttles über dem See sind zerstört worden«, sagte er. »Der vierte konnte sich absetzen – wir sind noch dabei, die aufgezeichneten Daten auszuwerten. Wir haben mehrere Kampfschiffe der Tiger-Klasse zum Ort des Geschehens geschickt, aber der Angreifer ist verschwunden.« Er hob einen Infonauten. »Es sind alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Darüber hinaus habe ich eine Prioritätenliste zusammengestellt, Primus. Wichtige Entscheidungen, die zu lange aufgeschoben wurden, müssen getroffen werden. Das Konsortium …«
Valdorian winkte ungeduldig ab. »Später, später. Erst steht ein Gespräch mit einem Kantaki auf dem Programm.« Er ergriff Diamants Arm und wollte sie mit sich ziehen.
Sie verharrte an Ort und Stelle und löste ihren Arm aus dem Griff. »Ich brauche niemanden, der mich führt.«
Cordoban deutete aufs Display. »Dies ist wichtig. Ich habe neue Strategien entworfen, die …«
Valdorian achtete gar nicht auf ihn. Er sah Diamant an, und für einen Sekundenbruchteil sah sie in seinen Augen erneut etwas von dem Dorian, der nicht verstehen wollte oder konnte, warum sie sich nicht einfach seinen Wünschen fügte. »Gehen wir. Lassen Sie uns keine Zeit verlieren.«
Diamant nickte und ging los, zu dem Tunnel, aus dem Cordoban gekommen war. Die Vorstellung, bald wieder an Bord eines Kantaki-Schiffes zu sein, erleichterte sie, ersetzte die Kälte in ihrer Brust durch Wärme.
»Ich komme mit«, sagte Cordoban.
»Sie bleiben hier«, erwiderte Valdorian sofort und mit jener Stimme, die Diamant oft gehört hatte, wenn er mit Untergebenen sprach. »Kümmern Sie sich um alles.«
»Ich komme mit«, wiederholte Cordoban ruhig. »Wir gehören zusammen.«
Diese Worte fand Diamant sehr seltsam, und sie richtete einen neugierigen, nachdenklichen Blick auf Cordoban. Eine Frage, die sie bereits beantwortet geglaubt hatte, fand den Weg zu ihren Lippen. »Was ist mit dem anderen Valdorian passiert, dem kranken?«
»Hat er Ihnen das nicht gesagt?«, entgegnete Cordoban. Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos. »Er hat ihn umgebracht.«
Valdorian fühlte sich wie Teil eines Traums, der auf gespenstische Weise Wirklichkeit geworden war, ohne ganz wirklich zu sein. Viel zu deutlich erinnerte er sich an seine verzweifelte Suche nach Lidia, daran, wie sehr er sich an der Hoffnung festgeklammert hatte, dass sie ihm helfen konnte. Und jetzt saß er neben ihr in einem Levitatorwagen der Sicherheitsabteilung des Konsortiums, der durch einen privilegierten Verkehrskorridor von
Weitere Kostenlose Bücher