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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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seinem Selbst, dort, wo nie das Licht des bewussten Intellekts erstrahlte, an den Wurzeln des Ichs.
    »Wieso sollten wir etwas davon wissen?« Wieder Hogaron. Er sprach fast mit kindlichem Trotz, und dadurch verriet er sich. Wie dumm er doch war, obwohl er sich so intelligent und verschlagen wähnte.
    Agoron drehte den Kopf und musterte die anderen Säkularen der Reihe nach. Sie waren geschlechtslos wie er selbst und ebenso unsterblich – was sie natürlich nicht vor einem Ende durch Gewalt schützte. Bei fünf von ihnen hatte sich die Mimik inzwischen geändert. Ihre Gesichter zeigten nicht mehr die Skepsis dem jungen Nachfolger Pergamons gegenüber, sondern Anerkennung und auch Respekt – immerhin war es Agoron gelungen, die Eternen aus dem Null zu befreien. In einem Gesicht aber sah Agoron das verborgen geglaubte Feuer von Hass.
    Und er sah noch mehr. Dünne weiße Linien umgaben die Säkularen, verbanden sie miteinander, mit der Akida und dem Vortex, mit der nur noch zur Hälfte existierenden Galaxis dahinter, mit der Struktur der objektiven Zeit dieses Universums.
    »Eigentlich sollten Sie in der Lage sein, diese Frage selbst zu beantworten, Hogaron.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Diesmal ließ sich ein Hauch Unsicherheit in Hogarons Stimme vernehmen, für Agorons verbesserte Wahrnehmung ganz deutlich zu hören.
    Etwas brannte in Agoron, und die zarten Gespinste bei den sechs anderen Säkularen begannen zu glühen. Er betrachtete sie fasziniert und sagte gleichzeitig: »Sie stecken dahinter, Hogaron.«
    Der Eterne sprang auf, und seine Schuppen knisterten. »Wie können Sie so etwas behaupten? Das ist eine Unverschämtheit!«
    »Warum wollen Sie mich aus dem Weg räumen, Hogaron? Um meinen Platz einzunehmen?«
    »Das ist doch absurd!«
    »Sie waren von Anfang an gegen mich, als ich zu Pergamons Nachfolger wurde, und dann auch bei der Wahl, die mich zum Äonar machte. Warum?«
    »Haben Sie den Verstand verloren?«
    Agoron stand ebenfalls auf, wandte sich vom Tisch ab und trat zu einem der Fenster, während das Brennen in ihm noch etwas stärker wurde.
    »Ich habe es uns ermöglicht, das Null zu verlassen«, sagte er. »Der Mensch namens Valdorian war das richtige Werkzeug, und ich habe ihn gelenkt. Ich habe ihn nach Kerberos gebracht, wo er den Keim des Omnivors weckte. Meine Gedanken waren es, die Valdorian veranlassten, den Omnivor zum Null zu bringen und uns zu befreien. Meine Planungen waren es, die uns den Sieg im zweiten Zeitkrieg brachten. Das dort draußen ist maßgeblich mein Werk.« Er deutete auf den Vortex, drehte sich dann um. »Aber Sie haben viermal versucht, mich umzubringen. Warum?«
    Die fünf sitzenden Zirkelmitglieder regten sich ebenso wenig wie Hogaron. In der sich ausdehnenden Stille war nur ein leises Summen zu hören, das aus den Tiefen der Akida kam.
    »Sie haben keine Beweise!«, brachte Hogaron schließlich hervor.
    »Glauben Sie?« Agoron holte eine kleine Kugel hervor, silbern wie die Schuppen der anderen Eternen, und warf sie den anderen Mitgliedern des Zirkels der Sieben entgegen. Sie stieg auf, verharrte über der Mitte des Tisches und flackerte.
    Ein Bild entstand, zeigte den Korridor vor dem Ovum der Akida. Die Farben stimmten nicht, und manche Konturen wirkten ein wenig verzerrt, aus gutem Grund: Die Aufnahmen stammten aus einem winzigen Bereich geschickt manipulierter Zeit. Hogaron erschien wie aus dem Nichts im vierten Segment – ein temporaler Transfer –, öffnete kleine Zugangsklappen und versteckte Dinge im Boden, in den Wänden und in der Decke.
    »Sprengkapseln«, sagte Agoron. »Gefüllt mit Giftgas. Auf meine psychophysische Signatur programmiert.«
    Hogaron starrte nur. Die fünf anderen Säkularen flüsterten miteinander.
    »Hat es Ihnen plötzlich die Sprache verschlagen, Hogaron?«
    »Das … können unmöglich echte Aufnahmen sein, denn ich habe keine Sprengkapseln versteckt.«
    »Sie wissen selbst, dass sich die Echtheit der Bilder leicht verifizieren lässt. Und temporale Manipulationen hinterlassen Spuren, Hogaron, so geschickt sie auch sind – die Aktionen des Kastells weisen uns immer wieder darauf hin.«
    Hogarons Tentakelfinger zuckten.
    Und dann erstarrte er plötzlich, ebenso wie die anderen Säkularen. Ein Gedanke des veränderten Agoron riss den Raum aus dem Jetzt und platzierte ihn abseits der Zeit, in einer kleinen Nische, die allein ihm zur Verfügung stand, sich nur seinen neuen Sinnen öffnete. Er trat an Hogaron heran, sah ihm in die

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