Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
dass er in die Decke gehüllt war, die er so ungeschickt strukturiert hatte. Raimon trat auf ihn zu, wieder ein Mann von etwa dreißig Standardjahren, unverletzt und mit beiden Armen. Er trug Kleidung, die entweder aus einer weiteren Gewebepackung stammte oder aus einem Teil seines Körpers bestand: eine dicke Hose aus einem lederartigen Material und eine Pelzjacke mit Kapuze. Sein Gesicht wirkte etwas schmaler als sonst, und die Augen lagen tiefer in den Höhlen.
»Lutor …«
»Er ist wieder in mir.«
»Ich wäre … fast gestorben«, sagte Eklund und erinnerte sich an das schreckliche Gefühl einer Schwäche, die sich rasend schnell in ihm ausbreitete.
»Es tut mir Leid.«
»Die Kraft … Du hast sie zu schnell in dich aufgenommen. Es gibt hier ein Elysium, wie auf Kerberos. Eine Welt über der Welt.« Bei den letzten Worten erklang Hoffnung in Eklunds Stimme.
»Ich weiß«, erwiderte Raimon. Sein Gesicht blieb ernst.
Eklund stand auf und merkte, dass er unter der Decke die zu lange Jacke trug. »Im Fall von Kerberos ging das Elysium auf die Kraft der schlafenden KiTamarani zurück.« Er sah kurz zu der Frau, die sich noch immer nicht gerührt hatte. »Hier … Haben wir das Konziliat gefunden?«
»Meine Mutter stirbt«, sagte Raimon, ohne auf die Frage einzugehen.
»Aber ich dachte …«
»Es ist kein Tod, wie du ihn dir vorstellst.« Raimon sprach fast monoton, aber trotzdem hörte Eklund in seiner Stimme eine Trauer, die seine Augen feucht werden ließ. »Durch die Vernichtung des Sterns hat sie ihr primäres Selbst verloren. Ihr sekundäres Selbst allein kann auf Dauer nicht stabil bleiben, und außerdem hat sie keine Möglichkeit, ihre Kräfte zu erneuern. Wenn wir ihr nicht helfen können, kehrt sie zu dem zurück, was sie einmal war, bevor alles begann.«
»Bevor … alles begann?«
»Sie wird sich in Schöpfungsenergie zurückverwandeln. In einen winzigen Bruchteil davon. Vielleicht reduziert sich ihr Sein schließlich auf die Schwingung einer kosmischen Saite.« Raimon seufzte. »Was mich betrifft … Ich bestehe aus Basismasse. Damit meine ich den Kern meines Selbst, die Formationsmatrix. Dieser Körper war tot, als ich ihn übernommen habe. Es war letztendlich die Kraft meiner Mutter, mit der ich ihm neues Leben geben und ihn wachsen lassen konnte. Normalerweise zerfällt Basismasse, wenn sie Kerberos verlässt. Bei mir ist das nur deshalb nicht der Fall gewesen, weil KiTamarani bei mir war. Ohne sie …«
»Ich verstehe.« Eklunds Gedanken wirbelten durcheinander. »Aber die Kraft, die es hier gibt … Dir hat sie geholfen. Könnte sie nicht auch KiTamarani helfen?«
»Ich hätte dich fast getötet, als ich sie in mich aufnahm«, erwiderte der Metamorph. »Bei meiner Mutter wäre der Energiestrom um ein Vielfaches stärker. Tausendmal. Zehntausendmal. Du würdest innerhalb eines Sekundenbruchteils verbrennen.«
»Kannst du die Kraft nicht direkt aufnehmen, ohne meine Hilfe, und sie dann an KiTamarani weitergeben?«
»Nein. Sie ist mir fremd. Deine Heilergabe muss eine Brücke bauen.« Raimon sah erneut zu der reglosen Frau mit der Haut wie kräuselndes Wasser. »Meine Mutter hat nur dann eine Chance, wenn wir das Zentrum dieses … Elysiums erreichen, wie du es nennst.«
»Was ist es? Woraus besteht diese Welt über der Welt? Und wieso kann ich die hiesige Kraft ebenso nutzen wie die von KiTamarani auf Kerberos?«
»Komm.« Raimon drehte sich um und verließ die Mulde mit einigen Schritten. Eklund folgte ihm, und der kalte Wind schien nur auf diese Gelegenheit gewartet zu haben, zischte lauter und zerrte an ihm, ohne etwas gegen den Hochnebel auszurichten, der noch immer die ferne Sonne verschleierte. Er sah sich um und bemerkte Dinge, die ihm in der Dunkelheit der Nacht verborgen geblieben waren. Das vermeintliche Felsland erwies sich als ein mehrere Dutzend Meter breiter Bergrücken, und Eklund stellte fest, dass er in der vergangenen Nacht die Schalen in der Nähe des einen Rands gesammelt hatte, dicht vor einem tiefen Abgrund – noch einige weitere Schritte in jener Richtung, und er wäre hinabgestürzt. Unten, so weit entfernt, dass man das Donnern der Brandung nicht einmal als Flüstern hörte, erstreckte sich ein pechschwarzes Meer, ebenso auf der anderen Seite des breiten Grates, bis hin zum Horizont. Abgesehen von den Stangengebilden, die wie Kristallstauden aussahen, bemerkte Eklund zahlreiche Objekte auf dem Felsgestein. Nicht eines von ihnen glich einem anderen, aber
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