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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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und auch das Krachen ließ nach. Tako lief noch immer, atmete dabei kaum schneller als sonst. Nach einigen weiteren Sekunden erreichte er das Ende des Tunnels und betrat einen kleinen Platz aus gehärteten Polymeren. Auf der anderen Seite glühte ein Leuchtelement, und sein Licht fiel auf den Zugang einer Therme.
    Tako drehte sich halb um, hörte ein nahes, vertrautes Summen und reagierte sofort. Er nahm sich nicht die Zeit, nach dem schwarzen Oval zu sehen und sich zu fragen, wie es die Implosion eines Mikrokollapsars überstanden haben konnte – er lief erneut los und feuerte mit dem Annihilator über die Schulter hinweg.
    Doch diesmal kam er nicht weit.
    Dicht vor dem Eingang der Therme erreichte ihn der Lichtfinger und hielt ihn fest.
    Tako leitete volle Energie in die Mubek-Motoren, aber das Licht hielt ihn wie mit einer eisernen Faust. Das Summen kam näher, und die Nanosensoren in Nacken und Rücken zeigten ihm, wie das schwarze Oval dicht hinter ihm landete. Das Flimmern verschwand, und eine Öffnung bildete sich in der Außenhülle. Heraus kam ein Kronn, näherte sich ihm mit tanzenden Knochen und wackelnden Organbeuteln. Mehrere wie Gelenke wirkende glänzende Höcker leuchteten und richteten sich auf ihn.
    Waffen, wusste Tako. Das Licht hielt ihn noch immer fest.
    Ich brauche Ihre Hilfe, Myra , dachte er.
    Doch die Großmeisterin in ihm antwortete nicht.

 
26. Dominik: Erwachendes Selbst
     
    27. Februar 1124 ÄdeF
     
    Was der Mann mit der Narbe befürchtet hatte, war schon vor Jahren eingetreten: In den virtuellen Universen der Archive von Millennia gab es keine Künstlichen Intelligenzen mehr, die das im Lauf von fünftausend Jahren gesammelte Wissen verwalteten und über ein komplexes Indexsystem zugänglich machten. Dominik fragte mit hoher Geschwindigkeit Daten ab und suchte nach eventuell von den Tal-Telassi hinterlassenen Hinweisen, aber er bekam Informationen, mit denen er nichts anfangen konnte: Fragmente von astrohistorischen Analysen der Lhora und kosmischen Evolutionstheorien der Bhardai; logische Prämissen aus den Philosophien verschiedener Völker und ihre manchmal absurd erscheinenden Konklusionen; chemische und mathematische Formeln, nicht alle von ihnen vollständig; Theorien und Hypothesen; Geschichten, Legenden und Überlieferungen. Dominik schwamm in diesen Datenmeeren, fand aber nirgends Halt. Wohin er auch sah, so sehr er auch suchte: Nirgends gab es etwas, das auch nur den vagen Anschein von kodierten Mitteilungen der Tal-Telassi erweckte.
    Während der Suche stellte er fest, dass die KIs und ihre Avatars nicht aufgrund von physischen Schäden oder Energieausfällen verschwunden waren. In einem Archiv entdeckte Dominik durch Zufall die Information, dass die Tal-Telassi vor zehn Jahren, als die ersten Graken nach Millennia gekommen waren, mit der Deaktivierung der Künstlichen Intelligenzen und damit des Indexsystems begonnen hatten. Eine verständliche Maßnahme: Der Feind sollte keine wichtigen Informationen bekommen – es waren sogar einige Archive zerstört worden.
    Unersetzliche Daten waren verloren – Dominik fühlte eine Trauer, die aus der anderen Präsenz in ihm kam. Er begriff, dass die Datensuche nicht nur aufgrund des fehlenden Indexzentrums schwierig war. Ihn behinderte etwas, das er bisher für eine schleichende Veränderung in seinem Innern gehalten hatte, sich aber mehr wie ein langsames Erwachen anfühlte, als er sich darauf konzentrierte. Ein Teil – der wichtigere, größere Teil, der seine wahre Identität ausmachte – hatte bisher geschlafen.
    Während er weiterhin in den Datenozeanen tauchte und schwamm, sah er Bilder, die ihm nicht vertraut waren, obwohl er wusste, dass es sich um Erinnerungen handelte. Einige Szenen brachten Zufriedenheit zum Ausdruck, trotz der expliziten Abwesenheit von Emotion: ein Lyzeum, schlicht eingerichtet, zu einer Zeit weit vor der zweiten Großen Lücke; eine Kluft aus fast fünftausend Jahren trennte Dominik von diesen Bildern, und er sah in ihnen Lehrerinnen, die noch keine Tal-Telassi gewesen waren. Mit fremden und doch eigenen Augen beobachtete er Personen, die zu ihm sprachen; Personen – Menschen und andere –, die sehr alt waren, obgleich viele von ihnen jung wirkten. Diese Piloten altern viel langsamer als andere, weil sie sich oft außerhalb des Zeitstroms befinden.
    »Piloten?«, flüsterte Dominik im Datenraum des Mnemozentrums.
    An ihrer Kleidung fielen ihm Symbolgruppen auf, bestehend aus jeweils fünf

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