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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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und wenn sie keine mehr bekommen …«
    Dominik blieb kurz stehen und leuchtete in seine Richtung. »Ohne Energie funktionieren die KI-Archivare nicht mehr, und dadurch bricht das ganze Indexsystem zusammen.«
    »Mit anderen Worten: Die in den nicht flüchtigen Speichern enthaltenen Daten wären zwar noch vorhanden, aber es ließe sich kaum mehr etwas mit ihnen anfangen«, sagte Tako. »Die Suche nach einer bestimmten Information käme der Suche nach einem einzelnen Sandkorn an einem hunderte von Kilometern langen Strand gleich.« Nach einer nachdenklichen Pause fügte er hinzu: »Ich frage mich, ob auf diese Weise die beiden Großen Lücken entstanden sind.«
    Wieder kam es zu einer kurzen Reaktion bei Myra, und Tako fragte sich, was er mit seinen Worten bei ihr berührt hatte.
    Es summte leise, und Indikatoren leuchteten – Dominik hatte eine funktionierende Konsole gefunden.
    Tako trat näher und entsann sich an seinen eigenen Aufenthalt im virtuellen Universum der Archive. »Es gibt hier keine funktionierenden bionischen Komponenten mehr. Kannst du trotzdem eine Verbindung herstellen?«
    Dominik nahm an den Kontrollen Platz. »Ich denke schon«, sagte er und legte seine violetten Finger auf die Interfaceflächen, die eigentlich für die Hände eines Ganzkörperbionen vorgesehen waren. Dann schloss er die Augen und verharrte in Reglosigkeit.
    Tako wartete einige Minuten, wandte sich dann ab und begann mit einer Wanderung durch den Datenraum. Eine seltsame Unruhe hatte ihn erfasst, begleitet von einem stärker werdenden Unbehagen. Während er langsam durch eine Dunkelheit schritt, in der er deutlich sehen konnte, versuchte er, seinen seltsamen Empfindungen auf den Grund zu gehen. Er vermutete, dass sie sich auf die Präsenz der Großmeisterin in ihm zurückführen ließen. Sie schirmte ihn vor den Grakenträumen ab, aber Tako war sicher, dass sich ihre Aktivitäten nicht allein darauf beschränkten – sie war noch mit anderen Dingen beschäftigt, die einen mehr als tausend Jahre alten Plan betrafen.
    Tako blieb am Skelett eines Taruf stehen und starrte darauf hinab, ohne es wirklich zu sehen. Er fragte sich, ob Myras bis vor kurzem verborgene Präsenz in seinem Innern und ihre Einflussnahme auf sein Denken und Fühlen der Grund dafür sein mochten, dass er während der vergangenen zehn Jahre manchmal recht irrationale, emotive Entscheidungen getroffen hatte. Er ging nicht so weit, an der wahrgenommenen Wirklichkeit zu zweifeln und es für möglich zu halten, dass die tatsächliche Realität ganz anders beschaffen war als jene, die ihm seine Erinnerungen vorgaukelten. Aber er wusste inzwischen, dass er selbst und auch Dominik einen bestimmten Zweck erfüllten, über den er gern mehr gewusst hätte und der die Frage aufwarf, ob sie während der vergangenen Jahre – und auch jetzt, hier auf Millennia – aus eigenem Antrieb gehandelt hatten. Vielleicht war jeder ihrer Schritte gelenkt worden.
    Das Unbehagen in Tako breitete sich weiter aus. Er wandte sich vom Taruf-Skelett ab, kehrte durch den Datenraum zurück und blieb kurz neben Dominik stehen, der noch immer wie erstarrt an den Kontrollen der Konsole saß. Die Anzeigen deuteten darauf hin, dass er rasend schnell Daten abfragte, fast so schnell, wie es mit einem GK-Bion möglich gewesen wäre.
    Die Unruhe veranlasste Tako, sich wieder in Bewegung zu setzen. Er verließ den Datenraum, durchquerte das Ausrüstungszimmer und trat nach draußen, in die kalte Düsternis unter dem Eispanzer. In der Stadt war es so still, dass Tako unter der Synthohaut die flüsternden Stimmen der Mubek-Motoren hörte. Er drehte langsam den Kopf und ließ den Multifrequenz-Blick wachsam über die Gebäude von Chrimmia schweifen, ohne zu wissen, wonach er Ausschau hielt.
    Da war es wieder: eine schemenhafte Bewegung, nicht mehr am Rand der Stadt, sondern in ihrem Innern, nicht weit von den zentralen Gebäuden des Lyzeums entfernt. Als Tako sich darauf konzentrierte und mithilfe der Nanosensoren Informationen zu gewinnen versuchte, blieben die Schatten erneut unbewegt. Doch diesmal war er davon überzeugt, sich nicht getäuscht zu haben: Etwas verfolgte und beobachtete sie.
    Als Tako ins Mnemozentrum zurückkehrte, drängte sich ihm ein anderer Gedanke auf. Vielleicht werden wir doppelt benutzt. Hofft die Superintelligenz der hiesigen Graken, durch uns den Ursprung des Tal-Telas zu finden?
    Im Datenraum hastete er zu der Konsole, vor deren Kontrollen Dominik saß, noch immer steif und

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