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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Zeichen. Und andere Personen begegneten diesen Piloten mit großem Respekt.
    Dominik erreichte ein neues, noch intaktes Archiv, weiter im Innern von Millennia, und dort vernahm er ein vages Flüstern, das Hoffnung in ihm weckte. Während er nach dem Ursprung des Datenraunens Ausschau hielt, empfing er weitere Bilder, die ihm Zugang zu Erinnerungen erlaubten.
    In einem Spiegel sah er die zu Fünfer-Gruppen zusammengefassten Symbole auch an der eigenen Kleidung, doch mit dem Gesicht stimmte etwas nicht, denn er sah die Züge eines fünfzehn oder sechzehn Jahre alten Mädchens, ein schmales Gesicht mit großen Augen und von dunklem Haar umrahmt. Für ein oder zwei Sekunden glaubte er, dass sich Erinnerungen an Loana mit diesen sonderbaren Reminiszenzen vermischten, aber etwas sagte ihm, dass es sich nicht um eine Verwechslung handelte. Aus dem Mädchen wurde eine Frau, erst jung und dann reif, und wann immer sich ihm die Augen in einer spiegelnden Fläche zeigten, sah er in erster Linie kalte Intelligenz und kaum Gefühl.
    Emotionen sind Ballast, Gefühle behindern den Weg zum Tal-Telas.
    »Wer bist du?«, hauchte Dominik und wusste, dass die Frage eigentlich lautete: Wer bin ich?
    Ein Name tauchte in der Ferne auf, blieb aber undeutlich.
    Weitere Bilder folgten, und sie waren seltsam, zeigten ihm eine Abfolge von jungen und alten Frauen, die doch immer die gleiche Person waren. Er spürte das Tal-Telas, aber es war anders beschaffen als heute, und es umfasste noch keine zehn Stufen. Manchmal lief er als Mädchen oder Frau durch eine Welt, in der seine visuelle Wahrnehmung nicht richtig zu funktionieren schien: Immer wieder kam es zu perspektivischen Verzerrungen; lange grauschwarze Gänge, deren Wände aus asymmetrischen Elementen bestanden, wirkten in sich verdreht. Und doch hatte diese oft sehr düstere und klaustrophobische Welt etwas Vertrautes. Dominik begriff: In seiner erweiterten Identität als Mädchen und Frau war er mehrmals an Bord eines Kantaki-Schiffes gewesen.
    Aber was bedeutete dies alles?
    Du wirst es bald erfahren.
    Dominiks Gedanken glitten durch das Archiv und näherten sich dem Flüstern, das nur von erfahrenen Tal-Telassi wahrgenommen werden konnte. Es warnte – Dieser Bereich ist geschützt! – und lud ein: Hinter dieser Barriere haben wir eine Zone der Sicherheit geschaffen. Es war kein Hinweis darauf, wo sich der Ursprung des Tal-Telas befand, aber jene Tal-Telassi, die bestimmte Daten des Archivs vor dem Zugriff durch die kollektive Superintelligenz der Graken und ihrer Vitäen schützten … Vielleicht wussten sie, wo sich Zara befand. Selbst wenn Millennias Kommunikationssysteme nicht mehr funktionierten: Bestimmt waren die Meisterinnen in der Lage, sich telepathisch zu verständigen, auf die eine oder andere Art und Weise. Immerhin, erinnerte sich Dominik, hatten sogar telepathische Gespräche über interstellare Entfernungen hinweg stattgefunden, zwischen Zara und Norene.
    Dominik näherte sich dem Flüstern, und als er die mentale Hand danach ausstreckte …
    Erinnerungsbilder tauchten auf, Bilder, die ihn als Frau unter Frauen zeigten, neben einem großen, insektenartigen Geschöpf mit langen, dünnen Gliedmaßen, das an eine Gottesanbeterin erinnerte und einen dreieckigen Kopf auf einem ledrigen Hals trug. Zwei multiple Augen wölben sich über die rechte und linke Gesichtshälfte, bestehend aus tausenden von kleinen Sehorganen. An einigen Stellen zeigten sich glänzende Stoffteile am dürren Leib. Das Wesen sprach mit einer klickenden Stimme, aber Dominik verstand die Worte nicht, denn etwas zog ihn fort.
    Er öffnete die Augen und sah gleißendes Licht, das ihn durch ein Loch in der Wand des Mnemozentrums zu einem schwarzen Oval zog. Das Schimmern hielt ihn fest, nicht nur seinen Körper, sondern auch den Geist – die Kraft des Tal-Telas befand sich gerade außerhalb seiner Reichweite.
    Ein Kronn nahm ihn in Empfang. Das Knochenwesen lenkte den Strahl, der Dominik gefangen hielt und an Bord des schwarzen Ovals brachte. Mehrere Personen befanden sich dort, unter ihnen Tako Karides. Bei den anderen handelte es sich um Kontaminierte, mehrere sehr mitgenommen wirkende Tal-Telassi und einige Schülerinnen. Weiter vorn stand ein Chtai, der alles aufmerksam beobachtete, und neben ihm ruhte eine Tal-Telassi-Meisterin in etwas, das nach einer Art Stützgerüst aussah, jedoch fest mit ihrem Leib verbunden war. Dominik vermutete, dass es sich um einen Apparat handelte, der die Meisterin

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