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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Wieso gehen Katyma und die anderen Schwestern nicht gegen sie vor?«
    »Weil sie zu sehr mit den Vorbereitungen für die Evakuierung beschäftigt sind. Es bleibt nur wenig Zeit, um alle Bewohner von Millennia in Sicherheit zu bringen.«
    Sie nutzt das Chaos für ihre Zwecke , dachte Tako in dieser Umgebung, die Dominik für ihn »gebaut« hatte.
    »Ja«, bestätigte der Junge, während sie den Weg über einen Strand so weiß wie Schnee fortsetzten. »Ich höre deine Gedanken, aber nicht die von Norene und den anderen Schwestern. Sie sind sehr klug und wissen viel von der Kraft, die meine Fingerspitzen violett macht. Ich kann viel von ihnen lernen. Aber um zu lernen, muss ich meine Gefühle aufgeben, sagt Norene. Das möchte ich nicht.«
    Die Sonne schien warm vom Himmel, doch Kälte erfasste Tako, als er sich vorstellte, dass Dominik so gefühllos werden könnte wie Norene oder auch Katyma.
    »Wo bist du jetzt, Dominik?«
    »Ich bin hier«, sagte der Junge und deutete mit den Armen auf den Strand und das Meer.
    »Nein, ich meine, wo bist du in der Wirklichkeit?«
    »In der Ersten Welt, wie Norene sie nennt, stehe ich direkt neben deiner Autarken Behandlungseinheit. Du befindest dich in einem medizinischen Zentrum von Sapientia. Ich wohne in Haltalla, das ist nicht weit entfernt.«
    Tako blieb stehen und schloss die Hände mit sanftem Nachdruck um die schmalen Schultern des Jungen. »Bring mich zurück, Dominik. Weck mich. Ich muss unbedingt mit jemandem reden. Um zu verhindern, dass Norene dich fortbringt.«
    »Es würde Schmerz für dich bedeuten.«
    »Und wenn schon. Damit werde ich irgendwie fertig. Ich muss mit Katyma reden, und auch mit Elisa an Bord der Akonda .«
    Dominik seufzte leise, und Tako …
    … kehrte ins Feuer zurück. Er lag in kühler Gelmasse, die nichts gegen das Brennen in ihm ausrichten konnte. Er sah die Innenwände der ABE, Schläuche und Kabel, hörte das Summen und Brummen tronischer Komponenten. Ein Gesicht erschien in seinem Blickfeld, das Gesicht des Jungen, die braunen Augen groß und voller Sorge. Seine Lippen bewegten sich, aber zuerst hörte Tako nichts. Dann erklang Dominiks Stimme direkt inmitten seiner von Resonanzschmerz begleiteten Gedanken. »Du leidest zu sehr …«
    Tako versuchte zu sprechen. Ich … muss … mit … Katyma … reden! Der Mund gehorchte ihm nicht; er brachte keinen Ton hervor. Ein leises rhythmisches Piepen schwoll an, und ein weiteres Gesicht erschien über Tako, das einer Frau.
    »Sie sind erregt«, stellte die Medikerin mit einem Blick auf die Anzeigen der Autarken Behandlungseinheit fest. »Sie sollten versuchen, ruhig zu bleiben, Keil Karides. Das Wachstum der organischen Prothesen macht gute Fortschritte, und wir versuchen, die Resonanzschmerzen so gering wie möglich zu halten.« Und zum Jungen: »Norene 19 hat mich angewiesen, ihr Bescheid zu geben, wenn du hier erscheinst.«
    Sie runzelte kurz die Stirn, drehte sich dann um und ging.
    Dominik blickte in die ABE und lächelte fast verschmitzt. »Ich habe sie vergessen lassen, dass ich hier bin.«
    Tako versuchte, den Mund zu öffnen, um zu antworten …
    »Spiel nicht mit den Gedanken anderer Leute«, sagte er und stand erneut auf dem weißen Strand von Lowanda.
    »Es ist kein Spiel«, erwiderte Dominik. »Manche Dinge sind nötig. Ich möchte nicht, dass Norene kommt und mich fortholt.«
    Weiter vorn wich der Sand den Felsen einer kleinen Bucht, und dort stand ein unauffälliges Gebäude zwischen hohen Säulenbäumen mit dicken Harzblasen an der Rinde. Ihr würziger Geruch vermischte sich mit dem salzigen Aroma des Ozeans und erinnerte Tako an die Zeit vor drei Jahren. Er ging etwas schneller, wie in der Hoffnung, bei dem kleinen Haus Frau und Sohn anzutreffen. Als er bis auf einige Dutzend Schritte heran war, stellte er fest, dass es sich nicht um das Gebäude handelte, in dem er mit Dalanna und Manuel gewohnt hatte. Seltsame Linienmuster zeigten sich in den grauen Mauern. Fenster gab es nicht, dafür aber vorn zwei Türen, direkt nebeneinander und beide weiß wie der Sand. Eine war glatt und makellos, hatte einen glänzenden silbernen Knauf. Die andere, mit halb korrodiertem Knauf, wirkte uralt.
    Dominik blieb stehen. »Das Haus gehört nicht hierher.«
    »Aber du hast diese Welt doch ›gebaut‹, oder? Wie kann es etwas geben, das nicht hierher gehört?«
    »Norene hat mir so etwas gezeigt, in der Zweiten Welt«, sagte Dominik. »Kein Haus wie dies, aber zwei solche Türen nebeneinander, eine

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