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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nicht dem Piriden, sondern dem quasirealen Projektionsfeld weiter vorn. Es zeigte Chromo- und Photosphäre einer Sonne, die nur einen Steinwurf entfernt war. Der Stein hätte sie allerdings nie erreicht, sondern wäre in der Korona verdampft. Die Energien mehrerer Hochleistungskrümmer waren nötig, um die Trox vor dem solaren Strahlungschaos zu schützen. Sechs verschieden strukturierte energetische Barrieren schirmten das Schiff ab, das in einer von den Krümmern geschaffenen mobilen Delle im Raum ruhte; dadurch stürzte es nicht in den tiefen Schwerkraftschacht des nahen Sterns.
    Die Trox war nicht allein. Im Bereich der Umlaufbahn des dritten Planeten, hundertsiebzig Millionen Kilometer entfernt, wartete eine Flotte aus fast tausend Kampfschiffen der AFW, unter ihnen neunzig Schlachtschiffe der Destruktor-Klasse – für den Fall, dass der Prototyp des Waffenschmieds versagte.
    Bergon verharrte zwischen zwei summenden Tronen und hob seine sieben dünnen Arme. »Waffen sind Kunst «, verkündete er nicht zum ersten Mal. »Ich wünschte, das würdet ihr Militärs endlich einsehen. Es sind nicht einfach nur Objekte, die man im Kampf verwendet. Man muss ihre innere und äußere Ästhetik erkennen, um sie richtig zu nutzen. Was Sie hier sehen, Lanze Karides, ist ein Prototyp, aber schon er zeichnet sich durch die Eleganz aus, die alle wirkungsvollen Waffensysteme haben sollten.«
    »Haben Sie uns nicht etwas zu nahe herangebracht?«, fragte Tako, dessen Blick im QR-Feld verweilte. Er sah brodelndes Plasma, dunkle Sonnenflecken in rotgelben Glutmeeren, Protuberanzen wie Zungen aus Feuer. Datenfenster am Rand der Darstellung gaben Auskunft über die Koronastrahlung, deren Maximum im Röntgenbereich lag. Dort draußen jenseits der energetischen Barrieren, im Strahlenkranz der Sonne, herrschten Temperaturen von mehr als einer Million Grad. Tiefer unten, in der Photosphäre, war es mit knapp sechstausend Grad vergleichsweise kühl.
    »Hören Sie mir überhaupt zu, Lanze Karides? Oder sind bei Ihnen auch die Ohren verbrannt?«
    Bergon war nicht nur hässlich, nach menschlichen Maßstäben, es mangelte ihm auch an Taktgefühl. Seine Grundstimmung war gereizte Verdrießlichkeit, und richtig unangenehm wurde er, wenn er sich über etwas ärgerte. Tako hatte sein Verhalten bisher hingenommen, aber er mochte es nicht, auf physische Aspekte angesprochen zu werden, schon gar nicht auf diese Art und Weise.
    »Ich habe Sie sehr wohl gehört, Bergon aus der Familie der Lunki«, sagte er langsam und blickte noch immer ins solare Brodeln. »Ihre oft abfälligen Bemerkungen über das Militär der AFW habe ich bisher ebenso kommentarlos zur Kenntnis genommen wie ähnlich unangebrachte Äußerungen in Hinsicht auf mein Erscheinungsbild.« Tako drehte den Kopf und richtete seinen Blick auf die Augenzapfen des Piriden. »Sie verkennen dabei dies: Als Koordinierungsbeauftragter des Oberkommandos nehme ich Teil an der Entscheidung über die Bereitstellung von Mitteln für Ihre neue Waffe, und wenn ich hier einen positiven Eindruck gewinne, so wird das Projekt unter militärische Kontrolle gestellt.«
    Für einige Sekunden stand der etwa anderthalb Meter große Piride wie erstarrt, und seine Beißknochen schabten mit einem leisen Knirschen übereinander. In dem grauen Gesicht voller Runzeln und Warzen zuckte es. Schließlich setzte sich Bergon in Bewegung und wankte auf das QR-Feld zu.
    »Dieser Lunki entschuldigt sich«, sagte er dumpf. »Es lag ihm fern, den geehrten Lanze Karides zu beleidigen.«
    Tako akzeptierte die Entschuldigung mit einem kurzen Nicken.
    Bergon deutete mit einem Arm auf die Darstellung. »Um Ihre Frage zu beantworten: Nein, wir sind nicht zu nahe. Die Schirmfelder schützen uns, und die Gravitationsdelle wird uns zur richtigen Stelle bringen.« Die Augenzapfen richteten sich auf das Koordinatenfenster. »Wir sind gleich da.«
    Eine weitere Protuberanz stieg auf, größer als die anderen, und tastete nach der Trox , die durch das Glühen und Wabern flog. Tako spürte eine leichte Vibration des Schiffes, aber Bergon achtete nicht darauf. Er veränderte die Konfiguration des quasirealen Felds, und kurz darauf sah Tako den großen Feuervogel.
    Er betrachtete die Erscheinung, während der Waffenschmied das Kommunikationssystem aktivierte und mit einigen anderen Piriden an Bord der Trox sprach. Ein gewaltiger Vogel aus Plasma flog durch die Korona der Sonne, mit ausgebreiteten Schwingen, jede von ihnen mehrere tausend

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