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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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fixierten ihn. »Sie haben betont, genau Bescheid wissen zu wollen«, brummte Bergon. Schon wenige Minuten nach der Zurechtweisung kam wieder seine Besserwisserei durch, und Tako fragte sich, wie er seine Deneri behandelte. Sie taten ihm Leid.
    Bergon holte tief Luft, wodurch sich der obere Teil seines birnenförmigen Körpers vorwölbte. »Der Phasenübergangs-Interdiktor dieses Lunki wird verhindern, dass hier ein stabiler Sonnentunnel entsteht.«
    »Wie?« Aus den Unterlagen kannte Tako die Funktionsprinzipien in groben Zügen, aber er wollte es von Bergon hören, als erhoffte er sich auf diese Weise zusätzliche Gewissheit.
    Der Waffenschmied stapfte vor dem QR-Feld hin und her und gestikulierte mit allen sieben Armen. »Gindal ist ein Hauptreihestern der Spektralklasse G, und genau diese Sonnen scheinen die Graken für ihre interstellaren Tunnel zu bevorzugen. Oh, sie haben auch rote Riesen und weiße Zwerge verwendet, was zeigt, dass sie durchaus in der Lage sind, auch andere energetische Strukturen zu nutzen, aber der G-Typ macht mehr als zweiundneunzig Prozent der Sterne aus, in denen sich Feuervögel zeigten. Bei den restlichen gut sieben Prozent konnten wir feststellen, dass die Sonnentunnel sehr kurz waren. Wir gehen davon aus, dass die Graken die spezielle p-p-Reaktion des G-Typs nutzen. Daraus beziehen sie die Energie, die sie für lange Sonnentunnel brauchen, in diesem Fall für einen, der mehrere tausend Lichtjahre lang wäre.«
    Takos Blick streifte den Waffenschmied, kehrte dann zum Feuervogel zurück, der majestätisch durch Gindals Korona flog. Die Schwingen waren noch etwas länger geworden, und er zog einen dünnen, funkelnden Schweif hinter sich her. Die Trox folgte ihm in ihrer Gravitationsdelle und wartete darauf, dass sich ein Sonnentunnel öffnete.
    »Bei der Proton-Proton-Reaktion entstehen aus zwei kollidierenden Protonen ein Deuteron, ein Positron und ein Neutrino, wobei eine Energie von 1,44 MeV frei wird. Eine Weiterführung dieses Prozesses führt zur Bildung von Heliumkernen.« Bergon blieb stehen und blickte auf die Daten eines Informationsfensters, während Tako dem dumpfen Brummen der Krümmer lauschte und weiterhin den Feuervogel beobachtete. »Wir wissen nicht, wie die Graken ihre Sonnentunnel konstruieren, aber klar ist, dass die p-p-Reaktion dabei eine wichtige Rolle spielt. Vor der Entwicklung des Phint haben dieser Lunki und seine Wissenschaftler viele von Sonnenbeobachtern und Solaringenieuren ermittelten Daten ausgewertet und herausgefunden, dass die Erscheinung eines Feuervogels sichtbares Zeichen eines unmittelbar bevorstehenden diskontinuierlichen Phasenübergangs ist.«
    Der Waffenschmied sah Tako an, und die Farbe seiner Augenzapfen veränderte sich dabei. »Die Graken und ihre Vitäen kommen nicht aus dem Innern von Sonnen, auch wenn es so aussieht – in den stellaren Brennöfen können komplexe atomare Strukturen nicht von Bestand bleiben. Sie nutzen die Energie von Sternen für den Bau ihrer Tunnel, die durch Raum und Zeit führen.« Etwas leiser und nachdenklicher fügte der Piride hinzu: »Ich würde gern wissen, woher sie kommen.«
    »Ich auch«, sagte Tako. Diese Frage beschäftigte die Wissenschaftler und das Militär der Allianzen Freier Welten seit Beginn des Grakenkriegs vor mehr als tausend Jahren.
    Bergon schnaufte. »Nun, der diskontinuierliche Phasenübergang hebt die Proton-Proton-Reaktion auf ein neues energetisches Niveau und beschleunigt sie, wobei die zusätzlich erzeugte Energie das diesseitige Ende eines bereits existierenden Sonnentunnels öffnet. Dieser Punkt ist sehr wichtig, Lanze Karides«, betonte der Waffenschmied und deutete ins QR-Feld. »Der Sonnentunnel existiert bereits, und vielleicht befindet sich eine große Kronn-Flotte in unmittelbarer Nähe, nicht weiter von uns entfernt als der Feuervogel dort. Doch erst die Öffnung des Tunnels ermöglicht es ihr, unsere Raum-Zeit-Koordinaten zu erreichen. Und genau hier setzt der Phint an: Er verhindert den diskontinuierlichen Phasenübergang. Der Interdiktor leitet die zusätzliche Energie der beschleunigten p-p-Reaktion ab, ohne dass es zu einem energetischen Niveausprung kommt, der den Tunnel öffnet.«
    Stolz zeigte sich im hässlichen Gesicht des Waffenschmieds.
    »Was geschieht mit der abgeleiteten Energie?«, fragte Tako.
    Sieben Arme fuchtelten herum, als käme diesem Punkt überhaupt keine Bedeutung zu. »Sie wird die solare Aktivität vorübergehend verstärken, das ist alles.

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