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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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aufgebrochen. Der Schaum von Vakuumpolymeren hatte die offenen Stellen ausgefüllt und war dann erstarrt. Dem Kanonier hatte er nicht helfen können.
    »Ein Speeder«, sagte Dominik und begriff, dass er den gebrochenen Blick dieser Augen in den sich überlappenden Bildern gesehen hatte.
    »Sie haben besondere Reflexe, nicht wahr?« Loana schauderte. »Warum hast du uns hierher gebracht, Domi?«
    »Speeder sind mit Abstand die besten Kanoniere in den Streitkräften der AFW, noch besser als spezialisierte militärische Trone oder Megatrone. Sie steuern die Zielerfassung mit mentalen Signalen, die von den bionischen Verbindungen direkt aufs Waffensystem übertragen werden. Offenbar haben sie einen zusätzlichen Sinn: Sie berechnen nicht etwa die Position eines gegnerischen Schiffes, sondern wissen irgendwie, wo es sich gleich befinden wird, und dann feuern sie auf die betreffende Stelle.«
    »Wie Gelmr?«, fragte Loana, »die siebte Stufe des Tal-Telas?«
    »Etwas in der Art.« Dominik wandte sich vom toten Kanonier ab, näherte sich einem militärischen Kom-Servo und fragte sich, ob er damit Alex kontaktieren konnte. Aber er unternahm nicht einmal einen entsprechenden Versuch und spürte, dass er aus einem anderen Grund hierher gekommen war.
    »Lass uns gehen, Domi«, drängte Loana.
    Eine sonderbare Unruhe erfasste Dominik, als er an den Kontrollen vor dem Speeder stehen blieb und mehrere Schaltflächen berührte. Dutzende von virtuellen Indikatoren, Anzeigeflächen und Datenfenstern entstanden vor ihm. Eine der Anzeigen wies ihn darauf hin, dass zwei der drei von dieser Kammer aus kontrollierten Annihilatorkanonen zerstört waren. Doch die dritte signalisierte volle Funktionalität, und ihre Akkumulatoren enthielten Bereitschaftsenergie.
    »Was hast du vor, Dominik?«, fragte Loana und kam näher.
    Er winkte, und wie im Observatorium reagierte ein Gesteninterface. Um ihn und Loana herum entstand ein virtueller Raum, mit dem toten Speeder im Mittelpunkt. Überall leuchteten und blinkten militärische Symbole in Schemata und komplexen dreidimensionalen Diagrammen. Doch Dominik schenkte ihnen keine Beachtung. Seine Aufmerksamkeit galt der QR-Darstellung des nahen Alls. Ein Trichterschiff, mehr als fünfmal so groß wie die Akonda , entfernte sich von der Transitstation und hielt auf die Alpha-Transferschneise zu, aber die eingeblendeten Daten zeigten deutlich an, dass es den Wettlauf mit der Zeit nicht gewinnen konnte. Ein Konglomerat aus mehr als zwanzig Kronn-Dornen schloss zu ihm auf und würde in wenigen Sekunden nahe genug heran sein, um das Feuer zu eröffnen. Das AFW-Schiff trug keinen schützenden Mantel aus Schirmfeldern, und was die Kronn betraf: Nur bei einigen wenigen Dornen zeigten sich die vagen Schleier von Schutzschirmen. Es schien auf beiden Seiten Schäden zu geben.
    Dominik blinzelte, Zeit genug, um das Chaos zu sehen, das dort gleich ausbrechen würde: Blitze aus destruktiver Energie bohrten sich in das Schiff, in die Aurora , ließen die Triebwerke explodieren und große Aggregate bersten, zerrissen und verbrannten die Körper von Passagieren, unter ihnen zahlreiche Tal-Telassi und ihre Schülerinnen.
    »Norene«, brachte Dominik hervor und sah für einen Sekundenbruchteil ein von pechschwarzen Haaren umrahmtes blasses Gesicht mit kalten, jadegrünen Augen. »Norene ist an Bord jenes Schiffes.« Norene 19, Großmeisterin der Tal-Telassi. Norene, über die er sich in den vergangenen Jahren immer wieder geärgert hatte. Norene, die glaubte, ihn mit der Dunkelstrafe erschrecken zu können. Jetzt lag ihr Schicksal in seinen Händen.
    Er drehte sich um und griff nach den bionischen Kontakten unter den langen, dünnen Fingern des toten Kanoniers. Der psychisch-energetische Schock, dem der Speeder erlegen war, hatte das Interfacepotenzial der Bione zum Glück nur wenig beeinträchtigt. Ein Prickeln wies auf den Kontakt hin, und Dominik fühlte , dass konzentrierte Gedanken genügten, um Anweisungen zu übermitteln. Etwas in ihm schien zu wachsen und sich auszudehnen, ins All, bis zur Aurora und dem Verfolger, berührte gleichzeitig die Zielerfassungsservi und teilte ihnen mit, wie sie die dritte noch einsatzbereite Annihilatorkanone ausrichten sollten.
    »Domi?« Loanas Stimme klang seltsam, dumpf und wie weit entfernt. »Was machst du da? Du zitterst und schwitzt.«
    Dominik wusste nicht, was mit ihm geschah, aber er wusste dies: Gleich würden sich die Kronn-Dorne dort befinden, und die Annihilatorkanone

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