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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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gefunden, von sich aus den Kontakt mit der externen Realität wiederherzustellen, aber er konnte sich eine eigene Welt bauen und dort warten, bis Norene glaubte, dass er genug bestraft war.
    Die Dunkelheit verschwand.
    Dominik stand auf einem Strand weiß wie Schnee, hörte das Rauschen naher Wellen und fühlte warmen Sonnenschein auf der Haut. Er zwinkerte im hellen Licht, sah das kleine, unauffällige Gebäude zwischen hohen Säulenbäumen mit dicken Harzblasen an der Rinde. Das Meer, der Sand, der weite Himmel mit den zarten Wolkenschleiern, die nahe tropische Vegetation – das alles gehörte zur gebauten Welt, deren Elemente aus dem Gedächtnis des Mannes mit der Narbe stammten, aus den Erinnerungen von Tako Karides. Aber das Haus … Es gehörte auch diesmal nicht hierher. Es war nicht das Gebäude, in dem Tako mit seiner Frau und seinem Sohn gewohnt hatte.
    Dominik näherte sich dem Haus, noch immer voller Trotz und Zorn, überlegte dabei, wie viel Zeit er auf dieser Insel in seinem eigenen Bewusstsein verbringen musste, bis Norene ihn in die Erste Welt zurückholte. Vor den beiden Türen in der grauen Mauer blieb er stehen, die eine neu und glatt, die andere alt und rissig. Während er sie betrachtete, wich das Rauschen der Wellen hinter ihm zurück, wurde immer leiser und verschwand schließlich ganz.
    Eine Zeit lang blieb es absolut still, dann hörte Dominik ein leises Knarren. Es kam von der zweiten, alten Tür, als ginge hinter ihr jemand eine hölzerne Treppe hoch, langsam, eine Stufe nach der anderen.
    »Warum hast du mir verboten, die alte Tür zu öffnen, Norene?«, fragte Dominik laut. »Warum hast du sie mir überhaupt gezeigt ?«
    Norene, die immer alles besser wusste. Norene, die auf die Einhaltung der Regeln pochte, auch wenn sie dumm waren …
    Die Mischung aus Trotz und Zorn veranlasste Dominik, entschlossen vorzutreten und die Hand nach dem Knauf auszustrecken. Er wollte ihn drehen, die Tür öffnen, doch der Knauf schien festgerostet zu sein. Enttäuscht schloss er beide Hände darum, machte von seiner ganzen Kraft Gebrauch und hörte ein dumpfes Knirschen, als der Knauf nachgab, nur einen einzigen Millimeter. Drei weitere Versuche, die alte Tür zu öffnen, blieben ebenso erfolglos wie der erste. Dominik gab ihr einen wütenden Tritt und wankte zurück.
    »Tako hatte keine Probleme damit, dich zu öffnen!«, stieß er hervor. »Warum bist du bei mir so widerspenstig?«
    Dominik fragte sich, wieso er Tako damals, vor fünf Jahren, dabei geholfen hatte, die Tür wieder zu schließen. Die Erinnerungen waren seltsam verschwommen, als hätte sich mentaler Nebel zwischen das Damals und Heute gelegt. Er entsann sich an die eigene Angst vor dem, was sich dahinter befand, und auch daran, dass ihn etwas berührt hatte. Aber jene Dinge lagen ein Leben zurück, damals war er erst acht gewesen, ein kleines Kind, und heute …
    Loana erschien vor seinem inneren Auge, und er sah sie so, wie er sie kurz vor dem Kuss gesehen hatte. Plötzlich tat sie ihm Leid. Loa blieb in dunkler Stille gefangen, solange die Strafe dauerte; sie konnte sich nicht in eine gebaute Welt zurückziehen und dort einfach abwarten, bis alles vorbei war.
    Dominik wandte sich von den beiden Türen ab, ging zum weißen Strand und setzte sich dort in den Sand, streckte die Beine ins Wasser. Ein kleines Schalentier krabbelte zur Seite und grub sich ein, bis nur noch die beiden Stielaugen aus dem feuchten Sand ragten.
    »Manchmal würde ich das auch gern tun«, murmelte Dominik. »Mich einfach irgendwo eingraben.«
    Er lauschte den Wellen, sah zum fernen Horizont und fühlte sich allein.

 
13. Tako Karides: Brennende Tunnel

     
    14.April 1119 ÄdeF
     
    Tako Karides fragte sich, ob er erneut den Tod suchte. Welche andere Erklärung gab es dafür, dass er sich bereit gefunden hatte, einen solchen Ort aufzusuchen, heißer als die Hölle?
    Er befand sich im zentralen Labor des piridischen Experimentalschiffes Trox , umgeben von Analysegeräten, Datenservos und Tronen, die dauernd miteinander zu flüstern schienen. Bergon, seines Zeichens Waffenschmied von Andabar, wankte auf kurzen Beinen umher und schnaufte hingebungsvoll, während er mit mehreren Armen Schaltelemente an den Instrumentenblöcken berührte und die Gliedmaßen dann wieder zwischen den Fettwülsten seines birnenförmigen Leibs verschwinden ließ. Die dünne, semiorganische Membran darüber war halbtransparent und machte ihn nicht hübscher.
    Aber Takos Blick galt ohnehin

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