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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hatte die richtige Stelle im Visier. »Feuer!«, sagte er laut.
    Ein kurzes Vibrieren deutete darauf hin, dass sich die Kanone entlud.
    Die vielen Anzeigen des virtuellen Zimmers veränderten sich, und die QR-Darstellung zeigte ihm einen sich lautlos ausdehnenden Glutball dort, wo eben noch die Kronn-Dorne gewesen waren. Die Aurora wurde von der energetischen Druckwelle erfasst und zur Seite gedrückt, fort von der Alpha-Schneise. Ihre Krümmer glühten, als sie ein Bremsmanöver einleitete, den Kurs änderte und zur Transitstation zurückkehrte.
    »Ich glaube, das waren die letzten Kronn«, sagte Dominik, wieder mit dem seltsamen Gefühl einer Gewissheit, deren Ursprung ihm verborgen blieb. Was vorher in ihm gewachsen war, schrumpfte wieder und verschwand irgendwo in ihm.
    Dominik sank zu Boden und fiel in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.
     
     
    Als er erwachte, fühlte er sich sonderbar, gleichzeitig kraftvoll und matt. Seine Gedanken waren klar und schnell, die Erinnerungen deutlich. Er drehte den Kopf, sah den toten Speeder in seinem Stützgerüst und neben ihm Loana, an den großen Instrumentensessel des Kanoniers gelehnt; ihr Kopf war halb zur Seite gesunken. Sie schlief. Ihr Zopf hatte sich halb geöffnet, und das blonde Haar hing wie ein Schleier über der einen Seite. Ihr engelhaft friedliches Gesicht war so blass wie das einer Tal-Telassi, aber nicht annähernd so kühl. Es zeigte eine Wärme, von der sich Dominik angezogen fühlte, und während er es betrachtete, fühlte er bei sich eine Reaktion, deren physische Details und Hintergründe er gut kannte, die ihn jedoch überraschte, weil sie emotional derart stark aufgeladen war. Er blickte auf seine Hose, bemerkte die deutlich sichtbare Schwellung und war aus irgendeinem Grund froh, dass Loana sie nicht sah.
    Nach einigen Minuten, als die Hitze in seinen Lenden nachgelassen hatte, kroch er zu Loana, betrachtete ihr Gesicht aus der Nähe, neigte ihr den Kopf entgegen und küsste sie. Abrupt kamen ihre Lider nach oben, und für einen Moment glaubte er, dass sie ihn wegstoßen würde. Aber stattdessen schlang sie die Arm um ihn, öffnete die Lippen und ließ ihn ihre Zunge spüren.
    Dominik war so verblüfft, dass er nicht hörte, wie sich hinter ihm die Luke der Geschützkammer öffnete. Er merkte es erst, als sich Loana von ihm löste und erschrocken über seine Schulter blickte.
    Er drehte sich um und sah Norene 19, von mehreren Soldaten begleitet.
    »Es war euch ausdrücklich verboten, das Wartequartier zu verlassen«, sagte die Großmeisterin kalt. »Ihr habt zu lernen, euch an die Regeln zu halten.«
    Dominik spürte, wie etwas in ihm aufbegehrte und zornig wurde. »Ich habe auf die Kronn gefeuert und dir das Leben gerettet! Du solltest mir dankbar sein! Die Regeln sind dumm!«
    Norene betrat die Geschützkammer, gefolgt von den Soldaten. Einer der Uniformierten begann damit, den toten Kanonier zu untersuchen. Die anderen wandten sich den Kontrollen zu.
    Norenes Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, als sie Dominik ansah, aber winzige Flammen erschienen in ihren grünen Augen.
    »Die Regeln haben sich tausende von Jahren bewährt und dienen dazu, den Weg zum Tal-Telas zu erleichtern. Ich bin über dreitausend Jahre alt, und du bist dreizehn. Wer von uns beiden ist besser geeignet, darüber zu befinden, was dumm ist?«
    Der Rebell in Dominik kam nicht zur Ruhe. »Wenn wir im Wartequartier geblieben wären, gäbe es dich jetzt nicht mehr!«
    »Ihr habt euch über ein Verbot hinweggesetzt.« Norene richtete einen forschenden Blick auf Loana. »Man erwartet von dir, über deine Gefühle hinauszuwachsen. Heute hast du das Gegenteil davon getan.« Sie hob die Hand und spreizte die Finger, damit sie sowohl auf Loana als auch auf Dominik deuteten. »Ihr kennt die Strafe.«
    »Bitte, Ehrenwerte …«
    Mehr hörte Dominik nicht von Loana. Dunkelheit umschloss ihn, finster wie das All, und er hörte und fühlte nichts mehr. Seine Sinne waren ausgeschaltet. Nur noch seine Gedanken existierten, in einer Welt ohne Licht, ohne Geräusche, ohne Dinge, die man berühren konnte. Die Dunkelstrafe. Dominik erlebte sie nicht zum ersten Mal, und er wusste längst, was es damit auf sich hatte: sensorische Deprivation. Das Gehirn bekam keine Informationen mehr von den Sinnesorganen, blieb sich selbst überlassen. Die Schülerinnen der Tal-Telassi fürchteten diese Strafe, aber für Dominik hatte sie längst ihren Schrecken verloren. Zwar hatte er noch keine Möglichkeit

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