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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Selen-System stationiert gewesen waren. Sie dachte nicht an die vielen Toten, an die leeren Mondbasen und Raumstationen, an die von den Kronn vernichteten Schiffe. Sie dachte nur an eins: an Millennia.
    »Flieg mit maximaler Beschleunigung zur nächsten Transferschneise«, wies sie die KI an und streckte sich auf der Ruheliege aus. Ein Medo-Servo stellte die notwendigen Verbindungen mit ihrem Körper her.
    »Maximale Beschleunigung«, bestätigte die körperlose Stimme. »Und das Ziel?«
    Zara atmete ein letztes Mal tief durch und fühlte bereits, wie sich ihre Gedanken in der Hibernation aufzulösen begannen. »Millennia«, sagte sie. »Bring mich nach Millennia.«

 
Interludium 26
     
    19. April 1147 ÄdeF
     
    Starke Emotionalität schien ein Schlüssel zu sein, plötzliche Bewegung ein anderer. Aber es klappte nicht immer, was bedeutete, dass es noch andere Faktoren geben musste. Jedes Mal, wenn Kaither in Hendriks Anwesenheit aus sich herauszutreten versuchte, fürchtete er einen Fehlschlag und das Misstrauen des Kognitors. Aber diesmal hatte alles geklappt.
    Erneut durchstreifte er den Kernel des Crotha-Schiffes und schwebte mit einem substanzlosen Körper durch die Kühlungskapillaren des Quantencomputers. Der Drang zur Rückkehr stellte sich bei diesen Ausflügen früher ein, wie er inzwischen wusste, und ein weiterer Nachteil kam hinzu: Entweder veränderte sich immer wieder die Kernkonfiguration des Schiffes, oder er konnte sich an die Struktur der Bereiche, die er bereits besucht hatte, anschließend nicht mehr erinnern – er musste seine Suche nach Kommunikationssystemen immer wieder von vorn beginnen.
    Er hatte inzwischen aufgehört, sich nach dem Grund für die seltsame Zeitlosigkeit zu fragen, die Hendrik und bestimmte Teile des Schiffes erfasste, wenn er auf diese Weise unterwegs war. Ebenso wenig versuchte er zu ergründen, welchen Umständen er seine wachsende geistige Freiheit verdankte. Er nutzte sowohl das eine als auch das andere.
    Als sich der Drang zur Rückkehr in ihm zu regen begann, verließ Kaither ein Segment des Quantencomputers und erreichte einen Raum, der ihm noch sonderbarer erschien als die anderen, denn seine Wände bestanden aus wie menschlich wirkenden Lippen. Mitten in dem Raum blieb er stehen, drehte sich langsam um die eigene Achse und ließ den Blick über die vielen Lippen streichen. Große und kleine, schorfige und glatte, alte und junge – es mussten zehntausende sein. Und sie alle flüsterten und raunten.
    »Endlich bist du bei uns«, zischte es irgendwo. Kaither konzentrierte sich und versuchte, einzelnen Stimmen zu lauschen.
    »Habt ihr mich erwartet?«, fragte er. »Wer seid ihr?«
    »Wir sind wie du«, flüsterte es aus allen Richtungen. »Die Crotha haben uns aufgenommen. Und ja, wir haben auf dich gewartet.«
    Kaither hörte die Worte in unbekannten Sprachen, aber er verstand sie trotzdem. Er spürte, wie der Drang noch etwas stärker wurde – ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
    »Du bist unsere einzige Hoffnung«, fuhren die Stimmen fort. »Die Kognition musste dich aus dem mentalen Verband des maschinell-biologischen Komplexes lösen, um dich für die Suche nach Rupert zu verwenden. Wir haben dich noch freier und unabhängiger gemacht. Bisher bist du ein Werkzeug der Crotha gewesen. Sei jetzt ein Werkzeug für uns.«
    Kaither stellte erstaunt fest, dass es ihm immer besser gelang, die einzelnen Stimmen voneinander zu unterscheiden. Sie flüsterten alle zusammen die Worte, die er bewusst hörte, aber gleichzeitig raunte jede einzelne von ihnen ihre eigene Geschichte, und er vernahm und verstand sie alle.
    »Ein Werkzeug für euch?«
    »Ja«, antworteten die anderen Absorbierten. »Gib uns das, was wir uns am meisten wünschen.«
    »Was wünscht ihr euch?«, fragte Kaither und ahnte die Antwort.
    »Erlöse uns. Gib uns den Tod.«

 
27. Kanonen gegen Millennia
     
    2. Mai 1147 ÄdeF
     
    »Sie verändern sich fundamental, Hegemon«, sagte Medikerin Sintya. »Darauf läuft es hinaus.«
    Maximilian Tubond saß in einem erweiterten Quartier an Bord der Rondor – zwei gewöhnliche, frei konfigurierbare Unterkünfte waren zu einem kombiniert worden – und beobachtete die Darstellungen eines großen quasirealen Projektionsfelds. Es zeigte das All: Vor einer knappen Stunde hatten die Atoran und Rondor die einzige noch zugängliche Transferschneise im Hyperion-System verlassen und flogen nun in Richtung des zweiten Planeten Andabar, mit nur fünfzehn Prozent der

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