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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Heulen erwies sich als die Stimme eines heftigen kalten Windes, der über die Hauptstadt von Eraklia hinwegfegte. Seit Zara die Oberfläche des Planeten verlassen hatte, waren die Temperaturen stark gesunken – sie erinnerte sich an Maskowons Hinweis, dass die Klimakontrolle durcheinandergeraten war. Schneeflocken tanzten in den Böen und erinnerten die Großmeisterin an Millennia.
    Sie musste zum Raumhafen. Wenn es eine Möglichkeit gab, Eraklia zu verlassen, dann dort.
    Den Mantel eines Toten um die Schultern geschlungen, machte sich Zara auf den Weg.
     
     
    Das Zentrum der ausgedehnten Metropole war von einem Feuersturm heimgesucht worden, der alles verbrannt hatte. Zara machte einen Bogen um die völlig vernichtete Stadtmitte und wanderte nach Norden, wo sie den Raumhafen wusste. Unterwegs traf sie immer wieder auf Fahrzeuge, doch es gelang ihr nicht, eins von ihnen in Betrieb zu setzen. Mit Fomion hätte sie den Weg erheblich abkürzen können, aber sie wagte es noch immer nicht, die höheren Stufen des Tal-Telas zu verwenden, aus Furcht davor, den Kern des Talents, der sie zu einer Tal-Telassi machte, ganz und gar zu erschöpfen. Immer wieder blickte sie auf ihre Fingerspitzen, um sich zu vergewissern, dass die violetten Flecken noch da waren.
    Gelegentlich wurde der Wind so stark, dass sie in Hauseingängen und hinter Rampen, die zum subplanetaren Transportsystem hinabführten, Zuflucht suchen musste. Das weiße Leichentuch des Schnees deckte die meisten Toten zu, aber so sehr die Böen auch heulten: Der Geruch des Todes blieb in der Luft.
    Nach einigen Stunden machte sich erneut Erschöpfung bemerkbar und veranlasste Zara, ins Röhrensystem des Transportnetzes hinabzusteigen. Dort, geschützt vor dem Wind und in mehrere Decken gehüllt, die sie in einem Gebäude gefunden hatte, schlief sie einige Stunden. Anschließend fühlte sie sich besser als nach dem letzten Erwachen. Inzwischen verzichtete sie ganz auf eine Abschirmung, die immer an ihren Kräften gezehrt hatte, und der Kern ihres Selbst erholte sich langsam; Zara spürte deutlich, wie sich dort Kraft sammelte. Sie aß den Rest der Trockenration, die sie unten im Bergwerk eingesteckt hatte, und stillte ihren Durst mit Schnee, der im Mund schmolz. Dann setzte sie den Weg fort, davon überzeugt, dass es tatsächlich keine Graken und Vitäen mehr auf Eraklia gab.
    Ihre Schritte führten sie über eine tote Welt.
    Auf Eraklia, dem sechsten Planeten des Selen-Systems, lebten nur noch einfache Organismen: Pflanzen, Tiere und die Populationen des Mikrokosmos. Alle höheren Lebensformen, Träger von Amarisk , waren tot, umgebracht von der Gier vier hungriger Graken. Normalerweise ließ sich der Feind Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte Zeit, um die Lebenskraft der Bewohner einer ganzen Welt aufzunehmen, aber in diesem Fall waren nicht einmal zwei Wochen vergangen, wenn Zara die vergangene Zeit richtig einschätzte. Und dann hatten die Graken und ihre Vitäen den Planeten wieder verlassen.
    Ein neues Verhalten des Feindes. Eine neue Tendenz?
    Zara dachte darüber nach, als sie durch die Kälte stapfte, in zwei schmutzige, stinkende Mäntel gehüllt. Vorsichtig öffnete sie sich Gelmr und sah neue Muster, die Unheil verkündeten. Sie wagte es nicht, sich auf Einzelheiten zu konzentrieren, ging noch immer sehr vorsichtig mit der Kraft des Tal-Telas um, aber die allgemeinen Entwicklungsstrukturen führten in eine alarmierende Richtung: weitere Welten des Kernbereichs, die von den Graken angegriffen wurden, von hungrigen Graken, die aus irgendeinem Grund bestrebt waren, innerhalb kurzer Zeit so viel Amarisk wie möglich aufzunehmen. Etwas schien sie unter Druck zu setzen …
    Als Zara den nördlich der Hauptstadt gelegenen Raumhafen erreichte, war es schon seit Stunden Nacht. Der Wind legte sich, und die Wolken wichen vom Himmel. Sterne leuchteten über der toten Welt, einer von ihnen Gondahar, Millennias Sonne.
    Auf dem weiten Startfeld lag kaum Schnee – der Wind hatte ihn fortgeweht und an den Außenwänden des Terminals und der Hangars aufgehäuft. Zara spürte, wie die Kälte die beiden Mäntel zu durchdringen begann, und sie ging schneller, nur begleitet vom Geräusch ihrer Schritte und dem leisen Flüstern des Winds, der sich nicht ganz gelegt hatte und wie auf der Suche nach Schnee übers Startfeld strich.
    Im ersten Hangar fand Zara mehrere Leichen, im Frost erstarrt. Zara achtete nicht darauf und hielt Ausschau nach einem Schiff, das sie ins All bringen

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