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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Lichtgeschwindigkeit und von einer Eskorte aus mehreren Schlachtschiffen und Leichten Kreuzern begleitet. Alle anderen Schneisen waren vermint. Was erhofften sich die Piriden angesichts der veränderten Umstände von diesen Maßnahmen? Die Verminung der übrigen Transferschneisen und der militärische Kordon bei der einzigen noch für den interstellaren Verkehr offenen Route konnten die Graken nicht daran hindern, das Hyperion-System zu erreichen. Oder dachten Bergon und die anderen Waffenherrn von Andabar weiter? Rüsteten sie sich vielleicht für einen ganz anderen Konflikt?
    Tubond seufzte. Und erst dann, mit einer Verzögerung von zehn oder mehr Sekunden, wurde ihm die Bedeutung der Worte klar, die Sintya an ihn gerichtet hatte.
    »Fundamental?«, wiederholte er verwirrt. »Wie meinen Sie das?«
    Benommenheit lag über seinen Gedanken, aber nicht die Art von Dumpfheit, wie sie sich nach anderen Sprüngen und dem Erwachen aus der Hibernation einstellte. Er hatte das Gefühl, teilweise von sich selbst getrennt zu sein, und es fiel ihm schwer, zum eigenen Selbst zurückzufinden. Es kostete immer mehr Kraft.
    »Wir haben Sie nach der Hibernation untersucht, Hegemon«, sagte Psychomechaniker Dorim Allbur, dessen Rekonvaleszenztank neben der Medikerin schwebte. Tubond nahm seine Präsenz erst jetzt zur Kenntnis. Das Gesicht des verstümmelten Mannes zeigte eine absurd anmutende Munterkeit. »Ich habe mir erlaubt, einen peripheren Kontakt mit Ihrem Bewusstsein herzustellen.« Allbur wechselte einen kurzen Blick mit der lobotomen Medikerin. »Sintya hat mich dazu autorisiert. Es handelte sich ganz offensichtlich um einen Notfall, und wir mussten möglichst viele Daten gewinnen.«
    Tubond öffnete den Mund, um zu protestieren und den Psychomechaniker zurechtzuweisen – immerhin hatte er Sondierungen seines Bewusstseins verboten. Aber er schloss den Mund wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben. Es spielte plötzlich keine Rolle mehr.
    »Psychomechaniker Allbur hat bestätigt, was die Psychotelemetrie zeigt, Hegemon«, sagte Sintya ruhig. »Ihre Selbststrukturen verändern sich. Und sie verändern sich immer schneller.«
    Tubonds Blick kehrte zum QR-Feld zurück. Die beiden Patrouillenschiffe Atoran und Rondor sowie ihre Eskorte kamen an einer weiteren Bastion vorbei, einer fast zehn Kilometer durchmessenden Festung im All, geformt wie das Gerüst einer Kugel, mit den modernsten und leistungsstärksten Waffen ausgestattet. Wertvolle Ressourcen , dachte Tubond. Vergeudet und verschwendet. Damit lassen sich die Graken und ihre Soldaten nicht mehr aufhalten.
    Und dann dachte er: Wie seltsam, dass mir solche Gedanken durch den Kopf gehen. Man hat mir gerade gesagt, dass ich mich von Grund auf verändere. Und irgendwie kümmert es mich nicht.
    Und dann dachte er: Kümmert es mich deshalb nicht, weil ich mich schon so stark verändert habe ?
    In der Ferne erschien der Planet Andabar, bei dieser Geschwindigkeit noch fast zwanzig Flugstunden entfernt. Zwanzig Stunden. Es wurde nicht nur Material verschwendet, sondern die kostbarste Ressource: Zeit.
    »Haben Sie gehört, Hegemon?«
    Er kämpfte gegen die Benommenheit an und versuchte, ganz zu sich zurückzukehren. »Wie lange waren wir unterwegs?«
    Sintya und die Reste des Psychomechanikers Allbur in seinem Tank wechselten einen neuerlichen Blick. »Zweieinhalb Wochen.«
    »Zweieinhalb Wochen …« Zeit. Sie hatte ihm immer gefehlt, selbst während all der Jahre, als er nicht geschlafen hatte. »Wie hat sich die Lage entwickelt? Empfangen wir aktuelle Nachrichten?«
    »Sie werden uns vorenthalten«, sagte die Medikerin nach kurzem Zögern. »Die Piriden verfügen über funktionierende interstellare Transverbindungen, aber die Eskorte projiziert einen Kommunikationsschatten auf uns. Wir erhalten keine Informationen.«
    »Warum nicht?«, fragte Tubond erstaunt.
    »Andabar und das ganze Hyperion-System haben sich für unabhängig erklärt«, erwiderte Sintya. »Vielleicht hat es etwas damit zu tun.« Sie atmete tief durch. »Haben Sie verstanden, was ich Ihnen gesagt habe, Hegemon?«
    »Die Piriden … unabhängig von den Allianzen …«
    »Sie sind kontaminiert, Hegemon.«
    Tubond sah die Medikerin an. »Kontaminiert?« Das Wort weckte Furcht, und der Benommenheitsnebel verflüchtigte sich. »Wie schlimm ist es? Muss ich …?«
    »Sterben, Hegemon?«, erwiderte Sintya ungerührt. »Wir alle müssen sterben, früher oder später.«
    Die Distanz zu seinem Selbst verringerte sich.

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