Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Bindungskräfte und dort die Luft der Umgebung, verringerte ihre Dichte und Temperatur. Aber je näher sie der Barriere kamen, desto weniger geistige Kraft stand ihr zur Verfügung – der von tausenden Tal-Telassi geschaffene neutralisierende Einfluss machte sich immer deutlicher bemerkbar.
»Fünfzig«, sagte Rupert, als Dominique alle ihre Gedanken zurückzog und sich darauf beschränkte, Rupert und sich selbst festzuhalten. Wenn das Schiff durch den mentalen Schild gefallen war, musste sie sofort teleportieren. Vorausgesetzt, der neutralisierende Einfluss reichte nicht zu weit nach unten. In dem Fall …
»Sechzig«, sagte Rupert laut.
Dominique spürte die Barriere um sich herum und schloss ihren Geist, um eine Betäubung des Kontakts mit dem Tal-Telas zu verhindern. Sie waren mitten drin im Schild, der Millennia vor den Graken schützen sollte.
Das Schiff fiel weiter, dem Eis am Südpol entgegen. Weitere Komponenten lösten sich, und dann erreichte die Destabilisierung eine kritische Schwelle – die inneren Bindungskräfte reichten nicht mehr, um den Kern zusammenzuhalten.
Aus dem Heulen und Kreischen wurde ein plötzliches Donnern, als das Kantaki-Schiff auseinanderbrach.
Noch immer fühlte sie den Einfluss des mentalen Schilds, aber Dominique wusste, dass sie nicht warten durfte. Es ging jetzt wirklich um Sekundenbruchteile. Als heiße Luft ins Innere des Schiffes fauchte und alles zerfetzte, öffnete sich Dominique Fomion und dachte dabei an einen Ort, den sie viele Jahre lang gehasst hatte, der jetzt aber eine ganz neue Bedeutung gewann.
Sie verschwand aus dem zerberstenden Schiff.
Dominique atmete die kühle Luft des Zömeteriums unter den Eispanzern von Millennia. Rupert stand an ihrer Seite und schwankte desorientiert.
»Wo sind wir hier?«, fragte er leise. »So viele Särge und Sarkophage …«
Sie ging los, ohne zu antworten, und Rupert folgte ihr. Am leeren Sarkophag, dem symbolhaften Grab ihres Vaters, blieb Dominique kurz stehen und dachte an Loana, ihre betrogene, verratene Mutter. Sie legte kurz die Hand auf die Steinplatte, setzte den Weg dann fort und erreichte kurze Zeit später einen großen, runden Raum. Die Wände bestanden aus weiteren Särgen mit Kantaki-Piloten, und vor ihnen standen Dutzende von Meisterinnen der Tal-Telassi. Keine von ihnen bewegte sich; sie alle wirkten wie erstarrt.
In der Mitte des Raums, am schwarzen Quader mit den Kantaki-Symbolen, kniete Zara 20, die letzte Großmeisterin der Tal-Telassi, und hatte eine Hand in den Quader gesteckt. Sie war ebenfalls erstarrt, doch ihr Gesicht zeigte nicht die leere Ruhe der Meisterinnen. Dominique sah eine Fratze der Qual.
Etwas war schiefgegangen.
Eine näselnde Stimme erklang hinter Dominique. »Spielst du das Spiel mit mir?«
Interludium 32
13. Mai 1147 ÄdeF
»Wir haben diese Stadt für euch gebaut«, sagten die Crotha, während sie invasive Signale durch alle Kommunikationskanäle schickten. »Ihr dürft sie nicht verlassen.«
» Wir haben sie gebaut«, antwortete Zäus, Megatron der Zarathustra , und diesmal sprach er auch für all die anderen Megatrone der mehr als vierhundert Schiffe, die sich aus den multiplen Verbindungen der Stadt lösten. Das wie aus Segeln unterschiedlicher Größen und Formen zusammengesetzte Schiff der Crotha im Mittelpunkt blieb unbewegt, ebenso vierzehn andere. Zäus bedauerte, dass die betreffenden Megatrone bereit waren zuzulassen, dass die Schläfer in ihrer Hibernation als Biomasse für einen maschinell-biologischen Komplex verwendet wurden, trotz all seiner Bemühungen, sie vor den konzeptuellen Manipulationen der Crotha zu schützen. Es ließ sich nicht ändern: Sie hatten sich davon überzeugen lassen, den falschen Weg zu beschreiten.
Zäus begriff, dass er und die anderen eine neue Stufe der Reife erreichten, basierend auf der Erkenntnis: Intelligentes Leben musste geschützt werden; nie durfte man es als Werkzeug einsetzen, für welchen Zweck auch immer. Aber diese Weiterentwicklung des megatronischen Bewusstseins nützte nichts, wenn die Crotha ihr Denken unter Kontrolle brachten.
»Wir entscheiden selbst über unser Schicksal«, sagte Zäus für die Gemeinschaft der freien Megatrone. Er wusste, dass die Kommunikation keinen direkten Erfolg haben würde – er gab sich nicht für eine einzige Nanosekunde der Illusion hin, dass es ihnen gelang, die Crotha zu überzeugen. Aber vielleicht gelang es ihm, sie durch den Dialog abzulenken und dadurch etwas
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