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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Rupert, und dabei gewann sie den Eindruck, dass sich sein Gesichtsausdruck ein wenig verändert hatte. Sie hielt ihre Gedanken und Gefühle unter Kontrolle und ließ sich nichts anmerken, aber tief in ihrem Innern erwachte Hoffnung. Wenn es Rupert gelang, sich aus der Starre zu befreien …
    »Worum geht es bei dem Spiel?«, fragte Dominique, um sich selbst und Olkin abzulenken.
    »Oh, wenn ich dir das verraten würde, hätte es keinen Sinn mehr.« Olkin neigte erneut den Kopf zur Seite und richtete einen neugierigen Blick auf sie. »Woran denkst du hinter all den anderen Überlegungen?«
    Ein Gott sollte doch eigentlich alles wissen, oder? , lautete ein kodifizierter Gedanke Dominiques. Sie ging wieder und entfernte sich sowohl von Rupert als auch vom schwarzen Quader mit der knienden, starren Zara. »Die anderen Spieler, die ich gesehen habe … Hat einer von ihnen beim Spiel gewonnen?«
    Olkin grinste und zeigte dabei raubtierartig spitze Zähne. »Außer mir hat niemand beim Spiel gewonnen. Niemand hat mich je geschlagen.«
    Das stimmt nicht ganz , dachte Dominique, aber es war nicht ihr Gedanke. Er kam von woanders.
    Olkins Grinsen verschwand, und Falten bildeten sich in seiner Stirn. Er kam etwas näher, und Dominique nahm einen seltsamen Geruch wahr, der von ihm ausging.
    »Der Sinn des Spiels besteht darin herauszufinden, worum es bei dem Spiel geht, nicht wahr?«, sagte sie, und mit den Worten verhielt es sich so wie zuvor mit dem einen Gedanken: Es waren nicht ganz ihre eigenen.
    »Woher weißt du das?«, fragte der kleine, bucklige Humanoide, und Dominique glaubte zu spüren, wie kleine Finger durch ihr Gehirn strichen, auf der Suche nach Hinweisen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine weitere Veränderung in Ruperts Gesicht – diesmal hatte sich darin eindeutig etwas bewegt.
    »Ich habe Lebendigkeit gefühlt«, sagte Dominique und ging weiter, vorbei an den erstarrten Tal-Telassi. Ihr Weg führte in einem Bogen zurück, nicht direkt zum schwarzen Quader, aber in seine Nähe. Sie hütete sich noch immer davor, ganz bewusst an ihre Absicht zu denken. »Ist es vielleicht ein Spiel der Schöpfung?«, fragte sie.
    Einige Sekunden lang schwieg Olkin und starrte sie verblüfft an. Zeit genug für einige weitere Schritte.
    »Wer denkt in dir?«
    Dominique musste dafür sorgen, dass Olkin abgelenkt blieb und nicht darauf achtete, dass sie sich dem Quader näherte. Aber sie durfte ihn auch nicht zu sehr provozieren.
    »Du bist meinem Vater begegnet«, sagte sie. »Hast du mit ihm gespielt? Hat auch er beim Spiel verloren?«
    »Dein Vater«, brummte der Gnom, und diesmal gab er nicht zu erkennen, ob ihn die Worte verblüfften. »Dominik.
    Jemand, der sich sehr überschätzt. Oh, er glaubt, gewonnen zu haben, aber da irrt er sich.«
    Dominique war so überrascht, dass sie fast stehen geblieben wäre. »Er lebt?«, fragte sie vorsichtig. »Er ist damals nicht gestorben?«
    »Damals? Oh, für dich sind … wie viele Jahre vergangen? Dreiundzwanzig? Wie seltsam die Zeit sein kann, nicht wahr? Sekunden hier, Jahre dort. Und ihr glaubt, dass sie immer nur in eine Richtung strömt.«
    Olkin deutete auf einen Sarkophag, und durch die Scheibe in der Seite sah Dominique, wie sich an der jahrtausendealten mumifizierten Leiche darin neues Fleisch bildete. In wenigen Sekunden verwandelte sich der Leichnam in einen lebenden Menschen, in eine alte Frau mit grauem Haar, die sich entsetzt im Innern des Sarkophags umsah und dann mit den Fäusten an die Scheibe klopfte. Ihre Lippen bewegten sich, aber Dominique hörte nichts. Dafür empfing sie inkohärente Gedanken voller Schmerz und Verzweiflung.
    »Lass die Toten ruhen!«, sagte Dominique streng.
    Die lebende Frau in dem Sarkophag wurde wieder zu einer viele Jahrtausende alten mumifizierten Leiche.
    Etwas strich kalt über die Innenseiten von Dominiques Kopf. »Wag es nicht noch einmal, mir Befehle zu erteilen«, zischte Olkin, und in seiner Stimme hörte sie etwas, das absoluten Gehorsam verlangte. »Du ahnst nicht einmal, wie tief du unter mir stehst. Für mich bist du kaum mehr als … Ungeziefer. «
    Ein Egomane , diagnostizierte Dominique und erinnerte sich erneut an Mutter Rrirks Beschreibung eines kranken Halbgotts. Sie setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen und durchquerte den runden Raum langsam. Noch etwa zwanzig Meter trennten sie vom schwarzen Quader.
    Die Veränderungen in Ruperts Gesicht zeichneten sich noch etwas deutlicher ab, und beide Hände waren einige

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