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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hatte, der allein mit der Kraft seiner Gedanken töten und innerhalb eines Sekundenbruchteils jeden beliebigen Ort in der Horas erreichen konnte.
    Trotz seiner Konditionierung wünschte sich Dorim Allbur weit fort.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie eine Gestalt aus dem Nichts trat, ein Schatten, der sofort Substanz und Festigkeit gewann. Der Blick der dunklen Augen richtete sich auf Judith.
    Ein gurgelndes Geräusch kam von der Pilotin. Mit beiden Händen tastete sie zum Hals und rang nach Atem.
    Allbur stand plötzlich.
    »Lass sie in Ruhe, Rupert. Tu ihr nichts.« Er versuchte, einen empathischen Kontakt herzustellen, berührte dabei geistiges Feuer.
    »Sie denkt … anders.«
    Allbur hielt sich nicht damit auf, darüber zu staunen, dass Rupert zum ersten Mal seit langer Zeit sprach. Es ging um Judiths Leben.
    »Sie ist eine Lobotome«, sagte er so ruhig wie möglich und trat etwas näher. Das Gesicht der Pilotin hatte sich verfärbt, und die Augen traten ihr aus den Höhlen. Ihre Hände bebten am Hals und schienen dort nach einer unsichtbaren Schlinge zu suchen. »Ich erkläre dir, was das bedeutet, wenn du sie in Ruhe lässt, Rupert. Lass uns miteinander reden.«
    »Ich weiß, was es bedeutet.« Die Stimme des jungen Mannes war ein wenig rau, und er sah mit vagem Interesse auf Judith hinab. »Lobotome haben keine Gefühle mehr.«
    »Lass sie leben, Rupert.«
    »Leben, Tod … Was bedeutet das für jemanden, der nicht fühlt?«
    »Sie fühlt Schmerz , so wie du!«
    »Schmerz …« Von einem Augenblick zum anderen verwandelte sich Ruperts Gesicht in eine Grimasse, und er schrie wie jemand, der schlimmste Folterqualen erlitt.
    Allbur spürte, wie sein bionisches Implantat aktiv wurde und ihn vor dem destruktiven mentalen Orkan schützte, der von Rupert ausging und durchs ganze Schiff fegte.
    Durchs ganze Schiff, ohne durch das entropische Gefälle blockiert zu werden …
    Dorim Allbur dachte an die anderen Brainstormer, die in ihren Kabinen – ihren Zellen – hilflos Ruperts Hass und Zorn ausgeliefert waren. Diala, die seit Every in einer besonderen Beziehung mit ihm stand, würde den größten Teil der psychischen Flut empfangen, ohne sich dagegen wehren zu können. Allbur stellte sich vor, wie ihr Gehirn brannte und kochte. Das Implantat konditionierte ihn nicht nur, sondern schützte ihn auch, aber er litt trotzdem, mit den anderen, die jetzt starben, ohne dass er etwas für sie tun konnte.
    Judith spuckte Blut, röchelte ein letztes Mal und erschlaffte.
    »Hör auf!«, rief Allbur so laut er konnte. »Hör endlich auf, Rupert!«
    Der junge Mann verstummte abrupt und starrte auf das zweidimensionale Display. Allbur folgte seinem Blick.
    Die Schiffe der Vitäen hatten die Reste der Helleron-Station erreicht und änderten den Kurs. Einige blieben bei dem Wrack, aber die anderen hielten auf die Horas zu, die sich viel zu langsam von der Station entfernte. Es blitzte, und wenige Sekunden später schien die Hand eines kosmischen Titanen den Krankentransporter zu packen und zermalmen zu wollen.
    »Sie haben uns entdeckt«, brachte Allbur hervor.
    Rupert ging vor dem tiefen Display in die Hocke, wie ein Kind, das etwas Interessantes entdeckt hatte. »Sie sind gleich hier« sagte er leise. »Ich höre sie jetzt deutlicher. Aus ihrem Flüstern sind tausende von Stimmen geworden.«
    Das bionische Implantat des Psychomechanikers registrierte keine schädlichen mentalen Signale mehr und gab Allburs Empathie frei. Dadurch nahm er etwas Sonderbares in seinem Patienten wahr: freudige Erwartung.
    Eindeutig ein positives Empfinden.
    Der zweidimensionale Schirm zeigte ein Superschiff der Kronn, einen dunklen Riesen, der an der Helleron-Station vorbeiglitt und den viel kleineren Schiffen der Vitäen zur Horas folgte.
    Allbur war kein Pilot, aber er wusste, wie man die manuellen Kontrollen bediente. Mit einigen schnellen Tastendrucken beendete er den leisen Modus, reaktivierte die Bordsysteme und leitete sofort eine Beschleunigungsphase ein.
    Die Krümmer des Krankentransporters heulten auf und schalteten sich automatisch in den Ruhezustand, als plötzlich etwas das Schiff festhielt und die Gefahr einer kritischen Überladung bestand. Die quasirealen Projektionsfelder vor Allbur zeigten die Schiffe mit Furcht erregender Präzision. Ein grauer Schleier ging von einem Geeta-Schiff aus, hatte die Horas erreicht und hielt sie fest.
    »Eine Art Fesselfeld«, murmelte Allbur und begriff, was sich anbahnte: Die Vitäen schickten sich an,

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