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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Entratol dämpfte die destruktiven Empfindungen, schien aber auch die autistischen Tendenzen zu verstärken.
    Zu den nächsten Morden – beziehungsweise Todesfällen, verbesserte sich Allbur – war es während der Therapie gekommen. Rupert hatte sein Selbst zu Beginn ein wenig geöffnet und offenbar allein aus Neugier getötet: weil er sehen wollte, was geschah, wenn er bestimmte Dinge im Gehirn oder in den Körpern der Therapeuten veränderte. Später gelang es, seine telekinetischen Talente mit der richtigen neuralen Stimulierung zu unterdrücken, und daraufhin waren es seine mentalen Schreie, die anderen den Tod brachten. Ein einziges Mal hatte er mit den Händen getötet und nicht mit den Gedanken. Trauer erfasste Allbur, als er sich an den jungen Brainstormer auf Every erinnerte, kaum mehr als ein Kind. Aus irgendeinem Grund hatte sich Davin zu Rupert hingezogen gefühlt, eine sonderbare emotionale Konstellation, die von den Projektleitern ausgenutzt worden war. Doch dann, in einem der seltenen unbeobachteten Momente, hatte Rupert den wehrlosen Davin erwürgt. Der Grund dafür blieb Spekulationen überlassen. Vielleicht steckte wieder Neugier dahinter; vielleicht hatte Ruperts Geist beobachten und fühlen wollen, wie ein gegenständliches Element der eigenen Existenz, die Hände, eine andere Existenz, Körper und Geist, auslöschte.
    Vielleicht war alles nur Bosheit, völlig ohne Moral und Ethik.
    So lautete eine Theorie. Doch Allbur sah die Dinge aus einer anderen Perspektive, möglicherweise wegen seiner Konditionierung. Er hielt selbst die Morde für Hilferufe eines einsamen, verzweifelten, leidenden Ichs, das in den Fesseln eines Traumas gefangen war und sich nicht allein daraus befreien konnte.
    »Auf Onduran werden wir dir helfen können, Rupert«, sagte er langsam und deutlich. Er griff nach den Händen des jungen Mannes und stellte fest, dass sie kalt waren. Der Blick der dunklen Augen ging durch ihn hindurch, ohne ihn wahrzunehmen.
    Ein kleiner Medo-Servo flog ihm entgegen, und Allbur sah auf die Anzeigen, die über Ruperts aktuellen Zustand Auskunft gaben. Der Servo empfing die Daten von den medizinischen Sensoren, die über Ruperts Haut krochen, und den Nano-Assistenten.
    Allbur nahm erstaunt zur Kenntnis: Zwar dauerte die körperliche Schwächung an, aber es hatte eine neue Phase hoher geistiger Aktivität begonnen.
    Er musterte den jungen Mann und fragte sich, was hinter seiner Stirn passierte.
    Judiths Stimme klang aus dem Kom-Servo der Kabine. »Ich schlage vor, Sie machen sich auf den Weg zum Kontrollraum, Dorim.«
    »Was ist los?«
    »Wir bekommen Besuch. Aber es ist nicht die Zirze .«
    Die Zentrale der Horas bot wie der Beobachtungsraum eine virtuelle Welt mit einer Fülle an Informationen. Dorim Allbur war nicht wie Judith über biotronische Servi direkt mit den Bordsystemen des Schiffes verbunden, aber allein die quasirealen Felder vor ihm offerierten mehr Daten, als er aufnehmen und verarbeiten konnte. Er versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    Der Feind kam aus einer der Transferschneisen hinter den Resten der Helleron-Station: vier Superschiffe der Kronn, bestehend aus zehn Stachelschiffen mit jeweils über fünfhundert Dorn-Komponenten, gefolgt von Raumern der Geeta und Chtai.
    »Können sie uns orten?«, fragte der Psychomechaniker besorgt.
    »Wir befinden uns im passiven Modus«, erwiderte die recht angespannt wirkende Judith. Ihre Körpermasse fand in dem breiten Sessel gerade genug Platz. »Ich habe alle nicht unbedingt benötigten Systeme deaktiviert. Unsere energetische Signatur ist minimal. Außerdem befinden wir uns in unmittelbarer Nähe der alten Station. Ihre Masse schirmt uns ab.«
    Allbur hoffte, dass das genügte. Die Horas war ein Krankentransporter, kein Kriegsschiff und auch kein schneller Kurier, der sich mit einem kurzen Sprint zu einer der anderen Transferschneisen absetzen konnte. Wenn die Vitäen sie orteten, gab es kein Entrinnen.
    Den Schiffen der Chtai und Geeta folgte ein Moloch mit einem Durchmesser von mehr als zwanzig Kilometern, ein dunkler Gigant, der das Licht der fernen Sterne schluckte: Schale und Panzer eines Graken.
    Allbur beugte sich verblüfft vor. »Was hat eine solche Flotte hier draußen zu suchen? Mit einem Graken ?«
    »Ich bezweifle, dass der Helleron-Knoten ihr Ziel ist.« Judith fluchte leise und betätigte vor ihr schwebende virtuelle Schaltflächen. »Wenn wir feststellen, wohin diese Schiffe fliegen, können wir das

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