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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Mannes in der grauen Uniform signalisierten Hoffnung.
    »Na schön. Noch einmal in aller Deutlichkeit, für die Aufzeichnung …« Thorman blickte kurz zu Patric. »Psychomechaniker Dorim Allbur erklärt sich freiwillig bereit, die Tiefensondierung selbst zu leiten. Jasmin, Dorotea, Sie bleiben hier, für den Fall, dass … etwas schief geht.«
    Die medizinischen Spezialisten schoben eine zweite, einfachere Liege zum Kopfende der ersten, und Allbur streckte sich darauf aus. Als die Medos eine Interfaceerweiterung an seinem Kopf befestigten, verflog die Freude über den errungenen Sieg und wich Furcht. Plötzlich wurde ihm klar, worauf er sich einließ. Allbur fragte sich, was ihn dazu veranlasste, die eigene geistige Gesundheit zu riskieren, vielleicht sogar sein Leben. Lag es an der aufgrund von gemeinsamen Erfahrungen immer enger gewordenen Beziehung zwischen Patient und Therapeut? Oder schränkte das Implantat seine Freiheit noch stärker ein, als er manchmal befürchtete?
    Ein Prickeln wies darauf hin, dass sich ihm Nanosonden ins Gehirn bohrten.
    »Beginnen Sie«, sagte Keil Thorman.
    Allbur wollte noch einige Worte an ihn richten, bekam aber keine Gelegenheit mehr dazu. Ein abrupter Übergang tilgte das Laboratorium und alle Personen darin aus seiner Wahrnehmung. Das biotronische Pseudoselbst der Interfacehaube nahm sein Ich und verband sich mit Ruperts Bewusstsein. Ohne eine Barriere, ohne einen Filter für die schlimmsten Reaktionen.
    Der Psychomechaniker erschrak – Keil Thorman verzichtete bei dieser Tiefensondierung auf die sonst üblichen mentalen Firewalls. Was auch immer in diesem geistigen Kosmos geschah: Allbur war ihm schutzlos ausgeliefert.
    Das Pseudoselbst trug ihn weißgrauem Entratol-Dunst entgegen, in dem sich Ruperts Gedanken wie träge Würmer bewegten. Sie bildeten vertraute Muster, auch in diesem betäubten Zustand, und für Allbur fühlte es sich an wie der Besuch eines Ortes, den er gut kannte. Aus einem Reflex heraus schob er die Empathie in den Vordergrund, ließ sich von ihr den Weg weisen.
    Die Nebelschwaden eines anderen, schlafenden Ichs schlossen sich um ihn.
    Aber der Schlaf, vom Entratol erzwungen, betraf nur die Oberfläche. Dahinter und darunter, noch im Grau verborgen, brodelte ein Durcheinander aus vagen Erinnerungen, Gedankenfragmenten und Emotionsfetzen, losgelöst vom Bewusstsein, das sie normalerweise kontrollierte und zurückhielt.
    Dorim Allbur schob alles andere beiseite und konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe. Aus den trägen Würmern der peripheren Gedanken wurden huschende Schemen, ohne Form und Inhalt für ihn, denn er war kein Telepath. Das biotronische Pseudoselbst trug ihn viel zu schnell durch die äußeren Schichten von Ruperts Bewusstsein, und es blieben nur deshalb Zwischenfälle aus, weil Allbur den Weg kannte. Zahlreiche therapeutische Sitzungen hatten ihm die emotionalen Ströme und Strudel im Ich des Mörders gezeigt; er wusste, worauf es zu achten, was es zu vermeiden galt. Während er dem Pseudoselbst den Weg zeigte und versuchte, es zu verlangsamen, gelangte ein kleiner, ruhender Teil von ihm zu dem Schluss, dass Keil Thorman dies alles geplant hatte – vermutlich war es von Anfang an seine Absicht gewesen, ihn, Ruperts Therapeuten, für die Tiefensondierung einzusetzen, und nicht die beiden Tal-Telassi.
    Es spielte keine Rolle mehr, als Allbur die Zone des grauen mentalen Dunstes hinter sich zurückließ; er brauchte jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Die biotronischen Systeme, mit denen er verbunden war, erweiterten seine Wahrnehmung, und damit fiel es ihm leicht, den ersten stabilen Gefühlsstrang in einer turbulenten Zone zu erkennen: Zufriedenheit, mit Wurzeln in Erinnerungen, die aus der richtigen Richtung kamen.
    Die Bilder offenbarten sich abrupt, wie durch ein nicht richtig geschlossenes Fenster gesehen, das durch einen plötzlichen Windstoß aufflog. Die Korridore und Räume eines fremden Raumschiffs, Gesichter, die Allbur nicht kannte, in einigen von ihnen Furcht, in anderen Abscheu – er sah die Dinge aus Ruperts Perspektive. Weitere Szenen folgten, wie in einem rückwärts laufenden Film, und der Psychomechaniker glaubte, das Innere der Zirze zu sehen. Er ließ die stabilen Erinnerungsbilder etwas schneller vorbeiziehen und sah kurz darauf die Horas , aus dem Fenster eines Shuttles beobachtet: Die Krümmer des Krankentransporters waren beschädigt, und mehrere kleine Risse in der Außenhülle mussten zu Dekompressionen geführt

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